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Beatles, Stones, Oasis

Popbetrieb. Ein beliebter Rockmythos geht so: Die Beatles waren die Band für Mädchen und Warmduscher und die Rolling Stones die Band für Jungs, die die Mädchen abgekriegt und die Warmduscher verprügelt haben. Über die Jahre hinweg hat sich diese Zweiteilung der Popwelt aufgelöst. Velvet Underground etwa war die Band für Jungs, die gerne Mädchen gewesen wären und die sich selbst in die Warmduscher verliebten, die sich wiederum von den Mädchen verprügeln ließen.

Und heute sind wir so weit, dass der Sohn des ehemaligen Schlagzeugers der Beatles, Ringo Starr, zwar nicht bei den Stones einsteigt, aber immerhin bei Oasis, die wiederum klingen wie die Beatles, sich aber so verhalten wie die Stones. Vor allem Liam Gallagher, der Sänger der Band, hat den Ruf, das vielleicht arroganteste Arsch-loch der Popmusik zu sein, vor dem kein Hotelzimmer sicher sein kann und der auch einer handfesten Prügelei niemals aus dem Weg gehen würde.

Zak Starkey, Sohn von Ringo Starr, passt zu so einer Band mit so einem Sänger wie die Pilzkopffrisur zu den Beatles. Er flog aus der Schule, seine Eltern setzten ihn vor die Tür, er trank und spielte sogar in einer anderen legendären Rüpelband, The Who, bei deren Comebacktour als Drummer. Zak Starkey wird dafür sorgen, dass es bei Oasis in Zukunft noch mehr Beatles und noch mehr öffentlich demonstrierte schlechte Manieren gibt.

Beinahe Überschallgeschwindigkeit

Mofafahrer. Man kann sich noch gut daran erinnern, wie der ältere Bruder oder der große Freund der kleinen Schwester immer an seinem Mofa herumfummelte und danach stolz verkündete, dass das Ding jetzt 40 statt 25 Stundenkilometer bringen würde. Ganz eifrige Bastler holten aus ihren Kisten sogar 45 – 50 Stundenkilometer heraus, aber das waren dann auch die absoluten Frisierweltmeister.

Dieser Titel jedoch gebührt nun ganz bestimmt dem 39jährigen Mofafahrer, der in Essen bei einer Verkehrskontrolle aufällig wurde. Auf sagenhafte 126 Kilometer pro Stunde brachte er es auf seinem Zweirad, eine schier unglaubliche Geschwindigkeit für ein klappriges Mofa. Der Typ hatte außerdem noch nicht einmal einen Führerschein.

Schwedische Tristesse

Raucherelend. Nicht nur, dass der Regenwald weiter abgeholzt wird, Wale von japanischen Walfängern wieder gefangen werden und die Nordsee weiter beschmutzt wird, nein, auch der natürliche Lebensraum des ordinären Rauchers soll weiter eingeschränkt werden. Nach New York und Irland erwägt nun auch Schweden, das Rauchen ab Juni 2005 in Restaurants, Kneipen und Bars zu verbieten. Anders als in irischen Pubs sollen jedoch Raucherzimmer in den schwedischen Kneipen eingerichtet werden, in denen jedoch weder Kaffee getrunken noch sonst etwas verkonsumiert werden darf.

Endlich Friede, Freude, Eierkuchen

Die Love Parade ist abgesagt. Gut, das ist nichts Neues. Doch dieses Mal ist sie richtig und hundertprozentig abgesagt worden, nachdem in den letzten Tagen darüber spekuliert worden war, ob sie trotz der ersten offiziellen Absage vor fünf Wochen doch noch stattfinden werde.

Zur ersten Absage kam es, da den Veranstaltern angeblich 500 000 Euro fehlten, um den Techno-Umzug kostendeckend durch den Berliner Tiergarten leiten zu können. Daraufhin hatte man einen Sponsor gefunden, der das fehlende Geld bereitstellen wollte. Doch dann zerstritten sich die Paraden-Macher untereinander – natürlich ging es auch weiterhin ums Geld –, weswegen sie nun das endgültige Ende für die Love Parade 2004 bekannt gaben. Was im nächsten Jahr sein wird, ob die Love Parade dann wieder über Berlin kommen wird oder nicht, das steht noch in den Sternen.

Letztlich muss man sich angesichts des Love-Parade-Schlamassels den Worten von Berlins regierendem Bürgermeister Klaus Wowereit anschließen, der meinte: »Ich kann nicht verstehen, dass es nicht möglich sein soll, die Love Parade kommerziell zu organisieren.« Was machen die Macher der Love Parade GmbH eigentlich das ganze Jahr über? So schwer dürfte es doch nicht sein, für ein Riesenspektakel wie die Love Parade, das auch in diesem Jahr mindestens 500 000 junge, konsumfreudige Jugendliche angezogen hätte, genug Sponsoren zu finden. Oder doch?

Ist die Love Parade als Ausdruck der Technokultur am Ende so sehr in der Krise, dass potenzielle Werbekunden Angst haben, ihre Produkte mit der abgefrühstückten Parade in einen Zusammenhang zu stellen? Fast scheint es so. Dass Techno etwas angestaubt wirkt, das dürften selbst die in Wirtschaft und Industrie mitbekommen haben. Mit Hilfe von Techno lassen sich die eigenen Produkte nicht mehr als zukunftsweisend verkaufen, Techno ist der Sound von gestern. Und die Love Parade, die mit all ihren Tiergartenpinklern und biertrinkenden Ravern ausschließlich die ästhetisch und musikalisch degenerierteste Form von Techno repräsentiert, war schon vor ein paar Jahren von vorgestern.

Das vorläufige Ende der Love Parade bedeutet für Techno als Jugendkultur nun dennoch eine echte Chance, sich wieder auf das Wesentliche zu besinnen. In der Love Parade selbst hat sich jugendkultureller Aufbruch schon seit Jahren nicht mehr wiederfinden können. Wohl aber auf all den Partys, die traditionell am »Love Weekend« veranstaltet wurden und die es in diesem Jahr auch ohne den eigentlichen Anlass, die Parade, geben soll. Auf den Love-Parade-Partys, auf denen des WMF bis hin zu so mancher Freiluftveranstaltung, konnte man sich noch angenehm selbst feiern, ohne von Bierprolls angerempelt zu werden. Und außerdem war hier natürlich die Musik besser. Ein Love-Parade-Wochenende ohne Love Parade kann man deswegen für dieses Jahr nur begrüßen. Und schließlich haben wir ja auch noch die Fuck Parade.