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Hand in Hand

Israel. Für Benjamin Netanyahu blieb nur das wenig attraktive Finanzministerium. So gelang es Premierminister Ariel Sharon, bei der Bildung der neuen Regierung, die am Mittwoch der vergangenen Woche die Zustimmung der Knesset erhielt, seinen wichtigsten Konkurrenten aus der Likud-Partei kaltzustellen. Die Regierungsbeteiligung der säkularen Shinui-Partei dürfte nun zu Konflikten mit dem orthodoxen Teil der israelischen Gesellschaft führen. Vor allem aber muss Sharon versuchen, ohne die US-Regierung allzu sehr zu verärgern, mit der Nationalreligiösen Partei und der Nationalen Union zu regieren, die die Gründung eines palästinensischen Staates ablehnen.

Unter Brüdern

Palästinensische Gebiete. Yassir Arafat scheint unterdessen seine eigenen Friedenspläne zu schmieden. In einem von der irakischen Zeitung al-Jumhuriyya wiedergegebenen Telegramm an »Eure Exzellenz, Bruder-Präsident Saddam Hussein« äußerte er die Hoffnung, man werde »zusammen, Hand in Hand, mit der Hilfe Gottes nach al-Quds al-Sharif (Jerusalem)« marschieren.

Teufel und Kolonialisten

Arabische Liga. »Warum ein außerordentlicher arabischer Gipfel?« fragte die Al-Ahram Weekly vor dem Treffen der Arabischen Liga im ägyptischen Sharm el-Sheikh. »Höchstens werden sie eine Erklärung veröffentlichen mit Phrasen wie: ›Wir wenden uns entschieden gegen jede Aggression.‹« Die tatsächliche Phrase lautete dann am Sonntag: »Die arabische Nation bekräftigt, dass die Entwicklung seiner Regime eine Frage ist, über die einzig und allein die Völker der Region entscheiden, fernab jeder ausländischen Einmischung.«

Obwohl diese Behauptung in den kommenden Wochen widerlegt werden dürfte, zeigte sich das irakische Regime erfreut über die Solidaritätserklärung. Ein Vorschlag der Golfmonarchien, Saddam Hussein den Rücktritt nahe zu legen, wurde abgelehnt. Zuvor hatte der libysche Staatschef Muammar al-Gaddafi den saudischen Kronprinzen Abdullah beschuldigt, eine »Allianz mit dem Teufel« geschlossen zu haben; Abdullah konterte mit dem Vorwurf, Gaddafi sei »ein Agent der Kolonialisten«. Bevor die Live-Übertragung abgebrochen wurde, erhielten die Zuschauer so noch eine kleine Lektion in Sachen arabischer Solidarität.

Eine Stinger fürs Kartell

Brasilien. Rio, Alaaf! Nach Behördenangaben sollen während der Karnevalszeit in Rio de Janeiro zusätzlich zu 36 000 Polizisten 3 000 Soldaten eingesetzt werden, um die Sicherheit in der Stadt zu gewährleisten. Bereits Anfang vergangener Woche zündeten Mitglieder von Drogenkartellen in Rio mehr als 20 Busse an, warfen Molotow-Cocktails auf Wohnhäuser und schossen um sich. Am Donnerstag wurde Luiz Fernando da Costa alias »Fernandinho Beira-Mar« (etwa: Küsten-Freddy) aus dem Gefängnis Bangu in Rio de Janeiro in das rund 500 Kilometer entfernte Gefängnis Presidente Bernardes verlegt, das mit einem Spezialsystem Handy-Signale abblocken kann. Küsten-Freddy, einer der bekanntesten brasilianischen Drogenbarone, wird von den Behörden für die Eskalation in Rio verantwortlich gemacht. Außerdem soll er Gangmitglieder instruiert haben, einen Rivalen umzubringen und eine Stinger-Luftabwehrrakete zu erwerben.

Suche ohne Grenzen

Kolumbien. »Die drei von unserer Organisation inhaftierten Gringo-Kriegsgefangenen werden zusammen mit anderen kolumbianischen Kriegsgefangenen freigelassen werden, sobald ein Austausch in einer großen entmilitarisierten Zone zustandekommt«, erklärte die größte kolumbianische Guerilla, Farc, in der vergangenen Woche der New York Times zufolge. Die Farc will die US-Amerikaner gegen in kolumbianischen Gefängnissen inhaftierte Guerillas austauschen. Mittlerweile hat sich herausgestellt, dass die am 13. Februar nach der Notlandung ihres Flugzeugs entführten US-amerikanischen »Contractors« für die Firma California Microwave Systems tätig waren, ein Unternehmen, das auf Funk- und Bodenüberwachung spezialisiert ist (Jungle World, 10/03). Die Suche nach ihnen geht in Kolumbien weiter. Regierungsbeamte aus den USA haben dafür zusätzliche Truppen angefordert. Mit diesem neuen Aufmarsch, so gaben sie zu, würde die Gesamtzahl der US-Soldaten in Kolumbien die vom US-Kongress gesetzten Grenzen überschreiten.

Auge um Auge

Thailand. Mehr als 8 700 Verhaftungen und 8,5 Millionen beschlagnahmte Amphetaminpillen kann die thailändische Polizei vorweisen. Allerdings blieben bei der am 1. Februar begonnenen Antidrogenkampagne auch 993 mehr oder weniger Verdächtige auf der Strecke. Diese Todefälle veranlassten Anfang der vergangenen Woche Asma Jahingir, den UN-Berichterstatter für außergerichtliche Hinrichtungen, zu der Mahnung, die Regierung möge auf die Einhaltung der Gesetze achten und eine Untersuchung einleiten.

Nach Angaben der Regierung wurden 16 Menschen von der Polizei in Selbstverteidigung getötet, alle anderen seien Opfer von Bandenkämpfen. Bislang wurden allerdings nur drei Verdächtige inhaftiert, allesamt Polizisten, die ein neunjähriges Kind erschossen haben. Und dass Premierminister Thaksin Shinawatra die Kampagne unter das Motto »Auge um Auge« stellte, dürfte die Polizei nicht als Mahnung zur Zurückhaltung verstanden haben.