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In diesem Jahr beginnen meine Weihnachtsferien schon am 1. Dezember. Nach zwei Monaten als Aushilfsredakteurin bei der Jungle World kann ich eine längere Pause gebrauchen.

Einige Leserinnen finden es mitunter anstrengend, die Texte in der Jungle World zu lesen. Andere Leser finden, dass die Texte mitunter so leicht und angenehm lesbar geschrieben sind, dass es eine Freude ist, sie zu lesen.

Das zweite ist schön, das erste ein Auftrag zur Verbesserung. Aber jeder der Texte, sowohl der leicht als auch der schwer zu lesende, ist durch die Redaktion gegangen, sprich: durch die redaktionelle Bearbeitung. Hier werden Artikel, die auf den ersten Blick wie super geschrieben erscheinen, aufmerksam geprüft, ob die Fakten stimmen und ob die elegante Metapher auch wirklich einen Sinn ergibt. Solches Redigieren heißt auch, freien Journalisten hinterherzutelefonieren, auf die Antwortmail der Autorin zu warten und sich zu ärgern, dass der Änderungswunsch erst kurz nach Redaktionsschluss kommt.

Während dieser Telefonate und Hin- und Her-Mailereien wollen noch Fotos ausgesucht, Überschriften ersonnen, etliche Meldungen zunächst rausgesucht, sodann überprüft und dann noch geschrieben werden, was, wenn man immer abgelenkt wird, weil man so viele Dinge gleichzeitig tut, auch nicht gerade besser oder gar, wenn es das Wort gibt: fehlerfreier klappt. Mal abgesehen von den wichtigen Fragen, warum eigentlich keine Kaffeefilter da sind, ob der Praktikant heute kommt oder an der Uni ist, welche Planungen für die folgende Woche schon angestellt wurden, und die kleinen und großen Sinnfragen, wie etwa die, wer sich eigentlich für die Jungle World den Mittwoch als Erscheinungstag ausgesucht hat. Der blöde Mittwoch hat zur Folge, dass die Zeitung am Montag in die Druckerei geht und dass also die meiste Arbeit in der Redaktion am Wochenende gemacht wird.

Immerhin, es gibt eine Küche in der Redaktion, mit genügend Milch schmeckt der Kaffee ganz gut, die Nichtraucher haben noch kein Rauchverbot durchgesetzt. Dafür riecht es hier manchmal schlimmer als in den Raucherabteilen der Bahn. Lüften geht nicht: Die Heizung macht, was sie will und an manchen Tagen ist es auch bei geschlossenen Fenster eiskalt in der Redaktion. Ja, aber man wird nett behandelt. Nicht so ein Gezicke und Gestresse wie in anderen Redaktionen. Die Arbeit ist schließlich anstrengend genug.

Und in meinem Fall ist sie ja nach zwei Monaten zu Ende.