Nachrichten

Er heißt Thomas

Houellebecq. Gerade hatte man gelernt, seinen Namen richtig auszusprechen, da stellt sich heraus, Monsieur Houellebecq heißt ganz anders, nämlich schlicht Michel Thomas. Dies und mehr entnehmen wir der Biografie des Pariser Journalisten Denis Demonpion, der dem Skandalautor und Verfasser der berühmten »Elementarteilchen« hinterherrecherchiert hat. Seine unautorisierte Biografie erscheint am 15. Juni im Verlag Schwarzkopf & Schwarzkopf in Berlin.

Demonpion hat mit 130 Leuten gesprochen, auch mit den Eltern, Freunden, ehemaligen Mitschülern und Kommilitonen Houellebecqs und dabei in Erfahrung gebracht, dass Michel eine schwierige Kindheit hatte und als Erwachsener den Kontakt zur Mutter abgebrochen hat.

Houellebecq wurde 1956 als Michel Thomas auf La Réunion geboren. Er studierte Agraringenieurswesen und wurde einer der provokantesten und wichtigsten Autoren der Gegenwart. Daran, zumindest, gibt es nichts zu rütteln. (her)

Fernsehen vom Sachbearbeiter

Bundesagentur für Arbeit. Es ist ja nicht so, dass es dem Arbeitsamt an Arbeit mangelt. Leute, die Jobs suchen, gibt es jedenfalls genug. Dennoch hat man bei der Agentur für Arbeit offenbar noch genug Zeit und Muße, einer nicht ganz unaufwändigen Nebenbeschäftigung nachzugehen: dem Fernsehmachen. Die Behörde hat laut einem Bericht des NDR-Medienmagazins Zapp für mehrere ARD-Anstalten und das ZDF Fernsehbeiträge produziert. Auch die Rentenversicherungsbehörde war nicht untätig und produzierte eine Kurz-Daily-Soap mit dem Titel »Miteinander« für RBB und HR. Der RBB bezeichnet die Serie als »Social Advertising«, prüft aber erneut die aktuelle senderrechtliche Grundlage für die Ausstrahlung.

RBB-Sprecher Ulrich Anschütz erklärte, der Sender habe bereits im vergangenen Jahr den rechtlichen Rahmen für die Reihe geprüft. Man habe festgestellt, dass die Ausstrahlung der als Daily Soap entwickelten Episoden von zwei Minuten Länge nicht zu beanstanden sei. Nach den jüngsten Vorwürfen werde sein Haus die Frage aber erneut untersuchen. Er betonte, dass der Sender für die Ausstrahlung kein Geld erhalten habe. Auch gebe der RBB nicht vor, es handele sich um ein von ihm produziertes Format. Vielmehr werde zu Beginn und im Abspann der Sendung die Deutsche Rentenversicherung als Produzent genannt. »Der Absender ist klar ausgewiesen«, sagte Anschütz.

Der Medienwissenschaftler und Vorsitzende der Medienkommis­sion KEK, Dieter Dörr, sieht die Angelegenheit weniger gelassen. Er kritisierte, dass Träger staatlicher Aufgaben Einfluss auf das Programm nähmen. »Dies ist der Sündenfall überhaupt«, sagte er. Die öffentlich-rechtlichen Sender verstießen damit gegen die per Gesetz verordnete Staatsferne. (her)

Wuff FM

Tierliebe. In den USA gibt es seit längerem eine Radioshow für Hunde. Nun sollen die lieben Vierbeiner auch an das Internet herangeführt werden. Der Thailänder Anupan Boonchuen startete in der vergangenen Woche ein 24-Stunden-Internetradio für Hunde. Das meldete die Bangkok Post. »Ich habe bemerkt, dass Hunde oft auf Musik ansprechen«, sagte Anupan dem Blatt. Manche wackelten mit dem Schwanz, andere würden den Kopf heben, wenn sie auf dem Boden liegen. »Wenn man jemanden liebt, denkt man immer daran, wie man ihm etwas Gutes tun kann«, sagte Anupan weiter. »Deshalb habe ich immer von einem Radioprogramm für Hunde geträumt.« Die Lieblingsmusik seines Hundes sei thailändische Volks­musik. Der Geschmack der Hunde orientiere sich dabei oft an den musikalischen Vorlieben des Herrchens, fügte Anupan hin­zu. (her)

Take Five

BND. Pünktlich zum 50. Geburtstag des Bundesnachrichtendienstes wurde bekannt, dass der Dienst weit mehr Journalisten ausgeforscht hat als bislang angenommen. Fünf Journalisten sollen angeheuert worden sein, die gegen Honorar Informationen lieferten. Bis 2005 soll die Bespitzelung von Journalisten praktiziert worden sein. Dies berichtete die Süddeutsche Zeitung, und Christian Ströbele, der zum Parlamentarischen Kontrollgremium gehört, bestätigte die Darstellung der Zeitung. Unter anderem seien Kollegen auf bestimmte Jour­nalisten angesetzt worden, um Informationen über bevorstehende Enthüllungen zu bekommen. Der BND habe dafür auch Privatwohnungen und Restaurants verwanzt. Ein ehemaliger stern-Journalist soll beschattet worden sein. Interessiert soll der BND auch an Spiegel-Interna gewesen sein, insbesondere die so genannte Plutonium-Affäre interessierte. Außerdem sei ein Journalist des Focus über Jahre hinweg bis ins Privatleben hinein überwacht worden. (her)

Dreimal ohne Erfolg

Cumhuriyet. Unabhängigen Journalisten droht in der Türkei nicht nur die Verhaftung wegen dubioser Vergehen wie etwa der »Beleidigung des Türkentums«. Die regierungskritische Tageszeitung Cumhuriyet wurde schon zum dritten Mal innerhalb einer Woche zum Ziel terroristischer Anschläge. Am Donnerstag schleuderten Unbekannte einen Sprengsatz vor das Redaktionsgebäude im Istanbuler Stadtbezirk Sisli. Ähnliche Angriffe gab es bereits am vergangenen Mittwoch sowie am 5. Mai. Verletzt wurde zum Glück niemand. Hinter den Anschlägen vermuten die Journalisten islamistische Kreise, die sich an der laizistischen Linie des Blattes stören. Zudem ist die Cumhuriyet für ihre scharfe Kritik an der regierenden AKP bekannt.

Nach der ersten Attacke ging der türkische Journalistenbund noch davon aus, dass die von der Videoüberwachung gefilmten Täter bald identifiziert und gefasst würden. Dass die Täter nun zum dritten Mal zuschlugen, zeigt jedoch, dass sie sich wohl recht sicher sind, niemals identifiziert zu werden. Der Chefredakteur der Zeitung will sich trotzdem nicht einschüchtern lassen und kündigte weiterhin kritischen Journalismus an. (ds)