Schrecklich schlechte Witze

in die presse

Wo die Propaganda versagt, hilft vielleicht Satire weiter. Das scheint das Rezept zu sein, nach dem seit einigen Monaten in Frankreich eine recht mysteriöse Zeitung produziert wird, die optisch der Pariser Abendzeitung Le Monde ähnelt. Sie trägt den Titel L’iMonde, was gleich klingt wie »l’immonde« (das Schreckliche). Für drei Euro werden 16 Seiten geboten.

In der Dezember-Nummer hat es der ehrgeizige Innenminister Nicolas Sarkozy auf den Titel geschafft, der sich angeblich in »Madame Nicole Sarkozy« verwandelte, weil er erkannt hat, dass die Franzosen bei der Präsidentenwahl im Jahr 2007 lieber eine Frau wählen würden. Es bleibt bei diesem einen mehr oder minder witzigen Einfall. Wenn der dann aber über eine halbe Seite hinweg entwickelt wird, stellt sich rasch das Gähnen ein.

Über die Hintergründe des satirisch aufgemachten Le Monde-Verschnitts ist nicht viel zu erfahren. Die im Titelbalken angegebene Webpage (www.limonde.fr) existiert gar nicht. Das Impressum erweist sich auf den ersten Blick als Phantasieprodukt; es enthält verballhornte Namen von Le-Monde-Redakteuren. Aus dem Chefredakteur Jean-Marie Colombani etwa wird Jean-Marie Colonbéni (gesegneter Dickdarm).

Sieht man noch genauer hin, dann erkennt man auch den rechtsextremen Hintergrund der vorgeblichen Witzkanone. Ein nur oberflächlich witziger Bericht über die französischen Gefängnisse, die »einen Stern im Jail international Guide einbüßen«, weil sie an Komfort verlören, stellt sich bald als Hetze gegen so genannte kriminelle Immigranten heraus. Als nackte Propaganda erweist sich ein Bericht über das angebliche neue Konzept von UN-Generalsekretär Kofi Annan: »In wenigen Jahren werden die Ausländer in der Mehrzahl der Länder in der Überzahl sein. Aber wenn die Ausländer zahlreicher sind als die Einheimischen, dann sind sie auch keine Ausländer mehr. Man muss das nur noch den dummen und reaktionären Leuten im Westen beibringen.«

bernhard schmid