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Die tolle Stimmung, die in Deutschland zum Jahresbeginn herrscht, hat natürlich auch uns erfasst. Die Redaktion birst nur so vor guten Vorsätzen und Reformwillen.

Große Pläne hat zum Beispiel das Feuilleton. Und es verspricht: Es wird keine Kürzungen vornehmen. Die Texte bleiben großvolumig und lang. Ein weiteres Großvorhaben ist der Ressortputz, im vergangenen Jahr immer mal wieder durchdiskutiert, aber aus terminlichen Gründen verschoben. Der Papierberg ist für die Kulturleute zu einer Belastung geworden wie damals der Butterberg für die EG. Abtragen!

Die Redaktion für Innenpolitik hat erst vor der Weihnachtsparty ihren Arbeitsraum gründlich gesaugt, und vermeidet blank geputzte Fensterscheiben, weil sonst die Sonne noch mehr blenden würde. Statt auf ein wohl sortiertes Archiv setzt man hier auf die wöchentlich neue, knallharte Recherche. Die leeren Colaflaschen im Inlandszimmer werden nicht aufgeräumt. Sie können zum Kegeln verwertet werden, das entspannt und macht kreativ. Als einziges rauchfreies, frischluftversessenes sowie durch und durch sportliches Ressort dienen die KollegInnen ohnehin schon als Vorbilder in Sachen Gesundheitsvorsorge. Gute Vorsätze würden also nur von den im Wochenrhythmus ausgegebenen Durchhalte- und Optimierungsparolen ablenken.

Für die atheistische International-Redaktion ist die christliche Zeitrechnung ohnehin irrelevant als Maßstab der Lebensgestaltung. Gute Vorsätze? Ein fauler Trick des Schweinesystems zur Optimierung der Ausbeutung! Wir aber beuten uns immer noch selbst aus und wollen auch in diesem Jahr den großen anglo-amerikanischen Helden Winston Churchill und Al Bundy nacheifern. Denn nur wer keinen Sport treibt und seinen Körper durch die Zufuhr von Alkohol, Nikotin und fettreicher Nahrung abhärtet, kommt gesund durch Zeiten der Krise.