Nachrichten

Rock’n’Roll

Wesley Willis ist tot. In dem äußerst gelungenen Dokumentarfilm »Golden Lemons« über die US-Tour der Goldenen Zitronen zusammen mit Wesley Willis, der seit kurzem in den deutschen Kinos läuft, ist Wesley Willis noch äußerst lebendig. In Wahrheit ist er jedoch ungefähr seit dem Kinostart tot. Erst jetzt erreichte uns die Meldung, dass der autistische und schizophrene Rockmusiker am 21. August verstorben ist.

Wesley Willis war ein absolutes Unikum. Seine Shows naturgemäß Freakshows, ein wenig wirkten seine Auftritte, das sprechen auch die Goldenen Zitronen im Film an, wie Zirkusnummern zur allgemeinen Belustigung des Volkes. Schließlich machte der Typ nicht im eigentlichen Sinne Musik, sondern er, ein über 300 Zentner schwerer Fleischklops, saß vor seinem Billigkeyboard und gewährte seinem Publikum einen Auftritt lang Einblick in seine ganz spezielle Wesley-Willis-Welt aus Paranoia, tiefer Herzlichkeit und dem Verlangen, als echter Rockstar anerkannt zu werden.

Natürlich war Wesley Willis Kult. Für seine Fans verkörperte er den unverfälschtesten Typus eines Popstars überhaupt, die absolute Antithese zur gecasteten Superstar-Brut, die im Fernsehen am Fließband produziert wird. Alles an ihm war hundertprozentig echt. Berühmt waren auch seine bizarren Kopfnüsse, die er mit seinen Fans austauschte und bei denen man gegenseitig die Schädel aneinanderrieb und sich »Rock and Roll« zurief. In diesem Sinne: »Rock’n’Roll will never die«. Wesley Willis starb an Leukämie.

Echt kein Märchen

Neues von Madonna. Der Zungenkuss zwischen Madonna und Britney Spears bei den letzten MTV-Awards war ziemlich schockierend. Wenn Britney damit tatsächlich zur offiziellen Nachfolgerin von Madonna gekürt werden sollte, dann gute Nacht, Popbusiness. Doch dass jetzt auch noch Kinderbücher von Madonna erscheinen, ist erst recht ein Hammer. Am 15. September ist es so weit, dann wird »Die englischen Rosen«, das erste von fünf angekündigten Büchern für Kinder, weltweit in 42 Sprachen gleichzeitig erscheinen. In dem Buch soll es, so Madonna, um Neid und Eifersucht gehen, und darum, dass beides nicht so schön ist.

Nackter Aufschnitt

Neues von Yoko Ono. Yoko Ono, die Witwe John Lennons, wird, im zarten Alter von siebzig Jahren, ihr berühmt-berüchtigtes Happening »Cut Piece« neu auflegen. Das müsste nun wirklich nicht sein.

Sie hatte dieses konzeptuelle Werk erstmals 1964 in Japan aufgeführt, um für den Weltfrieden zu protestieren. Im Laufe des Septembers will sie diese Protestform im Pariser Théâtre Le Ranelagh wieder beleben und die anwesenden Zuschauer auffordern, ihr die Kleidung mit einer Schere vom Leib zu schneiden – bis zum bitteren Ende. Dann soll das Publikum die Kleidungsfetzen denen schicken, die es liebt. Zur Begründung ihrer geplanten Aktion sagte sie, die politischen Umwälzungen nach dem 11. September und die damit einhergehenden politischen Spannungen in der Welt hätten sie zu diesem Schritt veranlasst. Und schloss mit einem Teekesselchen: »Cut Piece« sei ihre Hoffnung für »World Peace.«

Das Lied vom Tod

Charles Bronson ist verstorben. »Ein Mann sieht rot«, dieser Rachefeldzug eines Mannes, dem man alles genommen hat und dessen Familie ausgelöscht wurde, gilt, ähnlich wie »Dirty Harry« mit Clint Eastwood, Sozialpädagogen als äußerst verdammenswertes Machwerk. In beiden Filmen, so heißt es gerne, werde für die Selbstermächtigung eines auf die pure Gewalt setzenden Rächers plädiert, und das geht natürlich gar nicht. Weil der Weg aus dem Film in die Wirklichkeit nur ein kurzer ist, so die These der Sozialpädagogen.

Charles Bronson jedenfalls bekam das negative Image, das er durch »Ein Mann sieht rot« verpasst bekam, zeit seines Lebens nicht mehr los. Fortan galt er als der virile, politisch völlig unkorrekte Macho-Arsch mit zerfurchtem Gesicht.

Dabei begann die Karriere Bronsons weit vor seiner berüchtigtsten Rolle in den Siebzigern. Bereits in den Fünfzigern war er auf Action-Rollen bei Regisseuren wie Robert Aldrich oder Sam Fuller abonniert, also bei den wirklich harten Jungs Hollywoods. Auch für Roger Corman spielte er 1958 einen knallharten Gangster in dessen Film »Machine Gun Kelly«.

Seine berühmteste Rolle jedoch wurde die des Rächers in Sergio Leones Spaghetti-Western »Spiel mir das Lied vom Tod«, die ihm immerhin, wegen all den Runzeln in seinem Gesicht, die von Leone gerne in Großaufnahme gezeigt wurden, den Ehrennamen »Il Brutto – der Hässliche« einbrachte. Vorletzten Samstag ist Charles Bronson im Alter von 81 Jahren in Los Angeles gestorben.

Nascher leben länger

Neues zur Schokolade. Schön, dass es die seriöse Wissenschaft gibt. Die hat nun herausgefunden, dass Schokolade nicht nur dick macht und Karies verursacht, sondern auch gesund ist. Zumindest Bitterschokolade. Denn diese enthält so genannte Antioxidantien, die vermutlich die Gefahr von Herz-Kreislauferkrankungen verringern. Vollmilchschokolade hat diesen Effekt jedoch leider nicht, wahrscheinlich wegen der Vollmilch. Aber immerhin, Zartbitter ist ja auch ganz lecker. In Zukunft kann man also jedenfalls getrost leben wie ein Wahnsinniger und sich ungesund ernähren, als hätte man nie etwas von dem Wort »Gemüse« gehört. Abends eine Tafel Bitterschokolade, am Stück und unverdünnt eingenommen, und das Leben wird garantiert ewig und glückselig sein.