Alles wird besser, weil …

… es jetzt billiger wird, schnell ins Himmelreich zu kommen. Eine Sünde ist schnell begangen, muss aber recht lange abgebüßt werden. Denn bevor ein Katholik der ewigen Seligkeit teilhaftig wird, muss er im reinigenden Fegefeuer schmoren. Das kann ein paar Jahrtausende dauern.

Muss es aber nicht, denn mit Hilfe qualifizierten Personals kann die Garzeit verkürzt werden. Nützlich sind insbesondere Totenmessen und Fürbitten. Die aber kosten in Deutschland etwa 50 Euro, und da es mit einer Fürbitte nicht getan ist, kann der Gläubige sich in der Sorge um den sündigen Verstorbenen schnell ruinieren.

Es sei denn, er wendet sich an einen indischen Geistlichen, der für knapp einen Euro denselben Service anbietet. Das katholische Outsourcing hat in Kerala eine neue Kategorie von Call Centern geschaffen. Die Nachfrage aus Europa und den USA ist groß. Um eine gleichmäßige Verteilung des Geldsegens zu gewährleisten und dafür zu sorgen, dass auch finanzschwache Inder zu ihrem Recht kommen, gestatten die Bischöfe jedem Priester nur noch eine aus dem Ausland bestellte Messe pro Tag.

Konfrontiert mit der indischen Konkurrenz und der Aussicht auf Lohndumping oder Arbeitslosigkeit für westliche Geistliche, werden Gewerkschafter jetzt zu Verteidigern des wahren Glaubens. Die britische Gewerkschaft Amicus, die auch Kleriker vertritt, kritisiert den Sieg des Mammons. Ihr Sekretär David Fleming empört sich: »Dies zeigt, dass kein Aspekt des Lebens im Westen heilig ist.«

jörn schulz