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Radikale Literatur

Literaturmagazin. »Ein Freund, ein guter Freund, das ist das Schönste, was es gibt auf der Welt«, trällerte Heinz Rühmann, als der deutsche Schlager noch jung war. Von diesem Charme der frühen Jahre – wir denken an eine beschwingte Herrenlandpartie, Karo-Hemden, Eierlikör und exakt gezogene Pomaden-Scheitel – leiht sich nun der Titel einer neuen Literaturzeitschrift ein bisschen was aus: Der Freund wird das vierteljährlich vom Axel-Springer-Verlag produzierte Heft heißen, das anscheinend so gar nichts mit dem Fast-Food-Journalismus von Autobild, Computerbild etc. zu tun haben, sondern ein richtig ehrgeiziges Projekt sein möchte.

Konzipiert haben den Freund Christian Kracht, der als Herausgeber des Blattes fungiert, und sein Kumpel aus der »Tristesse Royale«-Laberrunde, Eckhart Nickel, der den Posten des Chefredakteurs übernimmt. Bilder, Fotos, Illustrationen wird es nicht geben, sondern nur Texte. Ob es eine literarische Programmatik geben wird, ist bisher unbekannt, rausgerückt wurden nur Namen. Vollschreiben sollen das Heft Moritz von Uslar, Rafael Horzon, Benjamin von Stuckrad-Barre, Rem Koolhaas, Nicholas Currie, Rebecca Casati und Vladimir Sorokin.

Los geht es mit der ersten Nummer am 23. September. Das Heft wird 10 Euro kosten. »Der Freund ist für Axel Springer ein Experiment, von dem wir überzeugt sind. Das Konzept der Zeitschrift ist radikal anders und publizistisch neuartig«, sagt der Verlagsleiter Tim Fabian Besser. Publizistisch neuartig und radikal anders ist für den Springer-Verlag vor allem die Finanzierung des Heftes. Es soll sich allein über den Verkauf finanzieren: Anzeigen wird es im Freund nicht geben. Kommt einem jetzt aber nicht wirklich originell vor.

Dünne schlafen länger

Wissenschaft. Als radikale Kritiker eines protestantisch-völkischen Arbeitsbegriffs sowie als Sympathisanten des guten alten Tunix-Gedankens interessieren wir uns natürlich brennend für das weite traumumfangene Gebiet der Schlafforschung und nehmen Ergebnisse, wie sie nun ein paar US-Forscher vom National Institut of Mental Health in Bethesda in die Welt posten, mit Jubel auf. Wer länger träumt, kommt schneller zur Traumfigur, sagen die Schlafforscher aus Bethesda. In einer Langzeitstudie über 13 Jahre beobachteten sie knapp 500 Probanden. Das Ergebnis fiel so aus: Teilnehmer, die nachts weniger als sechs Stunden schliefen, legten mit den Jahren am meisten Körpergewicht zu. Ein wissenschaftliche Erklärungsansatz lautet: Im Schlaf wird das Hormon Leptin freigesetzt, das den Appetit zügelt. Weniger wissenschaftlich, aber auch logisch: Wer schläft, isst nicht. Aber ist das wirklich ein Vorteil? Ob diese Ergebnisse also tatsächlich für den Anti-Arbeits-Diskurs der Linken relevant sind, ist noch umstritten.

Prädikat: Besonders schlecht

Oasis. Sie waren die Band der Neunziger und kacken jetzt richtig ab. Die britische Rockgruppe Oasis wurde gerade in Großbritannien zur schlechtesten Festival-Band des Sommers 2004 gewählt. 42 Prozent von 10 000 teilnehmenden Festivalbesuchern voteten in einer Umfrage des New Musical Express für die Gruppe. Auf dem zweiten Platz landeten die Neo-Glam-Rocker von The Darkness mit 26 Prozent, ziemlich dicht gefolgt von The Strokes, die von 17 Prozent der Leser in die Wüste geschickt wurden. Bitter für den New Musical Express, der die Band gehypt hatte wie nichts Gutes. Aber am Ende trauten die Fans einfach nur ihren Ohren bzw. trauten ihnen nicht, als The Strokes »Is This It« schrammelten.

Cannabis im Hause Harald

Drogen. Im norwegischen Königshaus, wo Königin Sonja und Harald V. ihre Regentschaft ausüben, soll die Welt ja noch in Ordnung sein. Auch der Nachwuchs, Prinzessin Märtha Louise und Prinz Haakon, gilt als gut geraten. Zwar geriet Haakon bei der Präsentation seiner zukünftigen Gattin vor drei Jahren kurzfristig ins Zwielicht, da seine Mette-Marit als Partygirl mit Drogenerfahrung galt. Nachdem sie öffentlich erklärte, ihre Vergangenheit furchtbar zu bereuen, schien die Sache allerdings erledigt.

Nun jedoch wurden in den Parkanlagen des Palastes mehrere »unerwünschte Pflanzen« entdeckt. Unkraut ist damit nicht gemeint, sondern Cannabis-Pflanzen in königlichen Beeten. Ein Sprecher des Palasts beteuerte, dass die Pflanzen natürlich umgehend zerstört worden seien, aber er sagte nicht, wie die Dinger in die royalen Parkanlagen gekommen sind.

Tolle Riesenglotze erfunden

Technik. Bislang bedeutete technischer Fortschritt, dass die Geräte immer kleiner werden, dass zum Beispiel aus Handys, die in den frühen neunziger Jahren noch die Ausmaße eines Plattenspielers hatten, Apparaturen vom Format eines Feuerzeuges wurden. Geht es bald wieder in die andere Richtung? Werden unsere DVD-Player, i-Pods und Computer demnächst zu wachsen beginnen? Werden sie sich wieder rundlichere Formen zulegen? Und markiert der LCOS-Riesenfernseher von Sony bereits diesen Wendepunkt?

Auf einer Haushaltsmesse in Indianapolis wurde das Mammut unter den Fernsehgeräten schon mal vorgestellt. Technisch ist es natürlich kein bisschen eiszeitlich, sondern State of the Art. Es basiert auf der Liquid-Crystal-on-Silicon-Technologie und misst stolze 70 Zoll (1,78 Meter). Bereits Anfang nächsten Jahres soll es in den USA über die Ladentische gehen bzw. von vielen starken Armen über die Ladentische getragen werden. Das Riesenbaby bekam den würdevollen Namen »Grand Wega TV« und hat den würdevollen Preis von 10 000 Dollar. Nun lautet natürlich die spannende Frage, wie viele Kunden bereit sind, für ihren Fernseher 10 000 Dollar hinzublättern, und wieviele Leute in ihrem Wohnzimmer ein Gerät vom Ausmaß einer Garage unterbringen können.