Deutsches Haus

Die Berliner Ausländerbehörde schob am 11. August mehrere traumatisierte Flüchtlinge aus dem ehemaligen Jugoslawien ab, die seit Jahren in Berlin gelebt hatten. Dabei seien zwei Familien getrennt worden, heißt es in einer Erklärung des Berliner Flüchtlingsrates. Ein 40jähriger Mann, der nach Angaben seiner Ärztin akut suizidgefährdet sei, wurde durch die Abschiebung von seiner Frau und den beiden Kindern getrennt. Er war vor einigen Tagen in den Räumen der Behörde festgenommen und in Abschiebehaft gebracht worden, als er zur routinemäßigen Vorsprache erschien, um seine Duldung zu verlängern. Der Mann, der 1993 nach Deutschland gekommen war, befand sich wegen seiner Bürgerkriegserfahrung in psychotherapeutischer Behandlung. Der Asylantrag, den er in der Abschiebehaft stellte, sei unverzüglich abgelehnt worden, sagte seine Anwältin. Im zweiten Fall wurden der Vater und die ältere Tochter einer bosnischen Familie abgeschoben. Polizeibeamte holten am Morgen die Tochter an ihrem ersten Schultag in der 8. Klasse aus der Schule ab. Die Mutter und die jüngere Tochter können vorerst nicht abgeschoben werden, da sie einen Antrag auf Asyl gestellt haben. Am 30. Juli griffen Rechtsextreme in Potsdam einen 37jährigen Mann aus Afghanistan an einer Straßenbahnhaltestelle an und verletzten ihn. Am gleichen Tag verletzten in Gerswalde (Brandenburg) Rechtsextreme einen 24jährigen Asylbewerber aus Sierra Leone an einem Badesee. Am 29. Juli schlugen in Heringsdorf (Mecklenburg-Vorpommern) mehrere deutsche Jugendliche eine Gruppe von ebenfalls jugendlichen UrlauberInnen zusammen. Das berichtet der Verein »Landesweite Opferberatung, Beistand und Information für Betroffene rechter Gewalt in Mecklenburg-Vorpommern (Lobbi)«. Zunächst beschimpften die AngreiferInnen eine Frau mit dunkler Hautfarbe als »Negerin«. Dann schlugen sie auf die Gruppe ein. Dabei erlitten mehrere Personen Platzwunden, Gehirnerschütterungen und Prellungen. Ein 19jähriger wurde so schwer verletzt, dass er fünf Tage lang im Krankenhaus behandelt werden musste. Die AngreiferInnen befanden sich noch beim Eintreffen der Polizei an Ort und Stelle. Obwohl die Angegriffenen die TäterInnen identifizieren konnten, nahmen die Beamten nur teilweise deren Personalien auf. In Anwesenheit der Beamten gab ein Angreifer den Betroffenen den »Rat«, keine Anzeige zu erstatten, und verwies auf die Stärke der NPD. Bereits am 27. Juli bewarfen vermummte Rechtsextreme in Berlin eine asiatische Imbissbude mit Steinen. Nach Einschätzung der Regionalen Arbeitsstelle für Ausländerfragen, Jugendarbeit und Schule in Berlin ist rechtes und antisemitisches Gedankengut bei Jugendlichen in Berlin stark verbreitet. »Jude« sei inzwischen ein gängiges Schimpfwort. Antisemitische Vorfälle an Berliner Schulen hätten im vergangenen Schuljahr um etwa 25 Prozent zugenommen.

jb