Oh mein lieber Jupp!

Der Terminator von tobias kaufmann

Glückwunsch, Gladbach! Während das ganze Land von der WM abgelenkt war, hat der Traditionsverein (inzwischen ohne Bökelberg) seinen Ex-Ex-Ex-Ex-Trainer wie­der zurückgeholt: Jupp Heynckes. Gut so. Mal wieder ein bisschen Glamour, nachdem man unter dem biederen Horst Köppel ein Jahr lang ohne jede Abstiegsgefahr im Mittelfeld der Bundesliga herum­gekrebst ist. Das kann natürlich nicht sein, zumal das ursprüngliche Vereinsziel ja bereits im Laufe der vergangenen Saison erreicht wurde: endlich meinen 1. FC Köln in der ewigen Bundesligatabel­le zu überholen.

Sportlich fair, wie die Niederrheiner sind, möchten sie das Polster nicht zu groß werden lassen, während der 1. FC eine weitere Ehrenrunde in der Zweiten Liga dreht und auf dem Weg zum Meistertitel im Jahr 2008 noch mal kurz in Burghausen und Aue vorbeischaut. Und dafür ist Heynckes genau der richtige Mann.

Zyniker mögen einwenden, Mönchen­gladbach hätte doch gleich Dick Advocaat behalten können, wenn es sich so nach Abstiegskampf sehnt. Aber Fußballästheten kennen den feinen Unterschied. Advo­caat hat eine miese Truppe in eine teurere miese Truppe verwandelt. Aber Heynckes hat als einziger die Fähigkeit, in einer funktionierenden Mannschaft den großen Umbruch zu fordern und mit diesem den sportlichen Totalabsturz zu begründen. Siehe Schalke 04. Vor Heynckes war der Verein regelmäßig international dabei, mit Heynckes befand er sich im Ab­stiegskampf, nach Heynckes in der Cham­pions League.

Legendär war auch, wie »Don Jupp« in Madrid zwischendurch Bodo Illgner aus dem Tor nahm und ihn durch eine spanische Version von »Pannen-Olli« ersetzte. Macht Platz vier in der Meisterschaft. Und das muss man mit Real Madrid erst mal schaffen. Auch dem total überschätzten Spektakel »Fußball 2000« der Frankfurter Eintracht hat Heynckes ganz konsequent ein jähes Ende bereitet. Okocha raus, Schupp rein: Willkommen im Abstiegskampf!

Aber bisher haben nervenschwache Präsidenten dem großen Jupp immer den Stuhl vor die Tür gesetzt, bevor er sein Werk vollenden konnte. Wünschen wir der Borussia also von Herzen viel Geduld! P. S.: Danke für Thomas Broich.

Tobias Kaufmann ist Mitglied des 1. FC Köln und schreibt an dieser Stelle unregelmäßig über Jupp Heynckes, den neuen Trainer des Kölner Erzrivalen Borussia Mönchengladbach.