Alles wird besser, weil …

… endlich ein Ölgemälde von Helmut Kohl im Bundeskanzleramt hängt. Allzu lange wurde er als »Birne« geschmäht, doch im Grunde seines Herzens ist Helmut einer von uns: ein Hedonist, der keinen Gang eines Menüs auslässt, es auch bei den Sitzungen für sein Porträt nicht versäumte, sich und den Maler Albrecht Gehse mit gutem Wein abzufüllen, und ein cleverer Faulpelz, der sich zugleich als Kanzler, Parteivorsitzender und Abgeordneter bezahlen ließ, ohne sich jemals zu überarbeiten. Er verschmähte es nicht, auch mal auf nicht ganz legale Weise zu Geld zu kommen. Und im Gegensatz zu manchen anderen blieb er in der Konfrontation mit den Schergen des Staates standhaft und weigerte sich, seine Komplizen auszuliefern.

Kohls Rhetorik war konservativ, doch nicht linken Protesten, sondern allein seiner von unwissenden und böswilligen Kritikern als »Aussitzen« diffamierten geschickten Verzögerungsstrategie ist es zu verdanken, dass der Sozialabbau und die deutschen Weltmachtambitionen für lange Zeit gebremst wurden. Er selbst fasste seine Philosophie in einem Aphorismus zusammen: »Wichtig ist, was hinten rauskommt.«

Sein Porträt im Zentrum der Macht des puritanischen Preußentums aufzuhängen, ist deshalb ein Akt der Subversion. Jeden Tag wird Gerhard Schröder nun mit dem Bild dieses großen Müßiggängers konfrontiert sein und sich seinen Weg durch die zahllosen davor stehenden Pilger bahnen müssen, die in stiller Kontemplation einer Zeit gedenken, die, wie Kohls ehemaliger Staatsminister Anton Pfeiffer zu Recht betont, zu unseren glücklichsten Jahren zählte.

jörn schulz