Zu tough, zu streng!

Frauen sind die Härtesten. Sie sollen die Revolution voranbringen, nicht einen Staat regieren. von regina stötzel

Vor Eva gab es Lilith, die sich Adam nicht unterordnete, sondern genau aus diesem Grund ganz gewaltig mit ihm zankte. Der Querelen überdrüssig, zog sie sich nach einer Weile von ihm und aus dem Paradies zurück, verzichtete auf das frische Obst, um sich bis heute anderweitig zu vergnügen. Ihrem Beispiel sind seither viele gefolgt. Warum unnütz Energie verschwenden, wenn es eine Sache nicht wert ist?

Will jedoch eine partout die Welt verändern, so wird sie es zweifellos tun. Dann bleibt nur zu hoffen, dass sie nicht dem System dienen will wie Angela Merkel.

Während Männer reden, um sich reden zu hören, sich aufplustern und gockeln, was das Zeug hält, diskutieren und brüllen, bis ihre Ohren ganz heiß geworden sind und die Restenergie durch die Schädeldecke verpufft ist, gehen Frauen taktisch vor. Sie lassen eher reden, denken sich ihren Teil und nicken bisweilen zustimmend mit dem Kopf. Wehe aber, wenn eine das Haupt energisch schüttelt. Bei passender Gelegenheit wird sie das Wort ergreifen und zunächst mit zarter Stimme freundliche, diplomatische Worte säuseln, welche die Freunde, Kunden oder Kollegen gern hören möchten. Sind diese erst einmal eingelullt, folgen harsche Anweisungen, ein gnadenloses Diktat. Ihre Urteile und ihre Entscheidungen haben eine solche Sprengkraft, dass die im Atomwaffensperrvertrag erwähnten Kampfmittel dagegen wie Knallfrösche erscheinen.

Dem gängigen, von Männern kreierten Erklärungsmuster zufolge rührt die punktuell eingesetzte weibliche Grausamkeit daher, dass Frauen die Nachkommenschaft zu hüten haben und, sobald die in Gefahr ist, wahrhaftig zum Tier werden. Seine eigene Aufgabe sieht der Mann im Erjagen von Beute, weil die Familie mit Futter versorgt sein will. Diesen Unsinn hat er derartig verinnerlicht, dass ihn tatsächlich in jeglicher Hinsicht stets nur das Bedürfnis nach Jagdtrophäen umtreibt, die ihn seinen Bauchansatz, die Komplexe und Depressionen für kurze Zeit vergessen lassen. Frauen dagegen haben den Kopf frei, um die wesentlichen Dinge beherzt anzugehen. Eine kleine persönliche Niederlage ist nach einem feucht-fröhlichen Abend mit Freundinnen vergessen. Am nächsten Tag wird das »Zicke«-Shirt angezogen, und weiter geht’s.

»Shoot the women first«, soll eine Devise von Interpol bei der Terrorbekämpfung gelautet haben. Denn nur wer die gegnerischen Frauen besiegt, kann letztlich gewinnen. Wenn Frauen auf der falschen Seite kämpfen, sind sie gemeingefährlich. Die Belege dafür sind rar, jedoch sprechen sie eine deutliche Sprache.

Margaret Thatcher soll zwar als junge Chemikerin an der Erfindung des Softeises beteiligt gewesen sein, herrschte aber bekanntlich als britische Premierministerin mit harter Hand und stutzte den politischen Einfluss der Gewerkschaften bis zur Bedeutungslosigkeit. Nie war in der Türkei die Korruption stärker, nie wurden so viele Oppositionelle ermordet wie unter Ministerpräsidentin Tansu Çiller in den Jahren zwischen 1993 und 1996. Maßlos korrupt herrschte auch Benazir Bhutto in Pakistan, die 1988 zur ersten Ministerpräsidentin eines so genannten islamischen Landes wurde. Während ihrer zweiten Amtszeit Mitte der neunziger Jahre kamen im Nachbarland Afghanistan die Taliban an die Macht, die in Pakistan ausgebildet und finanziell und materiell von der Regierung Benazir Bhuttos unterstützt worden waren. Als die indische Ministerpräsidentin Indira Gandhi 1975 vom Obersten Gerichtshof der Wahlfälschung überführt wurde und ihr deswegen das Parlament ihr Mandat entzog, erklärte sie kurzerhand den Notstand und riss alle Vollmachten an sich. Unterstützt wurde sie dabei von keiner anderen als Mutter Teresa, die es ablehnte, die Schmerzen der Kranken zu lindern, die in ihrer Not die Mission ihres Ordens aufsuchten, weil sie von der unmenschlichen Idee besessen war, dass die Nähe Gottes allein durch die Erfahrung von Leid zu spüren sei.

Frauen sind hart. Frauen sind die Härtesten. Deshalb sollten sie nur auf der richtigen Seite vorn stehen. Sie sollten Polizisten beleidigen, Nazis verprügeln, Bücher schreiben, Punkrock machen und die Revolution voranbringen. Aber sie sollten unter den gegebenen Umständen kein Land wie die Bundesrepublik regieren, in dem schon die Männer nur Schlimmstes veranstaltet haben. Gegen eine Kanzlerin ist kein Kraut gewachsen.