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Die Germanen kommen

True Metal. »Ladies and gentlemen, from the United States of America, all hail Manowar!« Orson Welles’ Stimme wird am Ende des Monats in etlichen Konzerthallen in Deutschland aus den Boxen dringen. Jeder Auftritt der Band beginnt mit dem Intro, das Welles in den Achtzigern auf einer Manowar-Platte beigesteuert hatte. Das neue Album »Gods of War« gelangte in der ersten Woche nach der Veröffentlichung auf den zweiten Platz der deutschen Charts.

Produziert wurde die CD im eigenen Studio der Band, »Haus Wahnfried«. Auf dem Cover halten äußerst muskulöse Supergermanen ihre Schwerter in die Luft. Zu ihren Füßen räkeln sich nackte Frauen. Der Albumtitel ist in Runenschrift abgedruckt. Und in den Songs geht es wie immer um Odin, Odins Blut, Odins Sohn, Loki, unsterbliche Krieger und den ganzen anderen Blödsinn, den Germanenkult, Männlichkeitswahn und Alkohol hervorbringen.

Es verwundert nicht, dass Manowar in Deutschland schon immer sehr gut ankamen. Aber ein Konzert von Manowar ist wie der Einkauf im heruntergekommenen Billigsupermarkt: Es ist erstklassiger Trash. Und deshalb kann man durchaus zu einem Auftritt in München, Stuttgart, Frankfurt oder Berlin gehen und sich amüsieren. Dass die Band aber nicht in Bayreuth spielt, ist ent­täu­schend. (mst)

Red, white and dead

Captain America. So genannte Superhelden müssen einiges ertragen. Sie schlagen sich mit den schlimmsten Schurken des Universums herum und tragen dabei durchaus schwere Verletzungen davon. Und manchmal müssen sogar Superhelden sterben. In der Ausgabe vom Januar 1993 bezahlte Superman einen Kampf mit dem Leben. In der vergangenen Woche gab es eine böse Überraschung für die Fans von Captain America. Die Figur wird in der aktuellen Aus­gabe der nach ihr benannten Comicserie mit mehreren Bauchschüssen getötet.

Captain America ist die bekannteste Figur in einer Reihe patriotischer, amerikanischer Superhelden. Nach seiner Einführung auf dem Comicmarkt 1941 trat er gegen die Nazis und die Japaner an. Im kalten Krieg trug er den Beinamen »Commie Smasher«. In den vergangenen Jahren fehlte Captain America jedoch das eindeutige Feindbild. »Linke Fans hätten es gern gesehen, wenn Captain America an der Straßenecke Reden gegen die Bush-Regierung gehalten hätte. Die rechten Fans hätten ihn am liebsten auf die Straßen Bagdads geschickt«, sagte der Skriptschreiber Ed Brubaker in der vergangenen Woche in den New York Daily News.

Die Liebhaber der Comicserie sollten aber nicht trauern. Superman ist zurückgekehrt. Und »The Atomic Mullah« wäre doch ein angemessener Gegner für Captain America. (mst)

Fang den Mörder!

Internet-Fahndung. Die Politik hat beliebte Internetportale wie Youtube, Second Life oder Myspace längst für ihre Zwecke entdeckt. Der Behördenapparat ist langsamer, holt aber auf. Die Fahnder in den USA und in Kanada nutzen das Video-Portal Youtube und das Netzwerk Myspace, um Straftäter zu verfolgen.

Ein Täter, der nach einem Konzert in Kanada vor dem Club einen Jugendlichen ermordet hatte, wurde mittlerweile gefasst. 35 000 Menschen hatten sich auf Youtube die Bilder einer Überwachungs­ka­mera angesehen. Zwei Wochen nach der Veröffentlichung des Vi­deos stellte sich der mutmaßliche Mörder. Die Polizei führt das auf die Fahndung im Internet zurück.

Auf Myspace wird weiterhin nach einem Serien-Bankräuber aus dem US-Bundesstaat Arkansas gesucht. Die Besucher der entsprechenden Seite werden aufgefordert, sich die Bilder anzusehen, die verschiedene Überwachungskameras gemacht haben, und sich bei der Polizei zu melden, wenn sie über Informationen verfügen. Die Internetseite ist lustig aufgemacht, es ertönt ein Song aus dem Film »Police Academy« mit dem Titel »Citizens on Patrol«.

Die Bürger auf Streife zu schicken, ist wiederum kein sonderlich neuer Einfall. Man kennt das Prinzip auch in Deutschland von der Fernsehsendung »Aktenzeichen XY ungelöst«. Das Bedürfnis, sich voyeuristisch an dem Schrecken geschehener Verbrechen zu weiden und dann vielleicht noch den Hilfspolizisten zu spielen, dürfte die technologisch aufgemotzte Form ebenfalls befrie­di­gen. (mst)

Bob finds himself

David Lynch. Was über »Inland Empire« zu erfahren ist, macht neugierig. Zum ersten Mal hat der Regisseur David Lynch nur mit Digital-Video-Kameras gedreht. Der neue Film dauert bei­nahe drei Stunden und soll so surreal sein wie »Eraserhead«.

Wer die Zeit überbrücken möchte, bis »Inland Empire« im April in die Kinos kommt, kann die Werkschau »The Air Is On Fire« besuchen. Sie ist in der Fondation Cartier in Paris zu sehen. Lynch präsentiert dort Gemälde, Fotos, Filme und Klanginstallationen aus 40 Jahren seiner Arbeit. Als besonders Aufsehen erregend gelten Lynchs Aktfragmente. In der Fotoserie »Distorted Nudes« verwandelt er erotische Fotografien von 1840 bis 1940 in abstrakte Reste von Frauenakten. Auf einem anderen Bild hat Lynch einen Frauenkörper mit einem Riesenpenis als Kopf versehen. Trotz des esoterischen Unfugs, dem der Guru-Anhänger Lynch in seiner Freizeit nachgeht, hat er anscheinend seinen Humor bewahrt. Das Bild heißt: »Bob finds himself in a world for which he has no un­der­stan­ding.« (mst)

Die Familie kehrt zurück

Charles Manson. Serienkiller oder Massenmörder liefern der Filmbranche immer wieder Material. Verwunderlich ist, dass es über die Manson Family bisher lediglich den Fernsehfilm »Helter Skelter« von 1976 und das Remake von 2004 gibt. Der Regisseur Marcus Nispel will deshalb einen Kinofilm über die Bande drehen, die 1969 auf die Befehle ihres Anführers Manson hin zahlreiche Menschen ermordete. Dabei braucht die Welt eigentlich keinen Film über Manson. Denn wenn man den aufgeblasenen Pop-Mythos um ihn beiseite lässt, ist er eben doch nur ein rassistischer Mörder. (mst)