Nachrichten

Scheiß Schifffahrt

Rechtschreibreform. Davon reden jetzt natürlich alle: Der Spiegel, die Süddeutsche Zeitung und sämtliche Blätter des Springer-Verlags wollen zur alten deutschen Rechtschreibung zurückkehren. Begründet wird dies mit der Behauptung, man wolle so dem herrschenden Rechtschreibungschaos einfach ein Ende setzen und sozusagen Fakten schaffen.

Die Befürworter der Reform freilich sehen das ganz anders und bezeichnen dieses Vorgehen als populistischen Akt, der den angeblich demokratischen Prozess der Rechtschreibreform konterkarieren würde, und befürchten, dass nun das Chaos erst so richtig ausbrechen werde.

Bislang wurde die Jungle World weder von Stefan Aust noch von Kai Diekmann gefragt, ob sie sich deren Aktion anschließen möchte. Doch wir sind für alle Eventualitäten gewappnet. Deutschland gemeinsam mit dem Spiegel und Bild ins Chaos stürzen, das fänden wir schließlich ganz arg super.

Schmeckt morgen auch noch

Die Queen. Der Trend zum Gürtel enger schnallen scheint ein internationaler zu sein. Nicht nur in Deutschland werden Hähnchenknochen inzwischen akribischer abgenagt als in den fetten Jahren, selbst die Queen of England kratzt den Teller inzwischen leer und lässt möglichst nichts Essbares verkommen. Der britische Fernsehkoch Gary Rhodes vom Sender BBC ließ nun verlauten, dass die Queen die Reste des Sonntagsbratens stets aufwärmen lasse, um sie am Montag als Füllung von Pasteten zu verspeisen. Resteesser können fortan also von sich behaupten, sie lebten wie die Königin von England.

The winner is: Schleswig-Holstein!

Schlagercontest. Beim jährlichen »Grand Prix d’Eurovision«, dem europäischen Schlagercontest, ist ja weniger die Hauptveranstaltung das Interessanteste, sondern die nationale Vorentscheidung, in der zunächst der Song gewählt wird, der Deutschland dann beim Grand Prix repräsentieren soll. Wer hier bereits alles antreten durfte, das ist schon ziemlich atemraubend, selbst Zlatko konnte man bereits bei einer dieser Vorentscheidungen bewundern.

Stefan Raab, der bekanntlich einen geschulten Blick für das extrem Peinliche hat, kam wohl deswegen auf die Idee, aus dem deutschen Gesangswettbewerb eine Show zu zimmern, die nicht mehr nur Auftakt für etwas Größeres, sondern gleich Hauptattraktion sein soll. 16 Teilnehmer soll es bei dieser geplanten Veranstaltung geben, schließlich soll jedes Bundesland einen eigenen Kandidaten stellen dürfen. Das ganze soll dann »Bundesvision Song Contest« heißen, und wer dann der tollste deutsche »Bundesvision«-Sänger ist, das soll per TED-Telefonabstimmung ermittelt werden.

Was das Ganze bringen soll, ist wie üblich bei derartigen »Deutschland sucht einen Star«-Veranstaltungen nur schwer ersichtlich.

Die Leider-leider-CD

Musikindustrie. Mal wieder was Neues von der lieben Plattenindustrie: Die BMG hat sich etwas ausgedacht, um Konsumenten wieder dazu zu bewegen, nicht jede CD zu brennen, sondern sich gelegentlich auch mal wieder eine zu kaufen. Und dafür soll ein neues, natürlich extrem ausgeklügeltes Preissystem beitragen. Dieses sieht vor, dass es fortan von einem bestimmten Tonträger gleich drei Versionen geben soll: Die Edel-CD für knapp 20 Euro, bei der man eine Bonus-DVD gleich dazu bekommt, die Standard-CD für 13 Euro, die auch nicht anders ist als CDs bislang, und die Leider-Leider-Scheibe, bei der das Cover fehlt und bei der, falls man sie irgendwo herumliegen lässt, sofort jeder sehen wird, was man doch für ein armer Schlucker ist, der sich keine anständigen CDs leisten kann.

In den USA ist dieses Konzept der BMG schon kläglich gefloppt, doch nun hofft man eben, dass die Deutschen eher dazu bereit sind, die hanebüchene Preisstaffelung der BMG zu akzeptieren.

Ein Superfreak

Zum Tod von Rick James. »Super Freak« hieß sein größter Hit, den er Anfang der Achtziger landete, ein Superfreak war Rick James auch selbst. Bekannt wurde er durch seine bizarren Bühnenoutfits, sein Bekenntnis zu Drogenexzessen und Frauengeschichten aller Art.

Rick James wurde nicht nur zu einer Ikone des Funk, sondern auch des Hip Hop. MC Hammer, der Rapper mit den ebenfalls äußerst kuriosen Outfits, baute seinen größten Hit »U Can’t Touch This« im wesentlichen auf den musikalischen Strukturen von »Super Freak« auf, und Hip Hopper aller Couleur haben James längst in die Galerie ihrer unsterblichen Vorbilder aufgenommen.

James war bereits in den Siebzigern ein Star, er sang für die Detroiter Hitfabrik Motown und landete eine Reihe von Nummer-Eins-Hits. Später war er auch als Songwriter für andere gefragt, er schrieb Hits für Eddie Murphy, The Temptations und Smokey Robinson.

Allerdings trat James eben nicht immer nur positiv in Erscheinung. So wurde er 1993 von zwei Frauen wegen Körperverletzung angezeigt und zu zwei Jahren Gefängnis verurteilt.

Nun ist James, nachdem er bereits vor sechs Jahren einen Schlaganfall erlitten hatte, in seinem Haus in Los Angeles im Alter von 56 Jahren im Schlaf verstorben.

Der Mann mit der Kamera

Zum Tod von Henri Cartier-Bresson. Er war »der Meister des Augenblicks«. Das konnte man in sämtlichen Nachrufen auf Henri Cartier-Bresson, einen der einflussreichsten Fotografen der Moderne überhaupt, lesen. Wir wollen uns dieser Erkenntnis einfach mal anschließen und darauf hinweisen, dass eine große Cartier-Bresson-Schau mindestens noch diese Woche,falls sie nicht sogar verlängert wird, im Berliner Martin-Gropius-Bau zu sehen ist.