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The Wild One

Marlon Brando. Erst vor ziemlich genau drei Monaten feierte er seinen 80. Geburtstag. Die Feuilletons überschlugen sich geradezu mit Würdigungen, und es wurde bald klar, dass es nur ganz wenige Schauspieler gibt, denen eine ähnliche Verehrung zuteil wurde wie Marlon Brando. Die Filme, in denen er nicht nur mitgespielt hat, sondern die er geprägt hat, sind unsterblich. Sei es »Der Pate«, »Apocalypse Now« oder »The Wild One«, man wird sich immer an diese Filme erinnern, man wird sich immer an Marlo Brando in diesen Filmen erinnern. So ist es auch nicht verwunderlich, dass gerade wieder ein Film mit ihm in die deutschen Kinos gebracht wurde: Bernardo Bertoluccis »Der letzte Tango in Paris«. Wie er als liebestolles Arschloch durch eine Pariser Altbauwohnung wankt, die meiste Zeit nackt, das zu sehen, ist immer noch eine Wucht.

Was an Brando immer so faszinierte, war das Rebellische, das er als Schauspieler verkörperte und im wahren Leben auslebte. Einen seiner Oscars nahm er nicht an, um damit seinen Protest gegen ein Amerika kundzutun, das die amerikanischen Indianer beinahe ausgerottet hatte. Auch bei den Dreharbeiten, so heißt es, soll Brando noch jeden Regisseur mit seinen Launen das Fürchten gelehrt haben. Zuletzt soll Brando dennoch nicht gerade ein Leben geführt haben, wie man es von einem Hollywood-Star erwartet. Er soll so gut wie pleite gewesen sein und in einem Ein-Zimmer-Appartement gehaust haben. Manchmal bestraft das Leben selbst die Allerbesten.

Brando starb in der vergangenen Woche in einem Krankenhaus in Los Angeles.

Was macht eigentlich …?

Harald Schmidt. Dass Harald Schmidt mit einer eigenen Late-Night-Show demnächst ins Fernsehen zurückkehrt, wird immer unwahrscheinlicher. Der Mann hat anderes zu tun. Am Berliner Ensemble will er künftig monatlich auftreten. Doch viel aufregender ist die Meldung, dass Schmidt Schmidt spielen wird. In dem RTL-Film »Die Sturmflut« wird er Alt-Kanzler Helmut Schmidt verkörpern, der bei der Überschwemmungskatastrophe 1962 Hamburger Innensenator war. Der Film wird für deutsche Verhältnisse eine wahre Mammutproduktion. Acht Millionen Euro darf er kosten, und mitspielen werden Stars wie Götz George, Hannelore Elsner, Ottfried Fischer und Benno Fürmann.

Der Schöne und das Biest

Präsidentenleben. Wie man das Leben des US-amerikanischen Präsidenten verwurstet und damit eine Menge Kohle machen kann, das beweisen derzeit zwei recht unterschiedliche Männer. Michael Moores Anti-Bush-Film hat an einem einzigen Tag acht Millionen Dollar eingespielt und damit den bislang erfolgreichsten Dokumentarfilm aller Zeiten, Michael Moores »Bowling For Columbine«, überholt. Außerdem kletterte der Film auf den ersten Platz der Kinocharts in den USA. Für einen Dokumentarfilm sind das alles äußerst ungewöhnliche Zahlen und Summen. Denn normalerweise sind Dokumentarfilmer froh, wenn sie ihre Filmchen überhaupt in die Kinos bekommen. Doch »Fahrenheit 9/11« scheint nun den ganzen Filmmarkt umzukrempeln und zum Massenphänomen, zum Must-See-Movie, zu werden.

Moore hat in seinem Film versucht, ausschließlich die unschönen Seiten eines Präsidentenlebens zu durchleuchten, und sich damit eine goldene Nase verdient. Bill Clinton scheffelt nun Millionen, indem er darstellt, wie schön das Präsidentenleben aber auch sein kann. Moore zufolge machte Bush bislang alles falsch, Clinton zufolge machte Clinton alles richtig. Seine Memoiren, in denen zu lesen ist, dass Bill Clinton politisch beinahe unfehlbar gewesen ist, gingen nun in die dritte Auflage. In den ersten acht Tagen seit Erscheinen sind sie mehr als eine Million Mal verkauft worden, woraufhin die Gesamtauflage nun auf 2,6 Millionen Exemplare erhöht wurde.

Das große Lesen

Literaturkanon im Fernsehen. Das Bilden eines Literaturkanons ist äußerst beliebt. Denn so kann sich das Bildungsbürgertum immer wieder selbst bestätigen. Super! dachten sich die Verantwortlichen vom ZDF, das Bildungsbürgertum ist unsere Zielgruppe, wir haben ja auch einen Bildungsauftrag, also werden wir auch einmal einen richtigen Literaturkanon in unserer Fernsehshow »Unsere Besten – das große Lesen« zusammenstellen lassen. So etwas findet bestimmt sogar Johannes Rau super. Da die Gefahr natürlich groß ist, dass die ZDF-Zuschauer Rosamunde Pilcher auf Platz Eins voten, was für die Kulturnation ein gehöriger Dämpfer wäre, hat das ZDF vorsichtshalber eine Vorschlagsliste mit 200 Titeln erstellt, auf der all das zu finden ist, was man schon im Deutsch-Leistungskurs auf gar keinen Fall lesen wollte. Walther von der Vogelweide oder Annette von Droste-Hülshoff, das sind die Autoren, die man beim ZDF in der Top Ten sehen möchte. Vorbild für den Bücherwettbewerb ist die BBC-Sendung »The Big Read« in England, bei der 140 000 Briten mitwählten und wo am Ende ein Sieg für Tolkiens »Herr der Ringe« heraussprang.