Nachrichten

Let’s say Gipsy

Mahnmal. Die Debatte um die »Zigeuner«-Inschrift beim geplanten Mahnmal für die im Nationalsozialismus ermordeten Sinti und Roma gestaltet sich immer skurriler. Die Idee, der Sinti und Roma als »Zigeunern« zu gedenken, ist natürlich extrem bescheuert und wird zu Recht von der Sinti-Allianz in Deutschland abgelehnt. Schließlich wurde dieser Begriff nicht nur von den Nazis diffamierend verwandt, sondern ist auch heute noch als Schimpfwort gebräuchlich und rassistisch codiert.

»Im Gedenken an die Sinti und Roma« geht jedoch auch nicht, da sich hier die im Dritten Reich ebenfalls unter »Zigeuner« subsumierte Bevölkerungsgruppe der Jenischen ausgeschlossen fühlen würde. Also: Was tun? Zum Glück haben wir für solche heiklen Fälle Kulturstaatsministerin Christina Weiss. Die hat sich nun unheimlich viele Gedanken gemacht, um das komplizierte Problem doch noch lösen zu können. Und während sie sich so den Kopf zermartert und gegrübelt und analysiert hat, muss ihr die zündende Idee gekommen sein, dass auf der Inschrift stehen soll: »Gipsy«, also die englische Übersetzung von »Zigeuner«, die jedoch, so findet Weiss, einen weniger diffamierenden Beigeschmack habe als der deutsche Begriff. Toll, auf dem Denkmal wird dann also ungefähr stehen: »Den ermordeten Gipsys«. Wer fühlt sich da nicht sofort an die Gipsy Kings erinnert? An Exotik, weit weg von Deutschland? An etwas, das mit diesem Land eigentlich nichts zu tun haben kann? (aha)

Ewig im Container

Big Brother. Sascha heißt der Typ, der die vorige Big-Brother-Staffel gewonnen hat. Ein Jahr hat er im Container verbracht, wofür er mit einer Million Euro entlohnt wurde. Eigentlich eine faire Entschädigung für eine derart lange Internierung. Doch gleichzeitig mit dem Auszug Saschas sind elf neue Kandidaten in das neu erschaffene Big-Brother-Dorf gezogen, um dort nun, falls RTL II nicht vorher ein Einsehen hat, auf Lebenszeit vor sich hin zu schimmeln. Denn Grenzen soll es bei Big Brother fortan nicht mehr geben. Die neuen Big-Brother-Kandidaten sollen so lange kaserniert bleiben, »wie es Gott und die Zuschauer wollen«, so RTL 2. Wir sind schon gespannt, was für Judenwitze dieses Mal erzählt werden. (aha)

Mutter Beimer im Museum

Fernsehmuseum. Der deutsche Film ist wieder wer. Man beachtet ihn sogar im Ausland, und fairerweise muss man sagen, dass in diesem Land seit einiger Zeit tatsächlich nicht nur Filme wie »Der Untergang« produziert werden, sondern auch hübsche kleine Independent-Perlen. Okay, so weit zum deutschen Film. Das Fernsehen in Deutschland wird deswegen jedoch nicht unbedingt besser, ganz im Gegenteil, und richtig gut war es zu allem Übel ja eh noch nie. Warum man dem deutschen Fernsehen nun ein ganzes Museum widmen muss, bleibt also schleierhaft. Zumal man sich ausrechnen kann, was man im »Deutschen Fernsehmuseum«, das demnächst am Potsdamer Platz in Berlin eingerichtet werden soll, zu sehen bekommt. Ein wenig von Horst Tappert, Stills aus Edgar-Wallace-Streifen und das beste aus dem »Tatort«. Interessant kann das Museum gar nicht werden. (aha)

Ab in die Tonne!

Snippet-CDs. In seiner aktuellen Ausgabe meldet das Musikmagazin Intro, dass man derzeit überlege, »auf das fertige Album zu warten, bevor wir eine Besprechung in Auftrag geben«. Man möchte in Zukunft also nicht mehr über Platten schreiben, die als Promotion-Exemplare nur in total verzerrten Ausführungen, etwa als Snippet-CDs, vorliegen. Schon seit Jahren werden von der Plattenindustrie immer wieder diese so genannten Snippet-CDs vor den öffentlichen Release-Dates an Journalisten verschickt. Diese CDs zeichnen sich durch groteske Störeinspielungen aus, oder es werden einzelne Songs auf ihnen nur kurz angespielt. Verhindert werden soll so, dass Alben vorab auf Tauschbörsen im Netz landen.

Okay, das Vorhaben, sich dieser unsäglichen Snippet-Praxis zu verweigern, ist löblich. Allerdings sollte es eigentlich längst selbstverständlich sein, Snippets ungehört in die Mülltonne zu treten. Außerdem hatten Intro und Spex schon vor Jahren verkündet, durch eine Verweigerungspraxis gegen die Snippet-Epidemie vorzugehen. Doch passiert ist seitdem viel zu wenig. Natürlich muss sich das ändern, denn eine Rezension, die aufgrund eines Snippets verfasst wird, ist keine Rezension, sondern allenfalls ein schlechter Witz. (aha)

Jacko überführt

Michael Jackson, King of Crime. Jacko hat sich des Verstoßes gegen das »Wiener Ehrenzeichengesetz« schuldig gemacht. Mit dem »Normalen Goldenen Ehrenzeichen für Verdienste um die Stadt Wien« an der Jacke erschien Michael Jackson zu einer Anhörung vor Gericht. Er muss sich im kalifornischen Santa Maria wegen des Vorwurfs des Kindesmissbrauchs verantworten. Die Bilder aus dem Gerichtssaal führten zu Hunderten telefonischen Anfragen bei der Wiener Stadtverwaltung. Der massive Goldstern mit dem Adler in der Mitte war jedoch nie an den 47jährigen Jackson verliehen worden. Ehre nur, wem Ehre gebührt. Empfänger der höchsten Auszeichnung der österreichischen Hauptstadt müssen mindestens 50 Jahre alt sein. Nach Spekulationen der Kronenzeitung soll der ehemalige Popkönig den nicht ganz unauffälligen Orden während eines Aufenthalts in Wien bei einem Antiquitätenhändler erworben haben. Das »Wiener Ehrenzeichengesetz« sieht für das illegale Tragen der Medaille ein Bußgeld bis 700 Euro vor, umgerechnet 919 US-Dollar. Wiens Oberbürgermeister, Michael Häupl, sieht jedoch von einer Anzeige ab. Kopf hoch, Jacko! Es bleibt bei einem stabilen Schuldenstand von 275 000 000 Dollar. (ms)