Nachrichten

Einmalig

Tempo. Diese Woche, am 8. Dezember, soll sie nun endgültig erscheinen: die Sondernummer, Jubiläumsausgabe, Gedenkzeitschrift oder wie auch immer man diese Spezial-Ausgabe der Zeitschrift Tempo nennen mag. 300 Seiten stark soll sie sein, Autoren von damals werden schreiben und solche, die damals noch zu jung für die Tempo-Zeit waren, heute aber so etwas wie deren Geist verkörpern, also die Stuckis dieser Welt.

Die Auflage wird hoch sein, um die 240 000, und das Magazin wird auch gleich Monate lang am Kiosk erhältlich sein. Auch nach wiederholter Anfrage behauptet der Interims-Chefredakteur Markus Peichl standhaft, dass es bei dieser einmaligen Sondernummer bleiben soll. Der Ehrgeiz scheint zu sein, es nochmals allen zeigen zu wollen und dann aber auch wirklich für immer und ewig Geschichte zu bleiben. Vielleicht, weil man selbst weiß, dass eine echte Neuauflage von Tempo nicht von Erfolg gekrönt wäre und es bereits die Jugendpostille Neon gibt, gegenüber der man wahrscheinlich von Anfang an ein wenig zu alt aussehen würde.

So platziert man einen Paukenschlag und tritt wieder ab, wenn es am schönsten ist. Das hat Größe, und damit macht man es bestimmt besser als das zombieske Lifestyle-Blatt Park Avenue, das nur noch existiert, damit der Verlag sich nicht selbst einräumen muss, einen Flop produziert zu haben.

Auch auf Anfrage gab es leider kein Vorab-Rezensionsexemplar der Super-Tempo. Man will die Bombe einfach noch nicht vorab platzen lassen. Ab Freitag kann man sich selbst davon überzeugen, ob hier nur unnötiger Medienrummel verbreitet wurde oder ob man dann wirklich eine Zeitschrift in der Hand halten wird, die man sich ins Regal stellt wie ein Buch. (aha)

Der Gegenentwurf

Neues Deutschland. Die Zeitschriftenbranche zittert bereits vor dem deutschen Ableger der Vanity Fair, der ab dem Frühjahr kommenden Jahres Deutschland überrollen und alles zwischen Bunte und dem hinterletzten Peoplemagazin plattmachen soll. Man befürchtet, dass Ulf Poschardt und sein Team da etwas zusammenbrauen, das eine Marktmacht haben könnte, die den ganzen Lifestyle-Magazinmarkt einfach verschlucken könnte.

So ist es auch zu erklären, dass Gruner und Jahr jetzt anscheinend dem etwas entgegensetzen möchte, mit einem Magazin, das den Arbeitstitel Neues Deutschland trägt und dezidiert eine vorweggenommene Antwort auf die Vanity Fair sein soll. Neues Deutschland, das liest sich losgelöst von der Vorstellung, dass damit ein muffiges PDS-Blatt gemeint sein könnte, geradezu bedrohlich. Ein Neues Deutschland wünscht sich ja bereits Cicero, das rechtskonservative Altherrenblatt mit intellektueller Note, und was dieses Magazin Monat für Monat so an Peinlichkeiten fabriziert – von der Eva-Hermann-Debatte bis hin zu »Nazi Habermas« – das ist ja kaum auszuhalten. Und es gibt leider keinen Grund anzunehmen, dass dem Arbeitstitel Neues Deutschland etwas Besseres entwachsen könnte als so etwas wie Cicero. (aha)

Und doch noch einmal

»Borat«. Zugegeben: wir hatten geschworen, kein Wort mehr über »Borat«, den lustigsten Film des Jahres, zu verlieren. Weil alles zu dem Thema gesagt zu sein schien und jeder weitere Diskussionsversuch zu akuten Ermüdungserscheinungen führte. Doch während der Ausspruch »Nie wieder Deutschland« vielleicht noch Sinn ergibt, haben wir uns gegen eine »Nie-wieder-Borat-Debatte« entschieden.

Und das nicht, weil einige Leser dieser Zeitung es nicht ganz nachvollziehen können, dass wir einen Film wie »Borat« bedingungslos gutheißen können, sondern weil »Borat« längst nicht mehr nur antisemitische Klischees und rassistische Stereotype spiegelt, also von der Welt da draußen erzählt, sondern weil er eine Eigendynamik erreicht hat, die immer noch rotiert. Beispielsweise hat uns eben die Nachricht erreicht, dass sich Pamela Anderson von ihrem Mann, dem Rocker Kid Rock, trennen musste, weil dieser seiner Pam vorgeworfen hatte, sie habe sich in »Borat« selbst erniedrigt, womit er nicht leben könne. Für »Borat«-Gegner könnte das beruhigend sein, wissen sie doch jetzt, dass Kid Rock den Film auch nicht verstanden hat.

Aber noch schwerwiegender dürften die Folgen sein, die »Borat« in Rechtsfragen ausgelöst hat. Das ganze Dorf Glod, das in dem Film gezeigt wird und als typisches kasachisches Dort porträtiert wird, in dem es ausschließlich Vergewaltiger, Hinterwäldler und Antisemiten gibt, will nun Schadensersatz in Millionenhöhe. Die Einwohner fühlten sich diffamiert und missbraucht, geben sie gegenüber ihren Anwälten an.

Das Gute für Sacha Baron Cohen alias »Borat« ist, dass ihn die Forderungen nicht weiter stören müssen. Sie kurbeln den Erfolg seines Films, der bereits das Zehnfache seiner Kosten eingespielt hat, weiter an, und wahrscheinlich zahlt Cohen am Ende, wenn er den angestrebten Prozess als Promotion nicht mehr braucht, ganz bereitwillig und aus Dank ein paar Milliönchen an die Dorfbewohner. (aha)

Das war’s

Harald Schmidt. Nur noch kurz ein paar Worte zu Harald Schmidt. Der hat vorige Woche die Bambi-Gala moderiert, also Reh-Pokale an Prominente aus der deutschen Film- und Fernsehwelt und an sonstige Showgrößen verliehen. Derartiges kann man ja machen als Harald Schmidt, aber ein wenig wehmütig konnte man dabei schon werden. Denn man bekam nochmals vor Augen geführt, dass dieser Mann endgültig verloren ist. Hat seine eigene Show ja schon keinen Witz mehr, machte er nochmals deutlich, dass Komik auch gar nicht mehr zu seinen Ansprüchen gehört. Der Mann verramscht sich jetzt lieber selbst, nimmt nochmals alles mit und geht ganz auf in seiner neuen Rolle als Mitmacher und harmloser Spaßonkel. Es war einmal so schön mit Harald Schmidt, aber das ist lange her. (aha)