Nachrichten

Ungetauft in den Himmel

Spirituelle Bushaltestelle. Was geschieht eigentlich mit Kindern, die ungetauft sterben? Kommen sie in den Himmel oder geht es schnurstracks ab in die Hölle? Mit diesem recht abseitigen Thema beschäftigt sich zurzeit eine Theologenkommission des Vatikan. Der bisherigen Lehrmeinung zufolge gelangten die Kinder weder in den Himmel noch mussten sie in der Hölle schmoren. Vielmehr sollen die ungetauft Gestorbenen im so genannten Limbus gelandet sein. An diesem Ort hätten sie zwar »natürliches Glück«, könnten aber »Gott nicht schauen«, meinten die Theologen bisher. Starb man, ohne per Weihwasserdusche in den Verein aufgenommen worden zu sein, stand man also an einer spirituellen Bushaltestelle, bei schönem Wetter, mit Essen und Trinken im Rucksack, wurde aber nie abgeholt. Das soll nun anders werden. »Wir müssen davon ausgehen, dass Christus für alle Menschen gestorben ist«, geben die mit dem Thema befassten Experten zu bedenken. »Deshalb stellt sich die Notwendigkeit der Taufe in einem anderen Rahmen.« Die Chancen stehen anscheinend nicht schlecht, dass in Zukunft auch ungetaufte Kinder in den Himmel kommen. Offen bleibt aber, was mit den Seelen der bereits Gestorbenen passiert. Fahren die aus dem Limbus direkt in den Himmel auf? Oder waren sie eventuell nie im Limbus, weil sich die Theologen in der Vergangenheit geirrt haben? Mit diesen Fragen muss sich wohl eine weitere Expertenkommission des Vatikan befassen. (mst)

Erotische Routenplanung

Deutsche Lieblingsworte. Was sind das für Menschen, diese Deutschen? Einen kleinen Beitrag zur Beantwortung der Frage liefert die diesjährige Top Ten der Suchbegriffe des Internetdienstes Yahoo. Am häufigsten wurde das Wort »Routenplaner« eingegeben, ge­folgt von »Chat« und »Erotik«. Die Begriffe »Horoskop« und »Spielen« auf Platz sieben und acht verstärken den Eindruck, dass die Zeit der Sachlichkeit vorbei ist. In den vergangenen Jahren war vorwiegend nach dem »Telefonbuch« oder dem »Wetter« gesucht worden. All­zu erstaunlich ist das Ergebnis dann aber doch nicht. Zuerst kommt eben das Auto, dann der Stammtisch und schließlich eine Form der Erotik, die die verstorbene Beate Uhse ehedem ausreichend mit dem Diktum beschrieben hat: »Appetit holt man sich woanders, gegessen wird zu Hause.« Und ist das Horoskop wieder mal zum Fürchten, geht es ab in den virtuellen Sandkasten. (mst)

Bono und Jesse

Der Gutmensch und der Rassist. Seltsame Allianzen können entstehen, wenn es um das Wohl der Menschheit geht. Der ehemalige US-Senator Jesse Helms traf sich vergangene Woche mit Bono, dem Sänger von U2. Vor dem Konzert der Band in Charlotte im US-Bundesstaat North Carolina aß Helms mit den Roadies und plauderte dann mit Bono über den Kampf gegen die Aids-Epidemie in Afrika. Helms setzt sich für größere US-amerikanische Finanzhilfen für af­rikanische Staaten ein, um die Verbreitung des Virus einzudämmen. Bono habe ihn vor einigen Jahren nach langen Diskussionen überzeugt, nachdem er vorher in seinem Amt als US-Senator die finanzielle Unterstützung stets abgelehnt hatte. Was Helms bewegt, sich für Afrika einzusetzen, ist schleierhaft. Er machte aus seiner Geringschätzung für Schwarze nie einen Hehl. Die Universität von North Carolina bezeichnete er einmal als »Universität der Neger und Kommunisten«. Er war ein expliziter Anhänger der Rassentrennung und pflegte den persönlichen Tick, alle Afroamerikaner »Fred« zu nennen. Vielleicht hofft er auf einen kleinen Abglanz des strahlenden guten Gewissens des U2-Sängers. Oder er hat sich zum geläuterten Ex-Rassisten gewandelt. Auch das soll es geben. (mst)

Die dicken Kinder von Schottland

Neue Fettleibigkeit. Bislang galten die USA als die Nation der Über­gewichtigen. Der Film »Supersize Me«, der 2004 in die Kinos kam und leidlich unterhaltsam die Folgen des dauerhaften Burgerkonsums aufzuzeigen versuchte, bestätigte nur, was man in Europa ohnehin wusste: Die Amis sind nicht nur arrogant und kriegsgeil, sondern auch unglaublich fett. Eine neue Studie des britischen Amts für Statistik hat nun jedoch herausgefunden, dass zumindest schottische Kinder im Alter von zwei bis 15 Jahren ihre amerikanischen Altersgenossen übertreffen. So sind 34 Prozent der schottischen Zwölfjährigen übergewichtig. In den Vereinigten Staaten sind es 30 Prozent. Als Grund für die »beunruhigenden Zahlen« nennt die Studie einen Mangel an Bewegung und den übermäßigen Verzehr von Billignahrung. Im Unterschied zu anderen Ländern ist die Fettleibigkeit bei schottischen Kindern aber nicht nur ein Phänomen der armen Schichten, also derjenigen, die sparen müssen. Übergewicht ist auch unter Kindern aus der Mittelschicht weit verbreitet. Sparen macht also nicht nur keinen Spaß, sondern auch dick. Auf zum Delikatessenladen! (mst)

Google rüstet auf

Musiksuchmaschine. Google findet alles. Davon sind die Macher der Internetsuchmaschine anscheinend jedoch nicht ganz überzeugt, wenn es um Musik geht. Deshalb wird es demnächst eine eigene Musiksektion bei Google geben. Man richte die Sektion ein, um Musikfans einen schnelleren Weg zu den gewünschten Inhalten zu eröffnen, heißt es. So könne man mit den neuen Möglichkeiten zum Beispiel bequem und schnell auf Songlisten spezieller ­Platten ­zugreifen. Auch für das Unternehmen selbst soll sich das neue An­gebot auszahlen. Je mehr Leute gezielt nach Musik suchten, desto besser könne man die Werbeflächen an die Plattenindustrie verkaufen. Außerdem sollen Suchende direkt an Portale verwiesen werden, bei denen Songs und Alben legal, also kostenpflichtig, he­runtergeladen werden können. Diese Funktion der neuen Musiksektion bei Google wird aber wahrscheinlich nur in geringem Maß genutzt werden. Denn wenn es um die Downloads geht, werden die Suchenden wohl weiterhin auf die illegale, aber kostenlose Va­riante zurückgreifen. (mst)