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Sex, Drugs & Größenwahn

Karel Gott. Die tollsten Dinge im Bereich der Kultur leistete sich in der vergangenen Woche nach Jahren der Langeweile endlich mal wieder die Pop- und Schlagerbranche. Es ging rund wie lange nicht, es gab Mord, verbotene Liebe und Größenwahn. Was echt um einiges mehr begeistert als Informationen wie die, dass Robbie Williams’ Hamster die Masern hat.

Fangen wir also an mit dem Größenwahn. Hier hat sich kein anderer als Karel Gott hervorgetan, der nun der Nachfolger von Vaclav Havel und der nächste Präsident Tschechiens werden will. Immerhin ist Gott nicht nur hierzulande vor allem bei Kindern unter zehn Jahren als Interpret der Titelmelodie der Biene Maja bekannt, in seiner Heimat ist er seit 40 Jahren der absolute Superstar. Warum also nicht: Karel Gott for president. Außerdem: Kann man sich schönere Schlagzeilen vorstellen als »Gott wird Präsident Tschechiens«, »Gott zu Staatsbesuch im Vatikan« oder »Gott gegen Krieg«?

Sex, Drugs & Kids

Michael Jackson. Kommen wir zur verbotenen Liebe. In der Dokumentation »Living with Michael« des auf Glam und Glitzer abonnierten Fernsehjournalisten Martin Bashir, die in der letzten Woche vom englischen Privatsender ITV ausgestrahlt wurde, kam es zu folgenschweren Enthüllungen Michael Jacksons vor der Kamera. Schon ist die Rede vom endgültigen Karriereende des ehemaligen King of Pop. Denn er bestätigte, regelmäßig Kinder in sein Bettchen mitzunehmen. Damit vermehrte er die aufgekommenen Gerüchte über seine angebliche pädophile Neigung.

Zwar ist die Dokumentation ein reißerisches Machwerk, das vor allem auf der Suche nach Schmuddel und Skandalen ist, aber dass der Spruch »Ich habe mit vielen Kindern im selben Bett geschlafen, die ganze Welt sollte das tun« missverständlich sein könnte, hätte Jackson doch einfach wissen müssen. Es scheint so, dass er auf seiner Neverland-Ranch der Realität zu weit entrückt ist, weswegen er von der Hysterie um Pädophilie nichts mitbekommen hat. Inzwischen ließ Jackson verlauten, dass sich seine Kuscheleien mit Kindern auf jeden Fall mit der öffentlichen Moral deckten, es wird also nicht gefummelt. Beruhigend.

Sex, Drugs & Mord

Phil Spector. Gut, George Martin hat mit den Beatles »Sgt. Pepper« produziert, King Tubby für seine Dub-Exkursionen die Arbeit im Studio revolutioniert, aber wohl nichts hat die Rockmusik so geprägt wie der von Phil Spector erfundene »Wall of Sound«. Der ist eigentlich ganz simpel. Man schichte den Klang von Instrumenten so lange aufeinander, bis selbst die dürrste Gitarre wie eine herannahende Lawine klingt.

In den Sixties prügelten sich alle um Phil Spector und seine magischen Fähigkeiten im Studio. Elvis, die Ronettes, alle wollten mit ihm arbeiten, und Spector galt schon mit 21 Jahren als Genie der Popmusik und verdiente Millionen Dollar. Danach war auch Phil Spector nicht mehr gefragt, nur sporadisch ließ er sich nochmals dazu bewegen, sich für eine Plattenproduktion ins Studio sperren zu lassen. Er verfiel zusehends. Alkohol, verletzte Eitelkeiten, das ganze Drama um einen, der zu früh ganz oben war, nagten an ihm.

In der letzten Woche wurde Phil Spector in seiner Villa in einem Vorort von Los Angeles festgenommen, weil auf seinem Anwesen die Leiche einer 40jährigen Frau und eine Schusswaffe sichergestellt wurden. Spector ist der bislang einzige Verdächtige für diesen Mord. Er könnte nachträglich zu einer der traurigsten Figuren des Pop werden.

No Sex, Drugs & Rock’n’Roll

Klassik. »Stockhausens buddhistisch unterfütterter Kreislauf des Daseins ist optimistisch.« So könnte es an dieser Stelle weitergehen, wenn wir auch so ein tolles Hochkulturfeuilleton wie die SZ hätten. Haben wir aber nicht. Bei uns langt es nur für die Meldung, dass Karlheinz Stockhausen, immerhin einer der renommiertesten Komponisten der Neuen Musik, nach 25 Jahren endlich seinen »Licht«-Zyklus mit einer Aufführung auf Gran Canaria zu Ende gebracht hat. Der Zyklus, von Stockhausen in die einzelnen Wochentage unterteilt, wurde nun durch den fehlenden Part »Sonntag« vollendet. Endlich! Danke! Tusch! Rascheln mit der Perlenkette!

Zuletzt war Stockhausen im Gerede, weil er den Crash zweier Passagierflugzeuge ins World Trade Center das größte Kunstwerk nannte, das er sich vorstellen könne. Später entschuldigte er sich für seine Äußerung, woraufhin Max Goldt meinte, dass es ja wohl kaum etwas Peinlicheres gäbe, als ein großes Theorie-Brimborium zum 11. September aufzufahren und sich später kleinlaut dafür zu entschuldigen. Womit er absolut Recht hat.

Nette Sizilianer

Ausgehverbot für Hunde. Sizilianische Bürgermeister, auf nach Berlin! Das muss man einfach fordern, wenn man hört, dass zwei von euch in den euch unterstehenden Käffern Prolo und Piraino nun ein Gassi-Geh-Verbot durchgesetzt haben. Auch wenn Tierschützer euch aufrechte Bürgermeister nun verklagen wollen, bleibt stark! Ach, wie schön wäre so ein Verbot auch in Berlin. Es gäbe keine Hundescheiße-Slaloms mehr und man müsste keine Angst mehr davor haben, einem dieser Köter zu nahe zu kommen.

Die Bösen und die Kleinen

DAF-Comeback. In der nächsten Woche erscheint nach vielen, vielen Jahren wieder eine Platte von DAF, den Helden der achtziger Jahre, die »Fünfzehn neue DAF Lieder« heißt. Gut ist sie nicht, aber interessant ist es schon, dass ausgerechnet in diesen Zeiten die Deutsch-Amerikanische Freundschaft ein Comeback versucht. Gleich das erste Lied der neuen Platte heißt: »Der Sheriff – anti-amerikanisches Lied«.