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Das echte Wasser

Coca Cola. Für Slavoj Zizek stand schon längst fest, dass Coca Cola weder ein Getränk noch ein Produkt ist, sondern das total abstrakte Glücksversprechen des Kapitalismus darstellt. Man denke nur an die Unsinnssorte »Cola light + coffeinfrei«! Alles, was ein bisschen putscht und die Nerven beruhigt, ist aus diesem Zeug entfernt worden. Fehlt also nur noch eine Cola, die ohne Wasser auskommt. Oder ein Mineralwasser, das gar keins ist. Genau diese Tour soll der Coca-Cola-Konzern probiert haben. Dasani heißt das Wasser, das den britischen Mineralwasser-Markt umkrempeln sollte und kostengünstig direkt aus einem Wasserhahn im Südosten Londons in die schicken blauen Plastikflaschen floss. Klar, dass Coca Cola nach Bekanntwerden des Quellorts mit Häme nur so überschüttet wurde. Judith Snyder, Produktmanagerin von Dasani, verstand die Welt nicht mehr und erklärte blitzschnell Leitungswasser zum absolut kostbaren Gut: »Wir würden nie sagen, dass Leitungswasser nicht trinkbar wäre. Es ist nur so, dass Dasani so rein ist wie Wasser nur sein kann – es gibt unterschiedliche Niveaus von Reinheit.«

Draußen vor dem Netz

Internet. Die Hoffnung, dass sich die Kluft zwischen Frauen und Männern bei der Nutzung des Internets kontinuierlich schließen würde, hat sich im Jahr 2003 nicht erfüllt. 59 Prozent Männer und nur 42 Prozent der Frauen sind 2003 online. Der Unterschied zwischen männlichen und weiblichen Usern, der 2002 14 Prozentpunkte betrug, stieg 2003 auf 17 Prozentpunkte an. Das ergab eine Analyse, die u.a. von Emnid und dem Verein »Frauen geben Technik neue Impulse« durchgeführt wurde. Zwar spielen Kriterien wie Alter, Bildung, Einkommen und berufliche Situation eine große Rolle, immer jedoch sortieren sich User und Nicht-User entlang der Geschlechtergrenze. Vorbildlich verhält sich der Nachwuchs, Schülerinnen (83 Prozent online) liegen ähnlich hoch wie ihre männlichen Kollegen (85 Prozent).

Von den Enkelinnen lernen heißt surfen lernen: Zwar steigt die Internetnutzung mit höheren Bildungsqualifikationen an, trotzdem gibt es bei der Generation der über 60jährigen mit Abitur bzw. Hochschulabschluss ein heftiges Gefälle zwischen Frauen (24 Prozent online) und Männern (44 Prozent online). Also, Mädels, helft euren Omas nicht nur über die Straße, sondern auch ins Netz.

Aber mit geduldiger Beratung allein ist es nicht getan: Denn Beschäftigung ist ein wichtiger Indikator für Onlinenutzung. Von der Arbeitslosenhilfe wird eher selten was für Computertechnik und Gebühren abgezweigt. 45 Prozent der arbeitslosen Frauen und 36 Prozent der arbeitslosen Männer sind nicht online.

Damit wird deutlich, dass so manches Projekt im Bereich E-Government, der Gesundheitsversorgung und dem virtuellen Arbeitsmarkt für die Zielgruppe völlig unerreichbar ist.

Geburtstag und Krise

Aufbau. Der 70. Geburtstag war schon in Sichtweite, da wurde dem ehrwürdigen Aufbau noch ein radikales Anti-Aging-Programm verordnet. Und so definierte sich das ehrwürdige Traditionsorgan im 68. Lebensjahr neu als eine »transatlantisch-jüdische Zeitung«.

Aber die Neuorientierung und der Versuch, jüngere Leserschichten zu gewinnen, fällt schwer, und der Zeitung gehen die Abonnenten aus. So könnte die Februar-Ausgabe auch die letzte sein, warnt der Verlag. Zum 70. Geburtstag ist jedenfalls eine fette Sonderausgabe erschienen, zu der Autoren wie Henryk M. Broder und Fritz Stern beigetragen haben. Seit Mai 2002 wird der Aufbau nicht nur in New York, sondern auch in Berlin produziert. Eine Hälfte erscheint auf Deutsch, die andere auf Englisch.

Zur NS-Zeit galt die Zeitung als wichtige Stimme der Emigration und veröffentlichte Beiträge von Thomas Mann, Albert Einstein und Hannah Arendt. Nach Kriegsende setzte sich der Aufbau für die Aussöhnung mit dem Nachkriegsdeutschland ein.

Raketenschnelles Comeback

Friedman. Alle tun es gerade, Nena, der Smokie-Sänger Chris Norman, die Weather Girls. Auch Michel Friedman bastelt an seiner Rückkehr ins Rampenlicht. Mit der Sendung »Im Zweifel für … Friedmans Talk« will der Mann, der zugegeben hatte, dass er die Dienste von Prostituierten in Anspruch genommen und dem Koks zugesprochen hatte, sein Comeback im deutschen Fernsehen schaffen. Lange hat er es ja nicht ohne die große Quatschbude Fernsehen ausgehalten. Und umgekehrt scheint er dem Fernsehen gefehlt zu haben. Besonders glamourös fällt das Comeback jedoch nicht aus. Friedman wird auf einem Premiere-Kanal für eine Handvoll Interessierter einen Rechts-Talk mit Gästen aus Recht, Politik, Wirtschaft und Unterhaltung präsentieren, der an eine Folge der Krimi-Serie »Law and Order« drangehängt wird.

Guildo for President

Schlagerstar. Er heißt Horst Köhler und kann singen und ist bekannt wie ein bunter Hund. In einem Interview mit dem WDR meinte Köhler, den alle bisher Guildo Horn nannten: »Ich bin ein Mann des Volkes und möchte, dass wir uns fortan in unserem kleinen Land alle mit Kollegin und Kollege ansprechen. Ansonsten werde ich natürlich ein Kompetenz-Team berufen. Das ist wie überall. Wie im Theater: Da kommt ein neuer Intendant, und dann müssen erst mal Köpfe fallen. Ich bringe mein eigenes Kompetenz-Team mit – die ›Orthopädischen Strümpfe‹ – und vielleicht noch so herausragende deutsche Gestalten wie Scooter vielleicht.« Von Reformen erzählt er nichts. Wie sympathisch.