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Der McJob

Sprachkultur. Sprache verändert sich, das ist keine neue Erkenntnis. Auf diese Veränderungen im Alltagsgebrauch müssen irgendwann auch die Wörterbücher reagieren. So hat nun das amerikanische Merriam-Webster’s Colligate Dictionary in seine neueste Ausgabe den Begriff »McJob« aufgenommen. Diese Wortschöpfung stehe für »schlecht bezahlte Arbeit ohne Aufstiegschancen«.

Puh, das ist bitter. Bitter für McDonald’s. Und deshalb hat sich nun Jim Cantalupo, der Generaldirektor von McDonald’s, direkt an die Herausgeber des Wörterbuchs gewandt, denn die neu aufgenommene Vokabel sei »ein Schlag ins Gesicht all der Millionen Frauen und Männer, die in der amerikanischen Restaurantbranche arbeiten. Im Namen aller Menschen, die mit Stolz bedienen, Essen kochen und Geschirr abwaschen, sollten wir überein kommen, diesem Begriff nicht noch weiter Verwendung zu gewähren.«

Cantalupo kämpft hier natürlich gegen Windmühlen. Als Douglas Coupland in seinem Bestseller »Generation X« Anfang der Neunziger den Begriff »McJob« erfand, verbreitete sich der in rasender Geschwindigkeit, und seine Bedeutung hat sich längst manifestiert. Dabei definierte Coupland selbst seine Wortschöpfung noch weit härter als Webster’s. Coupland verstand unter einem »McJob« nichts weniger als einen »beschissen bezahlten, miserabel angesehenen, unwürdigen, nutzlosen Job ohne jede Perspektive«.

Kondomsuppe

Nouvelle cuisine. Wir alle kennen die Herr-Ober-da-ist-eine-Fliege-in-der-Suppe-Witze. Eine Restaurantbesucherin in den USA fand jedoch die Beilage in der ihr servierten Suppe alles andere als witzig. Denn in ihrer Muschelsuppe fand sie doch tatsächlich ein Kondom. »Ich dachte, es waren Calamares oder Shrimps oder so was, also kaute ich noch was davon«, schilderte die 48jährige Laila Sultan ihr kulinarisches Erlebnis. Nachdem sie genüsslich auf dem Präservativ herumgekaut hatte, spukte sie das Kauobjekt aus, erkannte, um was es sich handelte, rannte zur Toilette und übergab sich. Der Essgenuss der besonderen Art habe bei ihr Depressionen und Beklemmungen verursacht, gab sie an. Die ganze Sache soll nun vor Gericht geklärt werden. Die Frage, um die sich alles drehen wird: Wie kam das Kondom in die Suppe?

Verbot wird verboten

Zensurkontroverse. »Dschenin, Dschenin«, der Film des israelisch-arabischen Filmemachers Mohammed Bakri, darf nun doch in Israel gezeigt werden. Der Film, der die Auswirkungen von Kämpfen zwischen israelischen Soldaten und Palästinensern in einem Flüchtlingslager der Stadt Dschenin im Norden des Westjordanlandes zeigt, wurde von der israelischen Filmkammer verboten, weil er die Ereignisse »verzerrt« dargestellt habe. Nun hat das oberste Gericht in Israel dieser Einschätzung widersprochen mit der Begründung, das Verbot würde die Meinungsfreiheit über Gebühr einschränken. Der Film darf in Israel fortan gezeigt werden

Nach den Kämpfen in Dschenin wurde von palästinensischer Seite Israel vorgeworfen, ein Massaker verübt zu haben, was inzwischen auch von unabhängigen Beobachtern anders gesehen wird.

Dufters gute Sache

Trachtenkrieg. Es wurde aber auch Zeit, dass Maria Mathis Otto Dufter widerspricht. Er ist bekanntlich Vorstand des Gauverbandes I im Bayerischen Trachtenverband und teilte jüngst in der Jungle World mit, dass Mitglieder seines Verbandes nicht in Volksmusiksendungen des Fernsehens auftreten dürfen. Sie hingegen ist Moderatorin der Sendung »Im Stadl«, die bekanntlich jeden Sonntag von 20.15 Uhr bis 22.15 Uhr auf 9live zu sehen ist. Dufters Entscheidung sei ein Fehltritt, schreibt Mathis an Dufter, und »ich muss mich fragen, ob Sie überhaupt kompetent sind, die Sache der Volksmusikanten ›artgerecht‹ zu vertreten«. Die Künstlerin, die 1988 mit »Bring me Edelweiß« ihren Durchbruch als Sängerin schaffte, erinnert Dufter daran, dass der Bundespräsident am 9. November Deutschland als ein »Land der Freiheit und Toleranz« bezeichnete, und nun hofft Mathis, »dass Sie sich einmal mit dem Bundespräsidenten treffen«. Und das muss sie Dufter auch noch auf den Weg geben: »Eigentlich sollte man alle echten Volksmusikanten zum Aufstand gegen Sie aufrufen, denn egal in welcher TV-Sendung, jeder Musikant im TV ist ein guter Musikant, weil er seine Sache aufrichtig vertritt. Es gibt nur gute und schlechte Führer.« Es ist wohl gerade die Zeit, dass Maria Mathis das sagt.

Das gute Buch

Neue Belletristik. Erstmalig hat sich ein ehemaliger Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika als Romanschreiber versucht. Normalerweise ist es üblich, dass ehemalige Staatschefs ihre Autobiographien veröffentlichen, das wird von ihnen erwartet, und auf die von Bill Clinton ist man auch schon ganz gespannt. Doch Jimmy Carter hat nun halt mal etwas anderes versucht, seine Memoiren hat er ja bereits geschrieben. Sein Roman »The Hornet’s Nest« handelt nun von den Wirren des Revolutionskrieges in den US-Südstaaten aus der Sicht einfacher Menschen. Ach ja, vergessen haben wir noch zu erwähnen, dass Bill Clinton auch an einem Romanprojekt dran ist.

Gut bedient

Sexskandal. Die Frage, die uns derzeit alle brennend interessiert, ist die, ob Prince Charles es nun mit seinem Diener getrieben hat oder doch nicht. Im Königreich England ist jedenfalls bereits Panik ausgebrochen, man reagiert äußerst empfindlich auf das Ansprechen dieser Frage. In Le Monde wurde etwa in einem Artikel ausgiebig über Charles’ sexuelle Abenteuer mit seinem Diener spekuliert, weswegen die gesamte Ausgabe der Zeitung in England eingestampft wurde. Auch andere europäische Blätter, die ein wenig Spaß am Fabulieren über Charles’ verspätetes Coming Out hatten, wurden Zensurmaßnahmen unterworfen. Da wir von der Jungle World auch weiterhin in England gelesen werden wollen, werden wir uns natürlich nicht an den Spekulationen über die neuen sexuellen Ausschweifungen an Englands Hof beteiligen.