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in die presse

»Ich berichte die Wahrheit über das, was in Bagdad passiert, und werde mich dafür nicht entschuldigen.« Das sagte der Journalist Peter Arnett, nachdem er in der vergangenen Woche vom US-amerikanischen Fernsehsender NBC gefeuert worden war. Der Grund für die Entlassung war ein Interview, das Arnett dem irakischen Fernsehen gegeben und in dem er die Kriegsführung der USA kritisiert hatte.

Arnett berichtete im Zweiten Golfkrieg für CNN live aus Bagdad, wegen seiner Berichterstattung für Associated Press im Vietnamkrieg erhielt er den Pulitzer-Preis. Auch Bin Laden soll er einmal interviewt haben. Doch in Kriegszeiten wie diesen gilt: Don’t mess around with your enemies. Die heute so kriegskritische ARD mit ihren bunten, blutigen Bildern hätte sicher auch Konsequenzen gezogen, wenn sich ihr Balkan-Reporter, Friedhelm Brebeck, 1999 im jugoslawischen Staatsfernsehen gezeigt und die Kriegsführung der Bundeswehr im Kosovokrieg kritisiert hätte. In Afghanistan dagegen war die Versuchung für Journalisten, mit dem Feind zu sprechen, sowieso nicht so groß. Das Verhältnis der Taliban zum Fernsehen darf getrost als zerrüttet bezeichnet werden.

Nach der Kündigung bei NBC bot der britische Daily Mirror Arnett eine Anstellung an. Was aber will der Journalist im Daily Mirror aus dem Irak berichten? Doch nicht wirklich die Wahrheit? Die stirbt bekanntlich … na ja, Sie wissen schon. Ein Problem, das Arnett mit vielen seiner Kollegen teilt.

Wenigstens kann man mit großer Sicherheit davon ausgehen, dass Arnett sich tatsächlich im Irak aufhält. Ein Reporter aus Swasiland hingegen täuschte tagelang die Öffentlichkeit in seinem Land. Seine Rundfunkberichte, die er als Live-Übertragungen aus Bagdad verkaufte, entstanden im heimeligen Wohnzimmer. Bis der Journalist im Parlamentsgebäude in Mbabne gesehen wurde. Wenn man schon in den eigenen vier Wänden embedded ist, sollte man sich wenigstens nicht auf der Straße blicken lassen. Auch er dürfte freundlich gefeuert worden sein.

stefan wirner