Dialog beim Gänsebraten

Studentenbewegung

Warum Studentenstreiks leider meist nach Weihnachten beendet werden. Eine Beobachtung.

Die Studentin: Papa, die Hörsäle und Seminare sind total überfüllt. Man kann überhaupt nicht richtig lernen.

Der Vater: Ja, schlimm.

Die Studentin: In der Bibliothek fehlen oft gerade die Bücher, die ich bräuchte.

Der Vater: Das ist ja dumm.

Die Studentin: Die Mieten in der Stadt sind so hoch, und ich krieg’ keinen Nebenjob, so sehr ich mich auch bemühe.

Der Vater: Sehr beklagenswert, mein Liebes.

Die Studentin: Meine Kommilitonin Elfi sagt, wir müssen uns dagegen wehren.

Der Vater: Das verstehe ich, mein Schatz.

Die Studentin: Also haben wir demonstriert, trotz strömenden Regens. Wir haben sogar das Büro der PDS besetzt. Die waren so nett und haben uns »Gäste« genannt.

Der Vater: Aha.

Die Studentin: Nur die von der SPD waren doof. Einer nannte uns »Arschlöcher«.

Die Mutter: Na so was!

Die Studentin: Einmal waren wir 30 000 Studis auf der Demo.

Der Vater: Soso.

Die Studentin: Im neuen Jahr soll es weitergehen. Gleich am 5. Januar ist wieder eine Vollversammlung.

Der Vater: Hör mal, meine Kleine. Das ist ja alles gut und schön, was ihr da macht. Aber ich sage dir, es bringt nichts. Schau lieber zu, dass du endlich fertig wirst mit deinem Studium. Ich zahl’ dir auch nicht ewig die 500 Euro.

Die Studentin: Ja, Papa.

stefan wirner