Nachrichten

Das Tsunami-Buch

»Der Schwarm«. In Frank Schätzings Bestseller »Der Schwarm« gibt es ein Kapitel, das mit »Tsunami« überschrieben ist. In diesem wird ausführlich beschrieben, wie sich ein Tsunami zeigt, bevor er an das Ufer klatscht, wie sich zuvor das Meer zurückzieht und all das, was wir inzwischen bestens aus dem Fernsehen kennen.

Nun hat sich der erste »Schwarm«-Leser beim Verlag Kiepenheuer & Witsch gemeldet, der einen Tag vor der Tsunami-Katastrophe an einem Strand im Süden Sri Lankas eben dieses »Tsunami«-Kapitel gelesen hatte. »Dieser Umstand hat am darauf folgenden Morgen 20 Personen das Leben gerettet, da ich im Gegensatz zu den meisten Betroffenen sofort erkannte, was da auf uns zurollte, und mich dadurch die richtigen Maßnahmen treffen ließ«, gab der aufmerksame Leser an. Lesen bildet also nicht nur, sondern rettet auch Menschenleben. (aha)

Back to Africa

Bob Marley. Im Februar wäre Bob Marley 60 Jahre alt geworden. Aus diesem Anlass will seine Witwe Rita Marley die sterblichen Überreste ihres Mannes exhumieren und von Jamaika nach Äthiopien verfrachten lassen. Als Grund für dieses Vorhaben gab sie an: »Bobs ganzes Leben drehte sich um Afrika, nicht um Jamaica.« Deshalb gelte: »Äthiopien ist seine spirituelle Ruhestätte.«

Im Sinne des Glaubens der Rastafarians, zu dem sich auch Bob Marley bekannte, ist die geplante Aktion Rita Marleys durchaus schlüssig. Denn für die Rastas ist ihr Leben in Jamaica ein Leben in der Diaspora. Die Rastas bekennen sich zu Marcus Garveys »Back to Africa«-Bewegung und verehren Haile Selassie, den letzten König Äthiopiens als eine Art Gottheit. Sollte Bob Marley nun tatsächlich in Shashemene, das 250 Kilometer entfernt von Addis Abeba liegt, begraben werden, würde er, seinem Glauben nach, in die Heimat zurückkehren. (aha)

Für mehr weißrussischen Pop

Die Radioquote. Aleksander Lukaschenko hat Antje Vollmer und ihren Freunden aus dem deutschen Radioquotenbefürworterkreis bewiesen, wie man das eigene Anliegen auch ohne lästige Diskussionen durchpeitschen kann. Der Präsident Weißrusslands, Europas Vorzeigediktator, hat »Musikwoche.de« zufolge einfach per persönlicher Verfügung veranlasst, dass ab sofort im weißrussischen Radio 80 Prozent weißrussische Musik gespielt werden muss.

Ein Problem dürften die weißrussischen Sender bekommen, die sich auf Popmusik spezialisiert haben. Denn weißrussische Popmusik läuft ziemlich schnell Gefahr, als allzu regierungskritisch zu gelten. So wurde erst im vorigen Jahr ein Haufen Bands verboten, die an einem Konzert teilgenommen hatten, auf dem Lukaschenko nicht ausschließlich als Spitzentyp gefeiert wurde. Allzu viel unverdächtiger Pop aus Weißrussland bleibt da nicht übrig. (aha)

Huygens im Nebel

Raumfahrt. Gebirge aus Eis und Flüsse aus Methan sind auf den ersten Bildern zu sehen, die von der Sonde Huygens nach ihrer Landung auf dem Saturnmond Titan an die Erde gefunkt wurden. Genauso sah es auf der Erde vor vier Milliarden Jahren aus, kurz bevor sich die ersten Aminosäuren zusammenschlossen. Das jedenfalls behaupten die Wissenschaftler, in der Gewissheit, dass ihnen niemand das Gegenteil beweisen kann.

Die Europäische Raumfahrtbehörde und die Nasa erhoffen sich von der Untersuchung des Mondes, der größer ist als die Planeten Merkur und Pluto, wichtige Erkenntnisse über die Entstehung der Planeten und des Lebens. Auf Titan ist die Temperatur mit minus 180 Grad jedoch selbst für genügsame Einzeller etwas frisch, zudem mangelt es an Sauerstoff. Vermutlich wird dort auch in vier Milliarden Jahren nicht viel los sein.

Der Erschließung des Titan steht also kein Alien im Wege. Die Eisberge bieten ausgezeichnete Möglichkeiten für den Wintersport. Doch auch eine Kanufahrt im Methanfluss ist ein einmaliges Erlebnis, besonders wenn der orangefarbene Nebel sich lichtet und der Blick auf den Saturn mit seinen malerischen Ringen frei wird. Vom Bad in einem Methansee muss allerdings abgeraten werden, und die Anreisezeit ist mit derzeit sieben Jahren recht lang. (js)

Daisys bester Freund

Rudolph Moshammer. »Er war ein echter Gentleman, und ich habe einen sehr, sehr lieben Mensch verloren.« Roberto Blanco war einer der ersten, die zu Rudolph Moshammers Tod befragt wurden. Er war befreundet mit Deutschlands »Modezar«, und beide hatten eine ähnliche Aufgabe in Deutschland zu erfüllen. Blanco ist der Deutschen liebster Schwarzer, ein immer nett grinsender Onkel Tom, der zum Oktoberfest die Lederhose aus dem Schrank holt. Moshammer verkörperte dagegen den Schwulen, wie er selbst am Stammtisch gern gesehen wird, den Schwulen als Witzfigur. Man konnte schließlich problemlos herzhaft über den komischen Typen mit der Betonfrisur lachen, denn den Moshammer wirklich ernst zu nehmen, das ging schließlich überhaupt nicht.

Moshammer war der Zampano der Münchner Schickeria, ihr geistiges Oberhaupt. Er war der exaltierteste, lächerlichste und doch auch liebenswerteste von allen. Moshammer wirkte immer so, als könne er niemandem etwas Böses antun, und sein Hund Daisy hat bestimmt auch nie irgendjemanden in die Wade gebissen.

Als Herrenschneider machte er sich einen Namen, als Selbstvermarkter wurde er berühmt. Zuletzt verkaufte er hauptsächlich Krawatten und machte damit Millionen.

In der vorigen Woche wurde er, einer der berühmtesten deutschen Selbstdarsteller der letzten Jahre, ein echter Nachfolger Ludwigs II., tot in seiner Villa in München aufgefunden. Er wurde von einem 25jährigen Mann ermordet. Für die Münchner Boulevardpresse ist das ein gefundenes Fressen. Immer nur Tsunami bringt’s ja schließlich auch nicht. Nun wird natürlich ausgiebig das bizarre Leben des Rudolph Moshammer recherchiert. (aha)