Herz, Merz und dies und das

Friedrich Merz tritt ab von lutz erkenstädt

Es ist an Lächerlichkeit kaum zu übertreffen. Friedrich Merz kündigte in der vergangenen Woche, gerade als die Fraktionen von CDU und CSU sich im Dauerstreit eingerichtet hatten, an, seinen Posten als stellvertretender Vorsitzender der Unionsfraktion zum Jahreswechsel zu räumen. Zudem stehe er nicht erneut für das CDU-Präsidium zur Verfügung.

Nun hat der Sauerländer, der Gefühle nur dann ernst nimmt, wenn er sie selbst hat, schon seit längerem verkündet, wie unwohl er sich im Schatten der Parteivorsitzenden Angela Merkel fühle, dennoch kam die Entscheidung gerade für die Hardliner in der Fraktion etwas überraschend. Denn die Konservativen befinden sich im Abwind. Wenn dieser Mann jedoch Gefühle hat, sind ihm Fragen der Parteidisziplin nicht mehr wichtig.

Und Merz ist verletzt. Zwar hat er selbst dafür gesorgt, dass Merkel bei der letzten Bundestagswahl nicht die Kanzlerkandidatin war. Dass sie ihn jedoch später als Fraktionsvorsitzenden ablöste, hat er ihr nicht verziehen, obschon er in den diversen Richtungskämpfen der Fraktion zumeist mit ihr einer Meinung war. Jetzt will er bockig auf dem Platz des einfachen Abgeordneten sitzen, und gewiss nicht nur, um die Diäten einzusacken. Offensichtlich will er, in dem Moment, wo Merkel zu schwächeln beginnt, von der neuen Parteiführung zurück »an die Spitze« gerufen werden.

Nun ließe sich annehmen, dass hier ein medienversierter Politiker ein Opfer seiner gekränkten Eitelkeit geworden ist, und der Fall damit abhaken. Doch die deutsche Politik ist so dumm, dass sie in diesem Rücktritt ein Anzeichen für die persönliche Krise der Parteivorsitzenden sieht, das ihrem gescheiterten Versuch, eine rassistische Kampagne gegen die Türkei zu fahren, ebenbürtig sei. Dabei ist Angela Merkel beileibe nicht ohne Machtinstinkt, im Gegenteil. Wenn nun, wie bei Redaktionsschluss noch diskutiert wurde, Wolfgang Schäuble, ehemaliger Parteivorsitzender und ewiger Notnagel der Partei, als braver Parteisoldat Merzens Posten einnehmen würde, wäre Merkels Position eher gestärkt als geschwächt. Doch selbst wenn das nicht geschieht, stellt Merzens Abgang für diese Frau kaum ein Problem dar. Solche Männer sind ersetzbar.