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Tötet die Bären!

Kunstaktion. Zu Thomas Flierl, dem Berliner Kultursenator, fällt uns eigentlich nichts Gutes ein. Der Mann von der Linkspartei steht dafür, alte Seilschaften aus den goldenen Zeiten der DDR im Berliner Kulturbetrieb installieren zu wollen, während ansonsten völlig unklar ist, was der Mann den ganzen Tag sonst noch so macht.

Doch nun setzt er sich tatsächlich mal für etwas Sinnvolles ein. Besser gesagt: Gegen etwas Sinnloses. Und zwar gegen die so genannten Buddybären, bunt bemalte, extrem hässliche Riesenbären aus Plastik, die ab Mitte Juni um das Mahnmal für die Bücherverbrennung mitten in Berlin aufgestellt werden sollen. Die Bären sind Teil einer Kunstaktion, die für Völkerverständigung werben soll, und sollen die rund 120 UN-Mitgliedsstaaten repräsentieren.

Eine Bärenparade, das klingt wahrlich schlimm. Dazu muss man aber wissen, dass man als Berliner schon seit Jahren von diesen furchtbaren Plastikungeheuern belästigt wird. Immer wieder mal stößt man auf sie, überall in der Stadt sind sie verteilt, und man wundert sich jedes Mal aufs neue, wie hässlich Skulpturen sein können. Selbst Flierl scheint nun also von dem Getier genug zu haben und spricht von »spießigen Buddybären« und einem »kitschigen Massenaufmarsch«.

Die Jüdische Gemeinde jedoch findet die Bären gar nicht mal so schlecht. Erhofft sie sich doch, dass durch die Bärenparade etwas mehr Aufmerksamkeit für das unauffällige Mahnmal für die Bücherverbrennung abfallen könnte. Aber ehrlich gesagt, der Preis für die möglicherweise erreichte Beachtung des Denkmals wäre einfach zu hoch. Diese Bären sollte man nirgends mehr aufstellen. (aha)

Die Schlaufüchse

Fix & Foxi. Die unsägliche Antwort aus Deutschland auf Mickey Mouse und Donald Duck lebt wieder, und zwar mehr denn je. Die Abenteuer der pfiffig-spießigen Besserwisser-Füchse, die Rolf Kauka erfunden hat, lassen sich seit Oktober vorigen Jahres wieder in einer Heftreihe nacherleben, deren Produktion 1994 nach über 40 Jahren eingestellt worden war. Das ist schon schlimm genug, doch nun plant der Spartenkanal Terranova auch noch eine Fix & Foxi-Reihe im Fernsehen.

Geplant ist dabei, die naseweisen Füchse, die bestimmt niemals verbotene Streiche planen würden und in der Schule schon immer unheimlich brav waren, als Moderatoren einzusetzen. Die unsäglichen Brüder würden dann Zeichentrickserien und Beiträge über Natur- oder Umweltthemen ankündigen, schließlich ist Terranova ein waschechter Naturkanal. »Wirf dein Butterbrotpapier unbedingt in den Mülleimer« oder »Wasch die Pfandmilchflaschen gründlich aus, bevor du sie abgibst«, derartiges wird dann wohl von Fix & Foxi zu vernehmen sein, und: »Höre immer auf das, was deine Eltern dir sagen.« (aha)

»Impeach the President«

Neil Young. Jeder liebt etwas anderes an Neil Young. Die einen finden den entgrenzt mit seiner Band Crazy Horse rockenden Gitarrenderwisch wunderbar, die anderen stehen eher auf den folkigen Sänger berührender Hippie-Balladen wie »Heart of Gold«.

Die letzte Platte des Meisters war eher ruhig, »Prairie Wind« hieß sie, und es wurde die Natur und das unverfälschte, unkorrumpierte, nicht von der Zivilisation verwüstete Amerika besungen. Neil Young schien sich also in sich selbst zurückgezogen zu haben. Doch jetzt will er wieder rocken, und zwar richtig. Weil er wütend ist, auf seine Regierung und auf den Präsidenten. »Metal Folk Protest« soll auf seiner nächsten Platte zu hören sein, gab er auf seiner Website an. Das Werk ist bereits fertig und soll »Living With War« heißen. Um was es genau gehen soll, das steht bereits unmissverständlich fest, ein Song auf der Platte nennt sich »Impeach the President«. Der Protestsong lebt also wieder, zumindest bei Neil Young.

Ein derartiger Song ist deswegen so bemerkenswert, weil Neil Young kurz nach dem 11. September 2001 noch »Let’s Roll« anstimmte, ein patriotisches Pro-Amerika-Stück. Doch den Präsidenten, dem dieser Song noch gefallen haben dürfte, den will Neil Young nun endlich loswerden. (aha)

11 Kameraden

11 Freunde. Die Junge Freiheit hatte da mal eine Frage. Ob Jürgen Klinsmann mit seinem Votum für Jens Lehmann eine richtige Entscheidung getroffen habe, wollten die Rechten allwöchentlich wissen, und sie fragten herum, wer dazu eine Meinung habe. Sie wurden fündig und präsentieren stolz einen neuen Autor ihres Blattes: »Arnd Zeigler ist Radiomoderator, Kolumnist des Fußball-Magazins 11 Freunde und Buchautor.« (wm)

Hauptsache Musik

Mutter. Vinyl ist nicht tot, es lebt. Erstaunlicherweise nicht nur in der elektronischen Musik als Futter für den professionellen Plattendreher. Vinyl ist längst wieder etwas für echte Liebhaber der Popmusik geworden. Sieht halt doch besser aus, das Cover im Großformat, und der Hifi-Freak behauptet: klingt einfach auch besser. Dennoch ist es ungewöhnlich, dass »Hauptsache Musik«, das Meisterwerk der Berliner Band Mutter, eine der drei schönsten deutschsprachigen Platten aller Zeiten, nun ausschließlich als Doppel-Vinyl bei Nobistor wieder aufgelegt wurde.

Als »Hauptsache Musik« 1994 erschien, war das ein wahrer Schock. Bislang galt Mutter als schier unhörbare Kaputtrock-Band, und dann so etwas: reine Schönheit, Akustikklampfe, poetische Weisen, es war einfach unfassbar.

Wegen dieser Platte sollte man sich wieder einen Plattenspieler kaufen. Wer bereits die CD hat, braucht das Vinyl trotzdem, einfach schon der Vollständigkeit halber. Und dann alle: »Und die Erde wird der schönste Platz im All.« (aha)