LeserInnenworld

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Jungle World 23/04: McKinsey-Linke

National gedacht

Dass Staatsbetriebe von Kommunisten privatisiert werden, dass sie um ausländische Investoren werben, ist doch eine alte Geschichte. Auch in den ehemaligen Staaten des real existierenden Sozialismus, sowie heute in China, war bzw. ist dies der Fall. Die Ursache dessen war, oder ist, die oftmals registrierte Ineffektivität von Staatsbetrieben, Kooperativen und Betrieben unter Staatskontrolle. Es gab und gibt natürlich auch eine Menge solcher Betriebe, die Gewinn abwerfen. Wie aber sollten sich Kommunisten gegenüber der mangelnden Wirtschaftlichkeit von Staatsbetrieben verhalten, gerade auch in den Ländern der »Dritten Welt«? Der Kniefall vor dem transnationalen Kapital kann nicht der Weg sein. Eher sollte man der nationalen Kleinbourgeosie Anteile der maroden Staatsbetriebe relativ günstig verkaufen sowie sie an der Leitung dieser Betriebe beteiligen. Dies ist durchaus mit verschiedenen Formen der ArbeiterInnenkontrolle zu vereinbaren, und der Gewinn bleibt im Land, was bei transnationalen Konzernen eben nicht der Fall ist. Ohne nationale Bourgeoisie keine Entwicklung, und wo sie nicht vorhanden ist, muss man sie eben schaffen, und sei es indem man das Kleinbürgertum dazu erhebt. Dazu ein Schuss Protektionismus, und die Entwicklung wird schon in Gang kommen. Wenn Linksradikalismus die Kinderkrankheit des Kommunismus war, so ist der Rechtsopportunismus seine Altersschwäche. Zuerst verstaatlicht man einfach alles, und wenn dies nicht geht, fällt man vor dem transnationalen Kapital auf die Knie. Die Kommunisten in Indien und anderswo könnten sicherlich noch bessere Wahlergebnisse erzielen, wenn sie sich die Parole des Pragerfrühlings vom »Sozialismus mit menschlichem Gesicht« auf die Fahnen schreiben würden. Meines Erachtens könnte diese Parole sich heute dazu eignen, einer politischen Hegemonie näher zu kommen und vielleicht einige Länder aus dem imperialistischen Lager herauszubrechen.

ronny carstensen

Jungle World: Allgemein

Nur richtige Impulse geben!

Durch die Disko-Seite und wechselnde Schreiberlinge ist eure Position ziemlich undurchsichtig. Aber was den »Terror« betrifft, fühle ich mich doch sehr an die Gewaltdiskussion der achtziger Jahre erinnert. Von einem linken politischen Projekt möchte ich erwarten können, dass es sich für den Kampf gegen die Unterdrückung und für die Würde des Menschen einsetzt. Eine Zeitung sollte Impulse geben, aber keinesfalls die falschen. In zuversichtlicher Hoffnung auf baldige Besserung.

jakob venner