Deutsches Haus

Das Jugendschöffengericht Tiergarten (Berlin) verurteilte am 2. August zwei 17jährige Deutsche zu zwei Jahren Haft auf Bewährung bzw. 90 Stunden Freizeitarbeit. Die beiden Jugendlichen hatten am 5. April zusammen mit einem Freund eine vietnamesische Imbissbude überfallen und den Besitzer durch Schläge mit einem Kantholz ins Gesicht schwer verletzt. Der Vietnamese hatte sich geweigert, einen Kasten Bier »anzuschreiben«, woraufhin die Jugendlichen ihn als »Scheißreisfresser« beschimpften und zusammenschlugen. Unbekannte beschmierten am 31. Juli in Berlin einen Gedenkstein, der an die Opfer der Gestapo erinnert, mit einem Hakenkreuz und der Zahl 18. Sie steht in rechtsextremen Kreisen für die Initialen Adolf Hitlers, den ersten und achten Buchstaben im Alphabet. In Amt Neuhaus (Niedersachsen) griffen am 28. Juli vier Neonazis vor einem Wohnblock Migranten an. Sie riefen rassistische Parolen und warfen Steine und Stöcke gegen ein Fenster des Hauses, berichtete die taz. Bereits am 27. Juli wurden in Fürstenwalde (Brandenburg) drei Asylbewerber angegriffen. Die drei Jugendlichen waren auf dem Weg zu einem Bekannten von zwölf deutschen Jugendlichen mit rassistischen Parolen beschimpft worden. Beim Versuch, die Deutschen zur Rede zu stellen, wurden sie angegriffen und im Gesicht und am Oberkörper verletzt. Die Polizei geht inzwischen von einem fremdenfeindlichen Motiv aus. Zunächst war von einer Auseinandersetzung zwischen Jugendlichen berichtet worden. Bereits am 17. Juli wurde eine Gruppe von acht Afrikanern in Potsdam (Brandenburg) von deutschen Fußballfans angegriffen. Dies berichetete der Verein Opferperspektive. Einem der Afrikaner stellten die Fußballfans demnach ein Bein und forderten ihn auf, den Zug zu verlassen: »Raus aus dem Zug. Hier ist nicht Afrika. Geh zurück nach Afrika!« Dabei riefen sie auch: »White Power!« Dann schlugen sie auf ihn ein und verletzten ihn am Hals. Als die Polizei eintraf, stellten die Beamten zunächst die Personalien der Angegriffenen fest. Den 35jährigen Kameruner, der verletzt wurde, wollten sie von seinen Begleitern trennen, doch er wehrte sich dagegen. Er erhielt inzwischen eine Vorladung der Polizei. Ihm wird Widerstand gegen Polizeibeamte vorgeworfen. Sowohl die Angreifer als auch die Angegriffenen wurden zur weiteren Feststellung ihrer Personalien auf eine Polizeiwache gebracht. Gegen zwei Uhr nachts wollten die Afrikaner die Polizeistation aus Angst vor weiteren Angriffen nicht verlassen. Daraufhin wurde ihnen mit einer Anzeige wegen Hausfriedensbruchs gedroht. Schließlich wurden sie von Polizeibeamten zum Bahnhof geleitet, wobei diese Videoaufnahmen von den Afrikanern gemacht haben sollen. Der Verein Opferperspektive erhob Dienstaufsichtsbeschwerde gegen die eingesetzten Beamten des Bundesgrenzschutzes und der Polizei. In diesem Jahr zählte der Verein bereits 58 rechtsextrem oder rassistisch motivierte Übergriffe in Brandenburg.

jb