G-L-O-R-I-A

ich-ag der woche

Sie ist der Stolz und zugleich das Flaggschiff der kolumbianischen Marine: die »Gloria«, ein uralter Dreimaster. Und sie dient zu Repräsentationszwecken aller Art. Im Mai sollte das ehrwürdige Monstrum mit Glanz und Gloria zu einem sechsmonatigen Trip in Richtung USA und Europa in See stechen. Der fällt jetzt wohl aus. »Lieber würde die Regierung sehen, dass das Schiff verrottet, als dass diese Art Kriminalität weiterhin unsere nationale Würde verrotten lässt«, verkündete die rechte Regierung am Freitag. Harte Worte. Was war geschehen?

Das kolumbianische Establishment hat zwei Probleme: Es führt einen schmutzigen Krieg gegen eine Guerilla, und es führt einen heldenhaften »Krieg gegen Drogen«, weil Kokain das Exportprodukt Nummer eins Kolumbiens ist. In diesem Rahmen wurde Perus Präsident Alejandro Toledo auf die Gloria eingeladen, um am Samstag mit kolumbianischen Militärs den verschärften Kampf gegen Koks & Co. zu planen. Doch zwei Tage zuvor erschütterte ein grausiger Fund die kolumbianische Nation: Im Maschinenraum der Gloria wurden 37 Pfund Koks und 22 Pfund Heroin entdeckt. Daraus lassen sich prima Speedballs mixen, die der drögen Drogenkonferenz den nötigen Schwung verliehen hätten, um der bewusstseinserweiternden Geißel ruckzuck den Garaus zu machen. Nun aber, nach Beschlagnahmung der Stoffe, dürfte sich der »Krieg gegen Drogen« noch jahrzehntelang hinziehen. Doch eine Hoffnung bleibt: dass der Stolz der kolumbianischen Marine so schnell verrottet wie die nationale Würde, auf die sich die Regierung beruft.

carlos kunze