Verein mit ­neuer Satzung

Die Linke ruft auf von markus ströhlein

Andere Parteien verfassen »Leitlinien« oder »Strategiepapiere«. Die Linke gibt sich mit solchem Kleinkram nicht zufrieden. Sie hat in der vergangenen Woche ein Manifest veröffentlicht.

Wer ein solches Dokument vorlegt, zeigt, dass er Großes vorhat. Und wirklich, der Linken geht es ums Ganze. »Am Beginn des 21. Jahrhunderts sind die Völker der Welt näher zusammengerückt«, steht in dem »Aufruf zur Gründung einer neuen Linken«. Nahe stehen sie sich, weil »alle Menschen ein gemeinsames Schick­sal verbindet«. Doch wo das Schick­sal herrscht, geht es ungerecht zu. Ein Schul­diger muss her: »Im rücksichtslosen Kampf um Macht und Einflusssphären missachten vor allem die Vereinigten Staaten von Amerika die Menschenrechte.« Den bösen Buben stehen noch andere zur Seite: »multinationale Konzerne«, »internationale Finanzmärkte« oder schlicht »Reiche«. Aber ihnen wird der Laden um die Ohren fliegen. Denn ihre Gier erzeugt die »Bereitschaft zum Terrorismus«. Selbst schuld also. So was kommt von so was.

Doch die Linke hat eine Vision. »Sie will eine solidarische Gesellschaft, in der die freie Entwicklung einer und eines jeden die Bedingung der freien Entwicklung aller ist.« Wer darf sich hier frei entfalten? Es handelt sich nicht um die »Reichen«. Gemeint sind die Besitzer der »2,9 Millio­nen Unternehmen, die weniger als 10 Millionen Euro Umsatz machen und der über eine Million Kleinbetriebe, die in Deutschland weniger als zehn Beschäftigte haben«. Ihnen soll es gut gehen. »Nur dann können Markt und Wettbewerb ihre Wirkung entfalten und den gesellschaftlichen Wohlstand steigern.«

Und damit es so weit kommt, legt sich die Linke ins Zeug. »Die Linke kämpft …«, »die Linke bekennt sich …«, »die Linke widersetzt sich …«. Die Linke macht und tut.

Wenn alles klappt, dann können die Mittelständler Deutschlands und aller Länder endlich ungestört von Spekulanten, Großkonzernen, Bonzen und den Amis ihren Geschäften nachgehen.

Um diese Einsicht zu verkünden, hätte man freilich kein Manifest gebraucht. Da­zu hätten wie bei anderen Parteien »Leit­linien« oder »Strategiepapiere« genügt.