Home Story

Vielleicht ist es das Fax, auf das wir seit Jahren warten. Vielleicht ist es der reiche Onkel aus Amerika, der uns mitteilen will, dass er uns ein Vermögen vermacht. Vielleicht will er uns nach der Nummer des Kontos fragen, auf das er die erste Rate überweisen kann.

Vielleicht will uns aber auch irgendein Geheimdienst wichtige Unterlagen zufaxen. Enthüllungen über Wiglaf Droste etwa. Wir wären die ersten, die berichteten, dass er sich heimlich, wenn es keiner sieht, die Haare föhnt und sich nachts Gel reinschmiert.

Vielleicht sitzt der Absender auch in Brüssel. »Sehr geehrte Redaktion der Jungle World, Ihre ständige Kritik hat uns sehr betroffen gemacht. Nach ausführlichen Beratungen haben wir deshalb beschlossen, uns aufzulösen. Vielen Dank auch, und leben Sie wohl. Ihre EU.« So ein Fax wollten wir schon lange mal bekommen.

Aber egal wer tatsächlich dahinter steckt, lieber unbekannter Faxabsender: Fax uns die Story, das Geständnis, die Überweisungsformulare, die Geheimpapiere bitte an unser Faxgerät und nicht wie bisher an die Telefonnummer des Inlandressorts. Denn immer, wenn wir gerade mit der Schlussproduktion ringen, wenn wir arbeiten, dass die Köpfe rauchen, wenn wir auf die Autorisierung eines Interviews mit dem Bundespräsidenten oder einer klandestinen Antifa-Gruppe warten, kommt dein Faxanruf. Und zwar nicht einmal, sondern Dutzende Male hintereinander. Mal ist ein Monat lang Ruhe, und wir denken, wir hätten es überstanden. Doch dann erwischt es einen doch wieder am Hörer: die geheimnisvolle Mischung aus Piep und Ächz.

Glaub uns, das treibt uns in den Wahnsinn! Niemand traut sich mehr, ans Telefon zu gehen. Du bist noch schlimmer als der Drucker, der seit zwei Tagen spinnt und dabei ist, das ganze Internet auszudrucken. Du nervst uns mehr als der unersetzliche Ventilator, der so laut ist wie ein Traktor beim Abflug. Bitte, bitte, lass es sein! Lösch einfach unsere Nummer! Danke.