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Geld für Liebe

Love Parade. Erst im Dezember hatte die Love Parade GmbH mit dem Berliner Senat eine Rahmenvereinbarung für die nächsten vier Jahre unterzeichnet. Wer daraufhin hoffte, dass das jährliche Hin und Her, ob es eine Love Parade gibt oder nicht, in diesem Jahr ausfällt, hat sich zu früh gefreut. Am Freitag vergangener Woche meldete sich der Love-Parade-Geschäftsführer Fabian Lenz: »Es ist durchaus denkbar, dass ich die Veranstaltung innerhalb der nächsten vier bis fünf Wochen absage.« Die Rücklagen seien aufgebraucht, die Firma fährt 200 000 Euro Verlust ein und die Raverzahlen sinken. Vom bankrotten Berliner Senat kann sich die Love Parade nur ideelle Unterstützung erhoffen. Wenn innerhalb der nächsten Wochen keine Sponsoren gefunden werden, die 1,5 Millionen Euro aufbringen, tanzt nichts mehr. Die Grünen übten sich daraufhin in Kulturkritik. »Aus dem fröhlich-kultigen Szene-Event vom Anfang der 90er-Jahre ist eine ältliche Kommerzveranstaltung geworden«, meint Claudia Hämmerling, stadtentwicklungspolitische Sprecherin, zur Berliner Morgenpost. Damit überzeuge man keine Sponsoren. Vielleicht ist das ja die Gelegenheit, zu den Ursprüngen zurückzukehren: Ghettoblaster auspacken und selber machen.

Superstars gegen Grand Prix

Schlager. Und auch in der vergangenen Woche schimpften alle auf »Deutschland sucht den Superstar«. Besonders gemein waren sie zum knuffigen Daniel Küblböck. Bei »Kerner« urteilte der Choreograf Detlev »Dee!« Soost, der uns die Sangeskünstlerinnen von den »No Angels« geschenkt hatte, dass Daniel nicht singen könne. Auch die Konkurrenz vom Schlagerwettbewerb Grand Prix schaltete sich ein. Die taz-Sängerin Senait behauptete in ihrer wöchentlichen Kolumne, dass echte Künstler wie Tina Turner, Bob Marley und Lauryn Hill nie bei einer Show wie »Superstar« mitgemacht hätten. Da fragen wir uns sofort, ob echte Künstler beim Grand Prix mitgemacht hätten.

Währenddessen fordert die Bild die Entlassung von Superstar-Moderator Carsten Spengemann. Dieter Thomas Heck, Ingrid Steeger und der CDU-Politiker Bernd Neumann sehen in ihm ein schlechtes Vorbild für die deutsche Jugend. Spengemann wurde von einem Hamburger Amtsgericht zu einer Geldstrafe verurteilt, weil er einen teuren Cartier-Ring unterschlagen hätte. Darauf meldete sich ein Hamburger Visagist, dem Spengemann seinen Vuitton-Koffer gestohlen habe. Wir meinen: Bei solch ausgeprägtem Markenbewusstsein passen Spengemann und die deutsche Jugend gut zusammen!

Möge die Macht mit euch sein

Klonen I. 390 000 Briten gaben bei der Volkszählung 2001 als Religion »Jedi« an. Genau – Jedi wie die Jedi-Ritter aus den Star-Wars-Filmen. Damit gibt es in Großbritannien mehr Jedis als Buddhisten, Sikhs oder Menschen jüdischen Glaubens, enthüllten die vergangene Woche veröffentlichten Zahlen des britischen Statistikamtes. Damit sollte die Jedi-Religion nach Willen der Fans auch offiziell anerkannt werden. Dem ist leider nicht so, wie die Behörde mitteilte: Es gäbe zwar einen eigenen dreistelligen Code für die Sternenkrieger, sie werden bei der Auswertung jedoch den Ungläubigen zugerechnet. Ob die neue Religion die nächste Volkszählung überleben wird, ist fraglich. Der letzte Star-Wars-Film »Angriff der Klonkrieger« enthüllte die Grundsätze des Jedi-Glaubens: Danach werden Abkehr von sozialen Bindungen, Keuschheit und ein Armutsgelübde verlangt.

Auf zu grüneren Weiden

Klonen II. Dolly ist tot. Die Erzeuger von Dolly, das Roslin Institute in Schottland, teilten am Freitag vergangener Woche mit, dass das erste geklonte Säugetier aufgrund einer Lungeninfektion eingeschläfert werden musste. Es wurde nur sechs Jahre alt, ungefähr halb so alt wie normale Schafe. In ihrem kurzen Leben war Dolly ein Star: Noch nie wurde ein Schaf so oft fotografiert wie sie. Dolly hinterließ sechs Lämmer, auf die klassische Art gezeugt mit dem Hammel David. »Sie war das freundliche Gesicht der Wissenschaft«, sagt Dr. Ian Wilmut, Dollys »Vater«, der New York Times. »Sie war ein sehr liebes Tier, das an einem wichtigen wissenschaftlichen Durchbruch beteiligt war.« Ob Dolly sterben musste, weil sie ein Klon war, muss die Autopsie beweisen. Allerdings litt sie schon in frühen Jahren an Arthritis im Hüft- und Kniegelenk, was vermutlich an vorzeitigen Alterungsprozessen lag, die bei Klonen häufig vorkommen. Dollys sterbliche Überreste sollen dem schottischen Nationalmuseum in Edinburgh übergeben und dort ausgestellt werden.

Kriege, Alte, Lebenslänglich

Nachrichtenwert. Eine »Initiative Nachrichtenaufklärung« und das von investigativen Journalisten gegründete »Netzwerk Recherche« haben mal aufgelistet, worüber im Jahr 2002 so alles nicht berichtet wurde. Oder nur sehr wenig. Eine besondere Top-Ten-Liste also, die so aussieht: 1. Derzeit finden auf der Welt 15 Kriege statt. 2. In Altenheimen werden den Bewohnern häufig Psychopharmaka in großen Mengen verabreicht. 3. Die Haftzeiten von lebenslänglich Verurteilten in Deutschland sind oft erheblich länger als die gemeinhin vermuteten 15 Jahre. 4. Unmenschliche Abschiebungen. 5. Mittelständische Unternehmen als Expo-Opfer. 6. Irak als Entsorgungsplatz für alte Munition. 7. Blockade der UNO-Menschenrechtskommission durch Mitgliedsstaaten. 8. USA üben auf die Uno finanziellen Druck aus. 9. Risiken von Kindern suchtkranker Eltern. 10. Ostdeutsche Kommunen hoch verschuldet.