Im Garten der Künste

Heiß und Eis V

Der beginnende Frühling fördert die Qualitäten des Saunabades in der Rykestraße in Prenzlauer Berg erst so richtig zu Tage. Denn was in der Kaminsauna der Kamin und im Wohnzimmer der Fernseher, ist im Saunabad der Innenhof: Nicht allzu groß, kiesbedeckt, mit diversen Sitzmöbeln in einladenden Nischen, geschmückt mit modernen Holzskulpturen, ist er das Zentrum der Wellness-Oase.

Schon vor dem ersten Saunagang im Blockhaus muss man ihn durchqueren, was bei Minusgraden Überwindung kostet. Die Duschvorrichtungen und das Tauchbecken trennt jeweils nur eine Tür von dem kleinen Paradies im Freien, und da die Sauna gut besucht ist, gehen diese Türen ständig auf und zu. Bei feucht-kaltem Winterwetter ist es deshalb auch in den Innenräumen feuchter und kälter. Hässliche Spuren der Natur setzen sich an den Badelatschen fest und innen wieder ab, weswegen dort überdurchschnittlich oft der Dreck zusammengeschrubbt werden muss. Schließlich versucht man, sich so lange wie möglich an dem hübschen Ort aufzuhalten, wo sich schon manch einer verkühlt haben dürfte.

Die Blockhaussauna ist voll belegt. Jedesmal, wenn eine Person in die warme Stube tritt, müssen die Gesäße von den Handtüchern gehoben und diese zusammengerückt werden. Selbst hier wirkt sich die Existenz des hübschen Hofes aus. Durch ein großes Glasfenster ist er frei einsichtig und verhindert klaustrophobische Anfälle bei den Insassen.

Beim Aufguss in dem 100 Grad heißen Raum, der bei geschlossenen Augen das Fegefeuer spüren lässt, werden Eiswürfel gereicht. Diese Gepflogenheit sollte in allen Saunen ab sofort zur Vorschrift erhoben werden. Da das Gerücht umgeht, die Finnsauna sei noch heißer und es müsse dort geschwiegen werden, wird ihr Besuch auf einen Tag verschoben, an dem sich der Lebenswille ohnehin nur rudimentär bemerkbar macht. Die kleine Feuchtsauna dagegen ist angenehm leer und lädt zu längerem Verweilen ein.

Das Publikum ist recht jung und ansehnlich. Freundliche Gesichter, geschmeidige Körper, ein beachtlicher Tattoo-Faktor. Da wird das Handtuch schon mal für kürzere Strecken lässig über die Schulter geworfen statt um die Hüfte gebunden. Ein junger Mann verträgt offensichtlich gar keine Textilien untenrum und präsentiert im Ruheraum mit weit gespreizten Beinen seine männliche Pracht, während er ansonsten in einen Bademantel gehüllt ist.

Mit 6,80 Euro für zweieinhalb Stunden muss man von einem im Vergleich mit anderen Etablissements dieser Art fairen Preis sprechen, wünschte man sich auch Umkleideräume, die dem Besucherandrang angemessen sind. Und noch einen ruhigen, etwas großzügiger angelegten Ruheraum, erreichbar etwa über eine kleine Wendeltreppe im Hof.

elvira hieb