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Es war der Sommer der Umzüge. Haben Sie nicht auch wenigstens einen Bekannten, der seinen Urlaub mit Farbeimern und Tapeten verbrachte? Oder täuscht wieder einmal die persönliche Empirie? Ein mit uns befreundeter Verlag hat es jedenfalls gewagt, aus Berlin-Mitte nach Kreuzberg zu ziehen. Ob das nun ein Schritt in die Zukunft oder in die Vergangenheit ist, darüber ließe sich trefflich streiten. In jedem Fall ist es nun leichter, sich nach Feierabend zur Afterhour zu verabreden. Herzlich willkommen!

Derweil verfließen die Produktionswochen wie der scheidende Sommer. Drei Mal umgedreht, einen Text bearbeitet und schon verfärben sich die Blätter. Es gibt kaum Fixpunkte in all dem Wandel. »Transzendentale Obdachlosigkeit« heißt es im Evangelium nach Lukács.

Nur die KPV strukturiert den Redaktionsalltag. Denn auch wir haben eine Ahnung, was eine Ware ist und wie sie auf dem Markt bestehen kann. Um die Strategien zu verfeinern, treffen wir uns einmal im Monat zur kontinuierlichen Produktverbesserung.

Eine Kollegin oder ein Kollege bietet sich an, die Tore für einen Haufen hungriger und durstiger Redakteurinnen und Redakteure zu öffnen. Da wird nach Herzenslust gespeist, regionale oder internationale Küche, beim letzten Mal gab es bergeweise Spätzle, obwohl der gastgebende Kollege Rheinländer ist.

Und dann geht es los. Das Kreativsein, das Ideensammeln, das Fantasiehaben. Sprüche werden ausgedacht, Veranstaltungsreihen konzipiert, Kritik wird geübt und in die Zukunft wird gedacht. Woher kommen wir, wohin gehen wir? Was ist der Ursprung des Jungle-Universums? Wer hat eigentlich in dieser Woche Putzdienst? Und irgendjemand schreibt das Ganze mit, damit auch ja keine gute Idee vergessen wird.

Doch kennen Sie das Phänomen, dass Ideen, die man sich abends notiert und von denen man glaubt, dass sie den Lauf der Welt beeinflussen werden, am nächsten Tag manchmal völlig banal und nebensächlich wirken? Dass aus einer revolutionären, die Verhältnisse umstürzenden Parole dann doch nur ein Junk Word-Motto wird?

Was soll’s, die Spätzle waren lecker. Und der Wein auch.