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Super, mega, ultra

Russ Meyer. Man nannte ihn den »King of the Nudies«, den »König der Sexfilmer«. Man verehrte ihn wahrscheinlich deswegen als den König, weil Russ Meyer nicht nur einfach Sexfilmchen für das Schmuddelkino am nächsten Bahnhof kurbelte, sondern weil er die teuersten, erfolgreichsten und besten Sexfilme drehte. Und natürlich solche, in denen die Stars die denkbar größten Oberweiten hatten. Manchmal wurde er all zu sehr darauf reduziert, ein Tittenfetischist zu sein. Zweifelsohne war er das auch. »Wenn ich nichts mit Frauen zu tun haben kann, die obenherum üppig gebaut sind, dann spiele ich lieber Karten«, hat er einmal gesagt.

Doch die Frauen, die in den Filmen von Russ Meyer herumturnen, werden eben nicht nur in den Dienst eines männlichen Blickregimes gestellt. Vielmehr werden die Frauen bei ihm zu regelrechten Superweibern, zu denjenigen, die den Männern – meist Arschlöcher, die dann doch nur den weiblichen Körper besitzen wollen – allein schon durch ihre überaus starke körperliche Präsenz zeigen, wo es lang geht. Dünnen Bratheringen hätte man wohl kaum abgenommen, dass sie »die Satansweiber von Tittfield« – so die überaus schlimme Übersetzung von »Faster Pussycat! Kill, Kill!« – glaubhaft hätten verkörpern können.

Es ging Russ Meyer immer um mehr als um das Inszenieren von Sex, und um Erotik ging es ihm schon gleich gar nicht. Sex war für ihn, so sagte er einmal, so etwas »wie Zusammenstöße auf dem Football-Feld«. Und dementsprechend ging es auch in seinen Filmen zu. Die Geschlechter prallten regelrecht aufeinander, das Bedürfnis nach Liebe oder Zärtlichkeit war ihnen fremd, gekuschelt oder so etwas wurde nie, gerammelt schon.

Geboren wurde Russ Meyer 1922 in Oakland, Kalifornien. Sein erster Erfolg war der Film »The Immortal Mr. Teas«, den er 1959 in vier Tagen abdrehte und der ihn gerade mal 25 000 Dollar kostete. Der Film, der sich um die Phantasien eines Narkosepatienten in der Zahnarztpraxis drehte, spielte prompt eine Million Dollar ein. Das Konzept, mit dem sich Meyer fortan an seine weiteren Filme machen sollte, war bald klar: »Ich gebe den Leuten, was sie wollen.« Sein persönliches Credo lautete: »Lust und Profit«.

Meyer war ein Kontrollfanatiker. Er machte alles selbst. Er war Regisseur, Drehbuchautor, Produzent und Verleiher in Personalunion, und um die Promotion seiner Filme kümmerte er sich auch noch selbst. Natürlich suchte er auch persönlich die Stars seiner Filme aus. Frauen wie Kitten Natividad, Lori Williams oder Tura Santana fand er in den einschlägigen Stripclubs, ihre Brüste waren riesig, das mit dem Schauspielern bekamen sie auch noch einigermaßen hin.

Das thematische Repertoire der Russ-Meyer-Filme war auf die Dauer natürlich recht begrenzt. Meyer wusste das auch selbst, er versuchte aber gar nicht erst groß zu variieren, sondern höchstens zuzuspitzen. Aus »Vixen« wurde ein paar Jahre später »Supervixens« und dann letztlich »Ultravixens«. Mehr, mehr, größer, größer.

Ende der Siebziger war dann Schluss mit den Russ-Meyer-Filmen, seine besten Werke hatte er eh in den Sechzigern gedreht. Bemerkenswert ist noch der Einfluss, den Meyer auf die Popkultur hatte. Nach »Mudhoney« benannte sich eine einflussreiche Grungeband aus Seattle, nach »Faster Pussycat« eine Glamrockband aus Los Angeles, und »Motorpsycho« gefiel einer berühmten Progrockband unserer Tage aus Trondheim in Norwegen so gut, dass sie sich nach diesem Film benannte.

Am vorletzten Samstag ist Russ Meyer in seinem Haus in den Hollywood Hills bei Los Angeles im Alter von 82 Jahren gestorben.

Einfach kaputt machen

Flick-Ausstellung. Widerstand gegen die Flick Collection, die seit letzter Woche im Hamburger Bahnhof in Berlin zu sehen ist, leistete in der vergangenen Woche eine 35jährige Frau. Natürlich können die Kunstwerke nichts dafür, dass sich mit ihrer Hilfe ein Erbe eines der größten Naziregime-Profiteure den eigenen Familiennamen rein waschen möchte, dennoch ist das Zerstören von Kunstwerken der Flick-Ausstellung der vielleicht direkteste Weg, Protest zu formulieren. Zwei Kunstwerke hat eine angeblich geistig verwirrte und »polizeibekannte« Besucherin nun demoliert. Von einem politischen Hintergrund wird zwar nicht ausgegangen, dennoch soll die Frau nach ihrem Zerstörungsakt gerufen haben: »Flick, jetzt bin ich zufrieden.«

Deutschland ist weg

Zeitschrift Dummy. Die eben erschienene vierte Ausgabe des Berliner Lifestyle-Polit-Irgendwas-Magazins Dummy widmet sich ganz Deutschland. Auf der Titelseite gibt es kein Bild, sondern es steht einfach Schwarz auf Weiß geschrieben: »Achtung: Es wird gleich anstrengend und frustrierend und langweilig und deprimierend und grau und auch ein wenig nervig. Willkommen in Deutschland. PS: Das Wetter wird auch scheiße.«

Lustig ist auch eine Europakarte in der Mitte des Heftes, auf der antideutsche Träume bereits wahr geworden sind. Polen, Frankreich, die Niederlande und Dänemark haben ihr Territorium so weit ausgedehnt, dass es Deutschland auf dieser Karte schlicht nicht mehr gibt. Nebenan wird man dann noch in ebenso lustiger Weise darüber informiert, wie man »antideutsch in zehn Schritten« wird.

Wer kommt noch zur Konferenz?

Kultusministerkonferenz. Eine der ehrwürdigsten Institutionen in Deutschland ist jetzt auf die Abschussliste geraten – die Kultusministerkonferenz, 1948 gegründet und damit älter als die Bundesrepublik. Viel zu alt, zu bürokratisch, sagen Kritiker wie der niedersächsische Ministerpräsident Christian Wulf. Der will aus dem Staatsvertrag aussteigen, womit dem Gremium die Rechtsgrundlage entzogen würde. Die Konferenz ist dafür zuständig, die in jedem Bundesland unterschiedlich geregelten Schul- und Hochschulangelegenheiten zu harmonisieren. Sie stellt zum Beispiel sicher, dass ein im liberalen Nordrhein-Westfalen unterrichteter Gymnasiast sein Abi auch im strengen Bayern bauen kann.