Zu soft, zu schlapp!

Männer schlaffen sofort ab, wenn sie regieren. Die erfolglose Versuchsreihe muss abgebrochen werden. von sarah schmidt

Einen Mann als Kanzler? Nee, echt nicht! Heterosexuelle Männer, sind sie einmal Kanzler, verhalten sich wie Kerle, die sich einer Beziehung sicher sind. Sie lassen sich völlig gehen. Schlaffen ab. Glauben, das Erreichen der Macht sei schon das Ziel, und geben sich einfach keine Mühe mehr, die Fassade zu erhalten. Sie werden langweilig. Meistens auch hässlich. Verlieren jede Eleganz. Es ist doch, wenn wir mal ehrlich sind, oft schon schwierig genug, das Aussehen von Männern zu ertragen. Haben sie aber auch noch Macht, verfallen ihre Körper in Windeseile. Sie werden fett oder alt. Meistens beides gleichzeitig.

Trotzdem möchten sie viel über sich sprechen. Über ihre Hungerkuren oder darüber, welches Haarfärbemittel den natürlichsten Glanz zaubert. Und wir müssen uns das Elend tagtäglich in den Nachrichten ansehen. Das ist einfach eine Zumutung. Eine unzumutbare.

Die Erfahrung zeigt auch, dass Männerkanzler andere Menschen noch weniger verstehen als der Durchschnittsmann. Vermutlich ist das einfach ein Gendefekt. Sie sind doch immer wieder erstaunlich überzeugt davon, dass das, was sie denken, tatsächlich auch gut für ihr Land sei. Zuletzt hat die »Agenda 2010« mehr als deutlich gezeigt, dass Kanzler rapide den Bezug zur Realität verlieren und autistisch in einem Paralleluniversum leben. Jeder Durchschnittsbürger, bei dem ein solcher Verlust an Urteilskraft nachgewiesen wird, bekommt in der Regel hilfreiche Medikamente.

Womit wir bei der Hobbypsychologie angelangt sind. Die liegt uns Frauen ja angeblich ganz besonders am Herzen. Stimmt bei mir genau. Denn wenn ich mir das Ganze aus diesem Blickwinkel betrachte, komme ich zu dem Ergebnis, dass mir die Kanzlermänner Leid tun sollten. Die fabrizieren in aller Öffentlichkeit Mist, tun aber immer weiter so, als seien sie geeignet für dieses Amt. Das frustriert doch auf Dauer und verursacht Erektionsstörungen, Depressionen, Aggressionen. Oder Durchfall, Fußpilz, Mundgeruch.

Nicht zu vergessen ist natürlich der Umgang mit der Macht, die ihnen verliehen worden ist. Männer sind Angsthasen und einfach zu schnell beleidigt. Die aktuellen Beispiele liegen auf der Hand. Kaum gibt es Ärger, fängt Herr S. an zu schmollen. Will nicht mehr mitspielen. Stellt sich in die Ecke und murrt. »So könnt ihr mal sehen, wie doof das ohne mich wird. Ganz, ganz langweilig wird euch! Und den Ball nehm’ ich auch mit. Ätsch!« höre ich ihn murmeln. Dann schnell zu Mutti rennen und den ehemaligen Spielkameraden noch die Zunge rausstrecken.

Auch die Tatsache, dass Männer nicht in der Lage sind, mehrere Aufgaben gleichzeitig zu bewältigen, spricht gegen sie. Das sieht man an Joseph Fischer ganz wunderbar, der ist zwar kein Kanzler, aber er wäre es bestimmt gerne. Als er neulich verhört wurde, sagte er sinngemäß: Ja, ich hatte auch noch anderes zu tun, ich kann mich da jetzt so genau nicht mehr erinnern, ich hatte Stress … Verantwortung zu tragen, die mehrgleisiges Denken und Verhalten fordert, schaffen sie einfach nicht.

Durchhaltewillen, auch Zähigkeit geht Männern ab. Die einzige Alternative, die ihnen einfällt, außer weinend nach Hause zu stolpern, ist es, einen ordentlichen Krieg anzuzetteln und dann laut zu schreien: »Ich war das nicht! Der da hat angefangen!«

Wie oft sollen wir das Scheitern von Männern als Regierungsoberhäupter denn noch ansehen? Das Experiment ist doch wirklich längst daneben gegangen. Seit Äonen beweist jeder Versuch aufs Neue: Männer und Regieren, das klappt einfach nicht. Wäre der Mann als Kanzler eine neue Medikamentenstudie oder eine neue Software in der Entwicklungsphase, dem Projekt wären schon längst die Fördergelder gestrichen, die Versuchsreihen wären abgebrochen worden. Die Reste wären beim Ausschuss oder auf dem Grabbeltisch gelandet. Aber nein, es wird noch mal und noch mal versucht. Wie kleine, dicke Hamster in Laufrädern regieren die so genannten Staatsmänner diese Welt und laufen dabei immer wieder im selben Kreis. Sie tun dabei aber so, als würden sie so etwas wie Fortschritt schaffen. Aber, hallo, wir merken diese Vergeblichkeit doch schon lange. Da muss man sich gar nichts mehr vormachen.

Also, mein Fazit: Keinen weiteren männlichen Kanzler. Die Männer, die unbedingt Kanzler werden wollen, können doch sicher etwas anderes ganz toll. Was das genau sein könnte, weiß ich zwar nicht, aber ich bin ja zum Glück auch eine Frau.