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Nieder mit Hellelfenbeingelb!

Deutsche Taxis. In Deutschland liebt man es bekanntlich, alles zu reglementieren und zu normieren. Es muss ja schließlich alles seine Ordnung haben. So gibt es auch eine Bundesverordnung, die vorschreibt, dass deutsche Taxis ausschließlich mit dem Farbton – Achtung! – »hellelfenbeingelb« lackiert werden dürfen. Damit ist dieser schmuddelig wirkende Farbton gemeint, den nur Taxis haben, weil kein normaler Mensch sich privat ein Auto in solch einer Farbe zulegen würde.

Nun aber wird ausgerechnet in Baden-Württemberg, wo man von Regeln und Normen im Allgemeinen sogar noch mehr hält als in Restdeutschland und wo selbst Punks penibel die Kehrwoche einhalten, die Wahl der Farbe von Taxis der Selbstbestimmung überlassen. Das heißt, im »Ländle« kann in Zukunft jedes Taxiunternehmen selbst entscheiden, in welchem Farbton seine Taxis auf Kundenfang gehen. Wahrscheinlich versteht man dies in Baden-Württemberg als einen Schritt in Richtung libertäre Gesellschaft. (aha)

Sogar noch schlimmer

»Der Untergang«. Diejenigen, die es schon immer gewusst haben, haben es nun schriftlich, und die anderen auch: Der Film »Der Untergang« verharmlost den Nationalsozialismus und löst bei seinen Betrachtern das Gefühl aus, dass die Sache mit Hitler und den Nazis schon nicht so schlimm gewesen sein kann. Zu diesem Ergebnis kommt jedenfalls eine Studie der Universität Koblenz Landau. »Die Ergebnisse unserer Studie zeigen, dass sich die Befürchtungen, die die Debatte in den Medien bestimmt haben, zumindest zum Teil bewahrheiten«, so die Forscher.

Im Rahmen der Untersuchung wurde knapp 400 Schülern der neunten und zehnten Klasse der Film »Der Untergang« gezeigt. Vier Wochen später mussten diese einen Fragebogen beantworten. Das Ergebnis ist, dass Schüler nach dem Sehen des Films Hitler als menschlicher wahrnahmen und ihm gegenüber weniger negative Gefühle haben als solche, die den Film nicht gesehen haben. Nach dem Anschauen von »Der Untergang« würden die Schüler sich auch stärker mit nationalen Symbolen identifizieren können und für Patriotismus empfänglicher sein, heißt es weiter. Der Film wird verstärkt an deutschen Schulen im Geschichtsunterricht eingesetzt. (aha)

Eine Farce

»Die Reise der Pinguine«. Einer der absoluten Kinohits in diesem Jahr war »Die Reise der Pinguine«, ein dokumentarischer Tierfilm, in dem sich Königspinguine in klirrender Kälte beim Ausbrüten von Eiern die Beine in den Bauch stehen und sich zu schrecklicher Musik mit menschlichen Stimmen darüber unterhalten, wie sie ihr weiteres Leben geregelt bekommen. Nunmehr plant der Komiker Bob Saget, der es wohl wie viele andere nicht fassen kann, dass so ein Film derart erfolgreich war, einen Verarschungsfilm über den Tierfilm-Boom, der nächstes Jahr unter dem Titel »The Farce of the Penguins« in die Kinos kommen soll. (aha)

Erschossen

»Get Rich or Die Tryin’«. Kaum ist das von Regisseur Jim Sheridan abgedrehte Biopic »Get Rich or Die Tryin’« über 50 Cent, den erfolgreichsten und berühmtesten Rapper unserer Zeit, in die Kinos gekommen, wurde es in einigen Multiplex-Kinos der USA auch schon wieder aus dem Programm genommen. Denn während der Vorstellung des Films in einem Kino in Pittsburgh wurde ein Mann erschossen. Man wolle, so heißt es, den Film erst wieder zeigen, wenn die Umstände des Mords geklärt sind.

Das Leben von 50 Cent war geprägt von Gewalt, und er selbst wurde vor allem deswegen so berühmt, weil er durch das permanente Zeigen seiner Einschussnarben seinen Fans glaubhaft machen konnte, wirklich durch die Hölle des Ghettos gegangen zu sein. (aha)

Der Sexsklave

Lars von Trier. Prominente und Künstler geben mal mehr, mal weniger interessante Interviews. Meist wollen sie etwas promoten und sich nicht unbedingt in das letzte Eckchen ihrer Psyche blicken lassen. Doch die Gespräche mit dem dänischen Regisseur Lars von Trier, die jüngst in vielen deutschen Zeitungen zu lesen waren, gehören zum Amüsantesten, was in der Interview-Form überhaupt möglich ist. Eigentlich wollte von Trier über seinen neuen Film »Manderlay« sprechen, ein erneut dezidiert antiamerikanisches Machwerk, das natürlich erneut auch ein filmisches Meisterwerk geworden ist. Doch von Trier redete auch ausgiebig und bereitwillig über sich selbst und über Politik. Vor allem aber gab er permanent genial Irres von sich. In der Zeit etwa sprach er unter anderem über das Sexleben von George W. Bush. Dieser sei, so von Trier, »ein sexuelles Wesen, und seine Psyche ist für uns alle extrem wichtig. Ich glaube, er ist in Condoleezza Rice verliebt. Und er träumt davon, von ihr ausgepeitscht zu werden.« Rice wiederum »wäre eine ›gute‹ Sklavin. Eine, die im Haus der Herrschaften arbeitet.« (aha)

Mein Block in Shanghai

Architektur. Die Vorstadt hat als Wohn- und Lebensform überhaupt kein gutes Image. Vorstadt, Suburbia, Banlieue – klingt nach Ödnis und Problemen. Kein Schwein möchte dort wohnen. Und seit in Frankreich die Banlieues brennen, scheint der Ruf endgültig ruiniert. Doch aus China erreichen uns gute Nachrichten. 30 Kilometer vor den Toren der Boomtown Shanghai wurde eine schicke neue und ganz bunte Wohnstadt für 50 000 Einwohner aus dem Boden gestampft. Und wer hat sie erfunden? Ein Deutscher. Albert Speer, der Sohn des NS-Rüstungsministers und Hitler-Architekten, hat den Shanghai-Chinesen ein paar typische Elemente deutscher Gemütlichkeit beschert, z. B. begrünte öffentliche Plätze und funktionstüchtige Heizungen. »Multifunktionale Blockstrukturen, eine Funktionsmischung im Stadtzentrum, öffentliche Plätze und fußgängerfreundliche Straßenräume bestimmen das Stadtbild«, erläutert sein Frankfurter Architekturbüro den Masterplan. Jetzt müssen die 50 000 Vorstädter in den multifunktionalen Blockstrukuren nur noch glücklich werden. (her)