Nachrichten

Viva stirbt langsam

Viva. Die fetten Jahre des Musikfernsehens sind bekanntlich längst Geschichte. Dass es aber so mager werden wird bei Viva und MTV, wie die Programmpläne für 2005 andeuten, sorgte dann doch für Stress und Aufregung. Vor allem, weil ausgerechnet die Programm- Highlights wie die »Fast Forward«-Sendung mit Charlotte Roche und die »Sarah Kuttner Show« zur Disposition stehen. Es geht ans Eingemachte, so viel ist klar, wobei Viva, Viva plus, MTV, MTV2 pop zwar erhalten bleiben sollen, aber einem noch strengeren Quoten-Diktat unterworfen werden sollen. »Wir müssen Angebote machen, die dem Unterhaltungsverständnis unserer Zielgruppe entsprechen«, erklärte Catherine Mühlemann dem Magazin promedia und deutete vorsichtig an, dass man noch mehr Mode und Lifestyle wolle und noch weniger Musikjournalismus. »Fast Forward« und das HipHop-Magazin »Mixery Raw Deluxe« sind in den Sendeplänen, die jetzt den Werbekunden vorgelegt wurden, gar nicht mehr aufgeführt. Dennoch wolle man die Zusammenarbeit mit Charlotte Roche fortsetzen. Wie die aussieht, ist aber noch nicht bekannt. Das Magazin »Interaktiv« wird ebenfalls gestrichen.

Allen rausgekickten Formaten ist eins gemein: Es sind redaktionell betreute Formate, Sendungen, die von einem Team vorbereitet werden müssen. Das gilt auch für die erst im Sommer mit viel Tamtam gestartete »Sarah Kuttner Show«, die sich mittlerweile etabliert hat und von Kritikern wie Zuschauern als die bessere »Anke Engelke-Show« angesehen wird. Über das Schicksal der täglichen Live-Show war Unterschiedliches zu hören, zuletzt hieß es aber, dass die Sendung fortgesetzt wird, allerdings nur noch zwei Mal pro Woche gesendet wird, und auch das nur unter Vorbehalt. Die entstehenden Lücken im Programm sollen mit Billigmaterial aus der Konserve nach dem Vorbild von »Big Brother« gestopft werden.

»Viva in Köln steht vor dem Aus«, erklärte der Betriebsratsvorsitzende Thomas Diekmann in Köln. Er befürchtet, dass der Standort Köln dicht gemacht wird und die 290 Mitarbeiter ihren Arbeitsplatz verlieren. Er vermutet, dass die Berliner Viacom-Zentrale Viva in Köln ausbluten lässt. Viacom mit dem Viva-Konkurrenzsender MTV hält rund 98 Prozent an der Viva Media AG. »Man hält bei Viacom mit den Plänen hinter dem Berg, um den geplanten Beherrschungsvertrag und das Squeeze-Out der Kleinaktionäre nicht zu gefährden«, sagte Diekmann.

Viacom – der Konzern war erst im August in das Unternehmen eingestiegen – ließ verlauten, dass man sich derzeit eben in einer Umbruchsituation befinde. Ein Sprecher erklärte dem Nachrichtensender ntv, der nächste Schritt sei der angestrebte Beherrschungsvertrag. Erst dann sei Viacom mit MTV überhaupt in der Lage, etwas zu weiteren Plänen zu sagen. »Es wäre für alle Beteiligten sicherlich erfreulicher, wenn man ihnen einen konkreten Plan an die Hand geben könnte. Nur ist das im Augenblick nicht möglich.«

Verstunkener Käse

Vieux Boulogne. Welcher Käse stinkt am meisten, fragte sich ein britisches Forscherteam an der Cranfield-Universität in Bedfordshire und ließ alle greifbaren Käsesorten testen. Schlauerweise hielten die Forscher nicht ihre eigenen Nasen hin, sondern setzten eine computergesteuerte elektronischen Nase ein. Außerdem wurde eine Jury aus 19 hartgesottenen Freiwilligen zusammengestellt. Die menschlichen Nasen sowie das künstliche Riechorgan wählten schließlich den aus dem nordfranzösischen Boulogne-sur-Mer stammenden Käse namens »Vieux Boulogne« zum stinkigsten Käse. Der Käse, dessen Rinde mit Bier eingerieben wird, was zu heftigen Reaktionen der Enzyme und damit zum Riesengestank führt, ist in Großbritannien vorsichtshalber nur in zwei Spezialitätengeschäften zu erhalten.

Das »Weber«-Theater

»Weber«. Auch nach der Absetzung der umstrittenen Theaterinszenierung von Volker Lösch im Dresdner Schauspielhaus geht der Streit um die »Weber« weiter. Ist durch das Verbot die Freiheit des Theaters bedroht, oder hat das Theater das Leben von Sabine Christiansen bedroht? Darf man Gerhard Hauptmanns Naturalismus-Klassiker mit frisch-naturalistischem Zitatenmüll aus der Gegenwart düngen? Das sind die Fragen, die jetzt diskutiert werden. Anlass für den Streit ist die Aussage einer Figur in dem Stück, sie würde die Fernsehmoderatorin gerne »erschießen«.

Fakt ist, dass das Stück nicht auf Grundlage der von Sabine Christiansen erhobenen Unterlassungsklage abgesetzt werden musste, sondern aufgrund einer einstweiligen Verfügung des Verlags Felix Bloch Erben, der die Rechte an den »Webern« hält und die im Chor-auftritt untergebrachten Zitate von Dresdner Arbeitslosen nicht für vereinbar mit dem Geist des Dramas hält. Diesem extrem konservativen Plädoyer für Werktreue schloss sich das Berliner Landgericht an, indem es erklärte, es sei dem Regisseur »zwar nicht grundsätzlich verwehrt, sich gestalterisch im Sinne einer Modernisierung bzw. Aktualisierung zu betätigen, eine Hinzufügung komplett neuer umfangreicher Texte, die keinen inhaltlichen Bezug zu der von dem Werk erzählten Geschichte haben, überschreitet indes die durch Treu und Glauben gezogene Grenze«.

Das Dresdner Theater kündigte an, die rechtlichen Möglichkeiten ausschöpfen zu wollen, um das Stück, das jetzt alle sehen wollen, wieder spielen zu können. Auf einer Podiumsdiskussion am 25. November, die als Ersatz für das Stück ins Programm genommen wurde, appellierte Intendant Holk Freytag an den Verlag und die im Zuschauerraum des Schauspielhauses anwesende Enkelin von Gerhart Hauptmann, Anja Hauptmann, das Aufführungsverbot der Dresdner Inszenierung zu revidieren. Anja Hauptmann hat sich allerdings äußerst ablehnend über die Inszenierung geäußert und erkannte darin »Volksverhetzung«.