Unterm Kaiser war es besser

Auf einer Veranstaltung der Staats- und Wirtschaftspolitischen Gesellschaft in Kiel trat vor kurzem Martin Hohmann auf. von andreas speit

So viele Gäste haben wir nicht erwartet«, sagt Stephan Ehmke, der Sprecher der Kieler Abteilung der Staats- und Wirtschaftspolitischen Gesellschaft (SWG) und CDU-Ratsherr. Doch der Star des Abends zieht die Leute an. Sie wollen Martin Hohmann sehen, den früheren Bundestagsabgeordneten der CDU, der mit einer antisemitischen Rede zum Tag der Deutschen Einheit am 3. Oktober 2003 aufgewartet hatte und später aus der Partei ausgeschlossen wurde. Er hatte über »die Juden« als »Tätervolk« sinniert.

Die Patriotismusdebatte oder die angeblich halbherzige Ablehnung des EU-Beitritts der Türkei durch die CDU/CSU, all das ist der Staats- und Wirtschaftspolitischen Gesellschaft zu flau. Seit Jahren engagiert sie sich gegen die »alliierte Umerziehung« und die »68er-Wertezersetzungen«. In Kiel, der Landeshauptstadt von Schleswig-Holstein, treffen auf Einladung der Gesellschaft regelmäßig Mitglieder der CDU, Angehörige von Verbänden der »Vertriebenen«, Burschenschaftler und Neurechte aufeinander. Am 7. Oktober kamen über 100 Gäste aus jener Szene, in der Vaterland, Gott und Familie noch was zählen, zusammen.

In dem Saal mit dem Namen »Kaiser Friedrich« stellen die Kellner in aller Eile noch Stühle an die Tische, auf denen die rechte Wochenzeitung Junge Freiheit und Einladungen der »Ost- und Mitteldeutschen Vereinigung der CDU« ausliegen. Vor der Tür des weißen Gebäudes schauen sich Aufpasser besorgt nach »der Antifa« um.

»Patrioten wie wir kennen Sie«, begrüßt Ehmke Martin Hohmann erfreut und nennt ihn einen »Mann der klaren Worte«. Er betont, wie glücklich er sei, ihn für die Veranstaltung anlässlich der »Vereinigung von West- und Mitteldeutschland« gewonnen zu haben. Wo Ostdeutschland seiner Ansicht nach liegt, erwähnt er nicht.

Die Kunst, mit einer Auslassung eine Botschaft zu vermitteln, beherrscht auch Hohmann. Er spricht über die Lage der deutschen Gesellschaft. Zu Zeiten des Kaisers sei alles besser gewesen, träumt er, das Selbstbewusstsein der Nation, der Arbeitsmarkt, der Bevölkerungszuwachs und der Bildungsstand. Die Kaiserzeit habe nicht den Nationalsozialismus mit hervorgebracht, betont er, sondern Personen wie Konrad Adenauer, der das Volk habe schützen wollen, indem er einer »einmaligen Entschädigungszahlung an Israel« zugestimmt habe. »Diese gierigen Juden«, raunt es prompt im Saal.

Adenauer habe so viel Rückgrat besessen, in Israel darauf hinzuweisen: »Die Nazis haben nicht weniger Deutsche wie Juden ermordet.« Was machten die Medien heute aus solchen Aussagen, fragt sich Hohmann, und er gibt sich sogleich selbst die Antwort: »Adenauer wäre wegen Antisemitismus aus der CDU ausgeschlossen worden.« Dafür erntet er großes Gelächter.

Wer eigentlich hinter der Kampagne gegen ihn gestanden habe, wird er schließlich gefragt. »Kreise des Zentralrats der Juden«, erwidert Hohmann. »Wenn Paul Spiegel sagt: ›Schlimmster Fall von Antisemitismus‹, dann flattern die Hosen.« Das Monumentale des Holocaust-Mahnmals erinnere ihn an Albert Speer, fügt er noch an. »Dann wäre es schöner«, wirft ein Gast ein.