Nachrichten

Endlich wieder daheim

Matthias Bröckers. Er kennt sich mit Hanf aus, und er ahnt, nein, irgendwie weiß er es auch, dass hinter den Anschlägen vom 11. September 2001 Bush und Sharon stecken müssen. Außerdem ist er ein Meister der Online-Recherche, von Skeptikern zuweilen auch »Googelei« genannt. Welche dieser Qualifikationen dazu geführt haben, dass Matthias Bröckers nun als »Online-Projektleiter« bei der taz eingestellt wurde, wissen wir nicht. Immerhin kennt man in der taz den langjährigen Redaktionskollegen noch gut und wusste auch schon folgendes über ihn zu berichten: »Bröckers und Co. bedienen mit ihren Theorien auch jene Klientel, für die US-Außenpolitik einschließlich des 11. September ein großer Plan des jüdischen Finanzkapitals ist.«

Es wäre also böswillig, der taz Ahnungslosigkeit zu unterstellen, auch will sie sich gewiss nicht an Bröckers’ Phantastereien beteiligen. Der Großmeister der Verschwörungstheorie und »konspirologische Beobachter und Forscher«, wie er sich selbst bezeichnet, wurde in der vergangenen Woche vom Internetmagazin »Onlinejournalismus« interviewt – per E-Mail versteht sich. Und was er dort sagt, könnte die Personalentscheidung erklären: »Ich habe die letzten fünf Jahre mehr oder weniger rund um die Uhr Bücher und Artikel geschrieben, und dass mein Job hier erst mal nichts mit Schreiben zu tun hat, war ein wichtiger Grund, ihn anzunehmen.« Und das wäre auch ein ausgesprochen guter Grund, ihm diesen Job anzubieten! Danke, taz, Danke! (ib)

Wo der Spaß aufhört

»Popetown«. Nicht nur Katholiken haben da nichts mehr zu lachen. Einen infantilen Papst, »der den Charme eines unausstehlichen Siebenjährigen versprüht«, und ähnliche Interpretationen des Vatikan-Alltags verspricht der Sender MTV in der neuen Serie »Popetown«. Für diese wirbt er mit einer Anzeige unter dem Motto »Lachen statt rumhängen«, die einen lachenden Jesus zeigt, der sein Kreuz abgelegt und sich statt dessen der Glotze zugewandt hat.

Der Deutsche Werberat sprach eine Rüge gegen MTV aus, da die Werbung die religiösen Gefühle von Christen eklatant verletze. Die bedrängten Katholiken erfahren sogar nachträglich überkonfessionellen Schutz gegen den blasphemischen Angriff: Der Zentralrat der Muslime ließ wissen, man habe durchaus Humor, aber »wo das Heilige der Religionen respektlos in den Schmutz gezogen wird, hört der Spaß auf«. Evangelische Christen initiierten gar eine Boykottkampagne.

Als stärkster Fels in der Brandung erwies sich jedoch wieder einmal der parteiförmige Arm der katholischen Kirche, die CSU: Man müsse über eine Änderung des »Gottesläster-Paragrafen« nachdenken, um den Schutz des Religiösen zu verbessern, fordert Edmund Stoiber. Für alle, die es lieber mit der glaubensfernen Serie halten wollen, gilt: »Popetown« startet am 3. Mai auf MTV. (pp)

Schau mir ins Drehbuch, Kleines!

Listen, Listen, Listen. Die wichtigsten deutschen Intellektuellen, die bahnbrechendsten Erfindungen seit Menschengedenken, die besten Rotweine aus Süddeutschland, Listen machen die Welt überschaubarer, sorgen für Ordnung. Nun hat die Writers Guild Of America ihre Liste mit den »101 besten Drehbüchern« aller Zeiten zusammengestellt. Als bestes Drehbuch aller Zeiten gilt demnach das von »Casablanca«. Es folgen »Der Pate«, »Chinatown« und »Citizen Kane«. Von Francis Ford Coppola, Billy Wilder und Woody Allen landeten je vier Filme auf der Liste mit den besten Dreh­bü­chern. (aha)

Schwule Clowns

»King and the Clowns«. Filme mit schwulen Themen scheinen derzeit weltweit der Renner zu sein. Ang Lees »Brokeback Mountain« hat bewiesen, dass man sogar mit einem Film über schwule Cowboys ein Massenpublikum begeistern und jede Menge Oscar-Nominierungen einsammeln kann. Außerdem läuft immer noch recht erfolgreich der hübsche Transsexuellen-Film »Transamerica« in den deutschen Kinos, und dank »Capote« erinnert man sich endlich wieder daran, dass Truman Capote einer der fabelhaftesten amerikanischen Schriftsteller des 20. Jahrhunderts war.

Erstaunlich ist nun auch die Karriere des südkoreanischen Films »King and the Clown« über einen Clown am Hof des Königs im 16. Jahrhundert. Der Clown verstrickt sich in eine Liebe zu einem anderen Clown, und als ob das noch nicht reichen würde, lässt er sich auch noch mit dem König ein. Der Film ist schon jetzt der erfolgreichste koreanische Film aller Zeiten, jeder vierte Südkoreaner hat ihn gesehen, und das in einem Land, in dem Homosexualität immer noch ein Tabu ist. Die New York Times sieht in dem Film bereits ein massenkulturelles Vehikel, das es endlich ermögliche, in Südkorea offen über Homosexualität zu sprechen. (aha)

Bei den Unzivilisierten

»Wie die Wilden«. Können Sie sich noch an Reality-TV erinnern? An den Verzehr von Kakerlaken vor der Kamera und an die Bewohner eines Containers, die beim Duschen und Verrichten sinnloser Tätigkeiten beobachtet werden? Lange ist es schon wieder her, der Reality-Boom schien eigentlich bereits vorbei zu sein. Doch halt!, da geht noch was. Und zwar bei Sat 1 im Herbst. Dort wird das Reality-Format »Wie die Wilden« zu sehen sein. Für diese Sendung wurden drei deutsche Familien auf entlegene Inseln in Indonesien sowie nach Togo und Namibia geschickt. In den fremden Kulturen mussten sich die Familien bewähren und sich mit den jeweiligen Stammesriten vertraut machen. Bei den Himba etwa wird Gästen die eigene Ehefrau als Willkommensgeschenk angeboten. Wie deutsche Familienväter mit derartigen Präsenten umgehen, das zu sehen, soll den Reiz dieser Reality-Show ausmachen. Vor den deutschen Fernsehern wird man sich dann fröhlich auf die Schenkel klopfen und sagen: »Wie die Wilden!« (aha)