Alles wird schlechter, weil …

… die unheimliche Lungenseuche Sars jetzt auch Deutschland bedroht. Als wenn die apokalyptischen Reiter dieser Tage nicht genug herumgaloppieren würden, nun auch noch das schwere akute respiratorische Syndrom! Ein 72jähriger Ruhrgebietler war nach einer Singapurreise erkrankt, soll aber, wie man hört, wieder wohlauf sein. Allein aus dieser Meldung geht allerdings hervor, dass es sich unterm Strich wohl eher um ein apokalyptisches Ponyreiten handeln könnte. Zum einen scheint auf die medizinische Versorgung in Deutschland Verlass. Zum anderen lehrt die biografische Erfahrung, dass um Viruskrankheiten mit vier Buchstaben anfangs immer viel Gewese (inklusive Schultheateraufführungen mit mannshohen Pappmaschee-Kondomen) gemacht wird, und am Ende die größte reale Bedrohung die paranoide erektile Dysfunktion ist. Die Angst vor Sars rangiert auf der Liste meiner persönlichen Ängste auf Rang 72 gleich hinter 71: Die Angst, von einem Block gefrorenen Flugzeugurins erschlagen zu werden. Nur um einen Freund, der seit kurzem in Singapur wohnt, machte ich mir ein wenig Sorgen. Er konnte mich beruhigen, indem er mir elektropostalisch mitteilte, die pragmatisch-autoritäre Regierung Singapurs habe die Lage im Griff. Sie habe die Krankheit kurzerhand verboten. Außerdem waren im Fernsehen diese schicken Kinder-Mundschutze mit Mäuseaufdruck zu sehen. Wenn man extrapoliert, welches Marktpotenzial darin steckt, wenn demnächst Designermundschutze weltweit zum modischen Accessoire und »Must have« avancieren, kann man Sars sogar etwas Gutes abgewinnen.

holm friebe