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Gone, but not forgotten

Rocco Clein ist tot. »Heute, morgen, übermorgen« hieß Rocco Cleins Kolumne in der Intro. Ein Morgen und ein Übermorgen wird es für ihn nicht mehr geben, denn er ist letzte Woche am Montag an den Folgen einer Gehirnblutung gestorben.

Rocco Clein war einer der wenigen, denen das Schreiben über Popmusik zu so etwas wie Prominentenstatus verholfen hat. Dabei war er keiner dieser Popdenker, schmeckte seine Texte nicht mit irgendwelchen Diskursgewürzen ab, sondern war ein richtiger Aus-dem-Bauch-heraus-Schreiber. Gerne war er ganz unten mit den jeweiligen Rockstars, um die sich seine Texte drehten. Er beschrieb, wie man gemeinsam in Londoner Bars abstürzte oder wie er den Gitarrenkoffer von John Spencer zu dessen Gig in New York tragen durfte.

Viele Popschreiber versuchen, sich in ihre Texte als Teil einer Geschichte miteinzubringen. Meist wirkt dies peinlich, vermessen, bemüht. Rocco Clein jedoch wirkte nie wie ein Poser, ihm nahm man dieses dargestellte Leben mittendrin im Rock’n’Roll-Zirkus stets ab. Denn er bemühte sich erst gar nicht, halbwegs so etwas wie Distanz zum Rockgeschäft an sich aufzubauen. Er war immer erklärter Fan, immer Teil des Geschehens, und das mit aller Leidenschaft. Er gründete den Oasis-Hardcore-Fan-Club, die »Oasis-Ultras«, und war auch dessen Präsident. Er liebte den »echten« Rock, und seine allerliebste Band waren die Beatles, und man kann annehmen, dass sich in Cleins Nachlass wirklich jede obskure Platte dieser Band finden lässt, zumindest solange diese vor »Sgt. Pepper« erschienen ist.

Als Viva II noch existierte, war Rocco Clein zuständiger Redakteur für das vielleicht beste Format, das im Musikfernsehen jemals zu sehen war, für »Wah Wah«. Schon damals lautete sein Prinzip: Was ihm gefällt, wird hemmungslos gefeatured, alles andere wird mit Nichtbeachtung bestraft. Clein wurde dabei immer mehr zu einer Art Mentor junger, guter deutscher Bands. Er war befreundet mit Thees Ullmann von Tomte, der auch ein Mitglied der Oasis-Ultras ist, und es gibt so manche Geschichte von kleinen Bands, die zwar kein Budget für einen ordentlichen Videoclip hatten, dafür jedoch Clein als Fan. Und dieser schnitt für diese Bands ohne Bezahlung so manchen Clip in den Viva-Studios zusammen.

Nach Lester Bangs und Olaf Dante Marx ist mit Rocco Clein erneut ein Musikjournalist viel zu früh verstorben.

Hugh isst Brad

Filmgossip. Friss einen Menschen und du wirst Popstar. Wär’ das nicht eh was, Kannibalen-TV? Ihr bei RTL, lasst euch mal was einfallen! Die Sache mit dem Kannibalen von Rothenburg wird jedenfalls immer bizarrer. Laut Daily Star bemüht sich niemand anderes als Hugh Grant, der Schauspieler, dem Frauen immer so gerne durch das Haar fahren möchten, um die Filmrechte am Stoff. Hugh Grant will dann auch gleich selbst die Rolle des Verkosters übernehmen. Hugh Grant beim Verspeisen eines frisch gebratenen Penis, was für ein Imagewechsel das wäre! Für die Rolle des Opfers soll angeblich Brad Pitt im Gespräch sein.

Das rote Höschen

Fußball-Skandal. Etwas richtig Lustiges ist dem brasilianischen Fußballschiedsrichter Carlos Jose Figueira passiert. Bei einem Amateurspiel zog er statt einer roten Karte eine rote Frauenunterhose aus der Tasche. Dies fanden die versammelten Fußballspieler einigermaßen komisch, seine Ehefrau jedoch weniger. Sie verwies den Vater von vier Kindern umgehend aus dem Haus. Figueira behauptete zwar, die Unterhose sei als Geschenk für seine Tochter gedacht gewesen, doch seine Frau will ihm das nicht glauben und möchte die Scheidung einreichen, weil sie den Slip für das Corpus Delicti eines außerehelichen Vergnügens hält. Figueira brach das Fußballspiel nach seinem Fauxpas umgehend ab.

Jeder ist verdächtig

Kuba/USA. Ibrahim Ferrer, altehrwürder kubanischer Sänger, der durch Wim Wenders’ Film »Buena Vista Social Club« internationale Berühmtheit erlangte, darf nicht zu den Grammy-Verleihungen in den USA, zu denen er geladen wurde. Die US-Einreisebehörden lehnten Ferrers Einreisegesuch auf Grundlage eines Gesetzes gegen Terroristen, Drogenhändler und gefährliche Kriminelle ab. Der 76jährige Ferrer äußerste sich zu dem seltsamen Sachverhalt so: »Ich verstehe das nicht, weil ich nicht das Gefühl habe, dass ich ein Terrorist bin.«

»Endstufe« bei Eichborn

Literaturskandal. Thor Kunkels Roman »Endstufe«, der, wie üblich in diesen Fällen, noch nicht erschienen ist, aber schon das Attribut »skandalumwittert« trägt, wird von Eichborn verlegt. Zuvor wurde der Vertrag zwischen dem Autor, der mit »Das Schwarzlicht-Terrarium« bekannt wurde, und Rowohlt gelöst, weil dem Verlag der Stoff zu heiß war. In Kunkels Buch geht es angeblich um eine Art pornografische Darstellung der Massenvergewaltigungen deutscher Frauen durch russische Soldaten nach dem Einmarsch der Roten Armee gegen Ende des Zweiten Weltkriegs in Deutschland. Und um durchgeknallte Forscher des SS-Hygieneinstituts, die besessen einen Porno nach dem anderen drehen. Klingt, sagen wir mal: originell.

Champagner her!

Mediengossip. Die Leser der Intro wählten die Jungle World in ihrem »Leserpoll 2003« unter der Rubrik »bestes Magazin« auf einen respektablen 15. Platz. Und das, obwohl wir eine Zeitung und kein Magazin sind! Weit hinter uns gelassen haben wir jedenfalls echte Magazine wie The Face oder I-D. Das freut uns echt.