Die rechte Hand

ich-ag der woche

Jeder wichtige Mann braucht eine rechte Hand, die ihm in guten und schlechten Zeiten zur Seite steht. Horst Köhler, der designierte Bundespräsident, hat seine bereits gefunden. Michael Jansen wird Leiter des Bundespräsidialamtes.

Köhler und Jansen kennen sich seit Jahren und haben neben ihrer Neigung, blendend weiße Zahnreihen in die Kameras zu halten, noch weitere Gemeinsamkeiten. Beide gehören zur CDU, haben einiges von der Welt gesehen und gelten als Männer der Wirtschaft.

Nach Tätigkeiten im Auswärtigen Amt war Jansen ab 1990 für die Degussa-Hüls AG als Generalbevollmächtigter mit »internationalen Konzernaufgaben« betraut. Dazu gehörte es, dem Unternehmen, dessen Tochterfirma Degesch an der NS-Vernichtungsindustrie gut verdient hatte, den Ruf zu verschaffen, die Firmengeschichte vorbildlich aufgearbeitet und sich um die Entschädigung von NS-Zwangsarbeitern verdient gemacht zu haben. Sogar als ein Soziologe im Jahr 1997 nachwies, dass die Degussa im Geschäft mit dem so genanntem Opfergold aktiver war als zugegeben, ging Jansens Taktik auf: Ansprüche abwehren, Almosen verteilen. Das kostet nicht viel, macht aber einen guten Eindruck.

Und zwar einen so guten, dass Jansen im Jahr 2000 zum Leiter der Stiftung »Erinnerung, Verantwortung, Zukunft« ernannt wurde, mit deren Hilfe sich die deutsche Industrie endgültig der lästigen Forderungen ehemaliger Zwangsarbeiter entledigen konnte. Kleinere Pannen zu Lasten der Opfer schadeten Jansens Leumund nicht. Die Wirtschaft nahm ja keinen Schaden.

Das Bundespräsidialamt bekomme einen »exzellenten« Leiter, sagte Köhler, der es ja wissen muss.

regina stötzel