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Mick & Keith haben keine Hobbies

Rolling Stones I. Bill Wyman, 66, ehemals Bassist der Rolling Stones, spricht im Interview mit dem SZ-Magazin das aus, was wir uns eh schon seit längerem (ungefähr seit 35 Jahren) gedacht haben: »Ich denke allerdings, dass Mick und Keith nur deswegen noch auf Tour gehen, weil sie nicht wissen, was sie sonst mit ihrer Zeit anfangen sollen.«

Eher dumm als böhse

Rolling Stones II. Für das Rolling Stones-Konzert am 8. August in Hannover wurden ausgerechnet die Böhsen Onkelz als Vorband gebucht. Wahrscheinlich kann man diese grenzenlose Dummheit nicht mal Mick Jagger und seinen Jungs selbst anlasten. Denn anzunehmen ist, dass sie noch nie davon gehört haben, dass es in Deutschland eine erzbeknackte Band namens die Böhsen Onkelz gibt, die einen Großteil ihrer unglaublichen Karriere der Tatsache verdankt, rassistische und rechtsradikale Texte zu grölen. Andererseits wollten die Stones ja auch bereits 1969 niemals damit gerechnet haben, dass die von ihnen organisierten Hell’s Angels als Ordner während ihres Konzerts in Altamont fähig sein könnten, in Erfüllung ihres Jobs Menschen zu töten. Sie waren aber fähig. Die Frage, die sich nun jedoch primär stellt, ist die, ob dem erneuten »Missverständnis« eher die Annahme seitens der Plattenfirma zugrunde liegt, Stones- und Onkelz-Fans hätten mehr gemeinsam, als bisher angenommen wurde. Oder die Annahme, Stones und Onkelz selbst hätten mehr gemeinsam, als man eigentlich dachte.

Auch Krieg ist nur eine Metapher

Donald Rumsfeld. Der amerikanische Verteidigungsminister wird immer mehr zur Kultfigur und wird in dieser Hinsicht dem ehemaligen irakischen Informationsminister nicht ganz unähnlich. Soeben hat der amerikanische Journalist Hart Seely gar ein Bändchen mit dem Titel »Pieces Of Intelligence« herausgegeben, das weise Gebrauchslyrik von Rumsfeld enthält.

Seely hat für seine Anthologie Reden und Interviews des bislang auch in literarischen Fachkreisen völlig unterschätzten amerikanischen Dichters, der wahrscheinlich bislang selbst nichts von seinem Talent wusste, analysiert und die schönsten Stellen herausgepflückt. Und siehe da, die unerwartet am Wegesrand sprießenden Blümchen blühen wunderschön. »Wie wird es enden?/Es endet/Das ist es«, heißt es in einer poetisch zarten Glanzleistung. Literaturpäpste dieser Welt, übernehmen Sie! Wir jedenfalls sind ganz hin und weg. Demnächst in dieser Reihe, versehen mit Zeichnungen von Günter Grass: »Die schönsten Sonette von Joschka Fischer«?

In der Tat: peinlich

Martin Walser. Bis die Fischer-Lyrik in die Buchläden kommt, kann es allerdings noch dauern. So lange heißt es: sich ärgern über deutsches Geraune, Gesülze und Gewalsere. In der Wochenendbeilage der SZ darf unser Nationaldichter Martin Walser seine Begeisterung für das Leben am Bodensee kundtun. So schreibt er über das Gefühl, in einem dieser trostlosen Käffer am Bodensee leben zu müssen: »Kann etwas peinlicher sein, als an dem Ort zu wohnen, an dem zu wohnen allein erträglich ist? Muss man sich nicht schämen, am bestmöglichen Platz zu wohnen? Man schämt sich. Aber man wohnt trotzdem da.«

Und so weiter und so fort. Es fällt einem ja ziemlich oft nicht leicht, dem Martin Walser zu folgen, aber warum muss der Mann denn andauernd hanebüchenen Quatsch verbreiten? Der Autor dieser Zeilen kommt selbst vom Bodensee, er muss es also wissen, und er muss sagen: Ja, es stimmt, man muss sich schämen, am Bodensee zu wohnen, und es ist auch erzpeinlich. Aber bestimmt nicht, weil man dabei das Gefühl hat, im eigentlichen Paradies zu wohnen, dort wo es »allein erträglich ist«. Sondern weil es nirgendwo so betulich altbacken, schwäbisch dumbfbackig, kurz: martinwalsrig zugeht wie in diesen Käffern am Bodensee.

Die wahre Geschichte

Memoiren. Ohne Scheiß, wir haben ihn auch schon gelesen, den jetzt schon abartig erfolgreichen Bestseller von Hillary Rodham Clinton mit dem Titel »Gelebte Geschichte«. Und weil wir uns schon immer gut mit der Ehefrau von Bill Clinton verstanden haben, dürfen auch wir vorabdrucken. Diese Woche Teil I, »Die innere Unruhe«: »Es war so ruhig im Weißen Haus, beinahe schon verdächtig still. Irgendwie überkam mich eine Unruhe, ich wusste selbst nicht, was mit mir los war. Bill war so seltsam gewesen heute morgen, wirkte unausgeglichener als sonst. Klar, der Job, mächtigster Mann der Welt sein und so, das kostet Energie. Aber irgendwie war da noch etwas anderes. Ich wurde immer nervöser. Ich beschloss, einfach mal nach Bill zu sehen, obwohl er meinte, er wolle nicht gestört werden. Warum eigentlich nicht? War doch sein freier Tag heute. Ich ging den Flur entlang, den ewig langen Korridor, in dem unsere Kinder früher immer Fangen gespielt hatten. Und da spürte ich es ganz deutlich, eine Frau merkt so etwas intuitiv: Etwas stimmt hier nicht! Stimmen, nein: Geflüster, aus Bills Arbeitszimmer. War das nicht die Stimme von …? Nein, das kann ja nicht sein. Nicht von der! Ich beschloss trotzdem, einfach nicht anzuklopfen. Ich riss die Türe einfach auf. Der Schrei gellte durchs ganze Haus.«

Ha! Auch gespannt, wie’s weitergeht? Bleiben Sie dran. Nächste Woche mehr in Teil II, »Wie alles noch viel schlimmer kam, als ich dachte.«