Der Häuptlingsrat rätselt noch

Viele indischstämmige Fidschianer unterstützen den Putschisten Bainimarama. Die im Häuptlingsrat organisierte indigene Aristokratie verhält sich abwartend. von ulrike röhrig, suva

Ein Putsch ist auf den Fidschi-Inseln keine ungewöhnliche Sache. Bereits dreimal hat das Militär in den vergangenen 20 Jahren die Macht übernommen. Doch der vierte Staatsstreich, den Anfang Dezember vergangenen Jahres der Kommodore Voreqe »Frank« Bainimarama führte, war der erste, hinter dem nicht nationalistische Fidschianer standen.

Entsprechend beliebt ist Bainimarama bei vielen indischstämmigen Fidschianern, die sich unter Premierminister Laisenio Qarase diskriminiert fühlten. Etwa 44 Prozent der Bevölkerung sind Nachkommen indischer Arbeiter, die von der britischen Kolonialmacht auf die Inseln geholt worden waren. Sie verpflichteten sich zu fünf Jahren Arbeit auf den Plantagen, doch die meisten blieben danach in Fidschi. Sie wurden Betreiber kleiner Unternehmen oder unabhängige Bauern auf gepachtetem Land.

Allerdings ist das Land noch immer zu über 80 Prozent in den Händen indigener Fidschianer. Gepachtet werden kann es für einen begrenzten Zeitraum, danach können die Besitzer neu darüber entscheiden. Dass die Landrechte ihnen wieder entzogen werden können, sorgt bei den indischstämmigen Bauern für ständige Unsicherheit.

Viele indigene Fidschianer dagegen haben ein besonderes Verhältnis zu ihrem Land. Auch die in der Stadt Aufgewachsenen fühlen sich dem Dorf zugehörig, aus dem ihre Vorfahren stammen. Sie können jederzeit dorthin und zur Subsistenzwirtschaft zurückkehren. Mit dieser Zugehörigkeit einher geht die Verpflichtung gegenüber dem Häuptlingssystem, dessen kleinste Zelle das Dorf ist. Dieses auf dem Erbadel basierende, hierarchisch streng gegliederte System ist typisch für die Staaten der Südsee.

Das höchste Gremium der indigenen Fidschianer ist der Große Häuptlingsrat, der von der kolonialen Verwaltung eingesetzt wurde und seit der Demokratisierung des Landes wichtige, in der Verfassung festgelegte Funktionen erfüllt. Die von niemandem gewählten Aristokraten sind unter anderem für die Wahl des Präsidenten zuständig und für Fragen des Landbesitzes, zudem benennen sie fast die Hälfte der Mitglieder des Senats. Die indo-fidschianische Bevölkerung verfügt über kein vergleichbar einflussreiches Gremium.

Nicht selten leben indigene und indischstämmige Fidschianer friedlich nebeneinander. Oft führten jedoch Streitigkeiten um das Land zu Konflikten zwischen den Bevölkerungsgruppen. Sowohl von der kolonialen Verwaltung als auch von der demokratischen Regierung wurden derartige Konflikte aber auch geschürt, um die verschiedenen Bevölkerungsgruppen zum eigenen Vorteil gegeneinander aufzuhetzen. Bislang hatten meist die nationalistischen indigenen Fidschianer die Oberhand. Die von ihnen angezettelten Putsche in den Jahren 1987 und 2000 haben zur Auswanderung insbesondere gebildeter indischstämmiger Fidschianer geführt.

Bainimarama ist ein indigener Fidschianer, er gilt jedoch als Befürworter einer »multikulturellen« Regierung und kritisierte »rassistische Reden« der ehemaligen Regierungspolitiker. Derzeit bemüht er sich um die Anerkennung auch des Großen Häuptlingsrats, der zögerlich agiert. In der nun eingesetzten Übergangsregierung sind Politiker beider Bevölkerungsgruppen vertreten. Bainimarama übernimmt allerdings gleich drei Ämter, er ist nun Premier-, Innen- und Informationsminister, zudem bleibt er Kommandant des Militärs. Die militärischen Kontrollstellen in den größeren Städten des Landes sollen vorerst bestehen bleiben, und es häufen sich Berichte über Verhaftungen, ein Gefangener soll in einer Kaserne zu Tode geprügelt worden sein. Der Putsch, den Bainimarama mit der Notwendigkeit begründet hatte, »unsere geliebte Nation von schlechter Regierungsführung zu befreien«, könnte den Fidschi-Inseln auch eine Militärdiktatur bescheren.