Nachrichten

Ein Fall für den Inspektor

Phil Spector. Die Popwelt lässt sich in zwei Bereiche einteilen: den Glamour und den Trash. Der Glamour ist der schillernde Traum vom Glück. Im Trash zeigt sich das oft komische und absurde Scheitern des Traums. Den Musikproduzenten Phil Spector hätte man bislang wohl eher als glamouröse Figur bezeichnet. Er hat in den Sechzigern den »Wall of Sound« erfunden, mit dem er den Klang der Popmusik bis heute geprägt hat. Er hat Musiker und Bands wie Ben E. King, die Beatles, Leonard Cohen, Ike and Tina Turner oder die Ramones produziert. Was für den Glam-Faktor sehr bedeutend ist: Spector galt stets als äußerst exzentrisch. Sollte er jedoch wegen Mordes schuldig gesprochen werden, wäre das traurigerweise bester Trash. Seit März steht der 67Jährige vor Gericht. Er soll im Jahr 2003 die Schauspielerin Lana Clarkson erschossen haben. In der vergangenen Woche konnte die Verteidigung jedoch die Aussage eines wichtigen Belastungszeugen als teilweise unglaubwürdig entlarven. Vielleicht hat sich Clarkson, wie Spector behauptet, also doch versehentlich selbst erschossen. Und bei aller Liebe zum Trash: Besser wäre es, Spector bliebe uns einfach nur als eine glamouröse und exzentrische Figur in Erinnerung. (mst)

Der Briefkasten aus dem All

30 Jahre Merchandising. Auf den Straßen in Los Angeles trifft man immer auffällige Gestalten. In der vergangenen Woche hat sich ihre Zahl jedoch deutlich erhöht. 10 000 dem Anlass gemäß verkleidete Besucher haben in der Stadt den »Star-Wars-Kongress« besucht. Vor 30 Jahren kam der erste Teil der Filmreihe in die US-Kinos. Seither streitet man sich: Sind die in dem Streifen als die Guten dargestellten Rebellen die Vietcong im All oder reaktionäre Antiimperialisten in Raumschiffen? Sind R2D2 und C3PO ein schwules Roboterpaar? Muss man sich über die Reminiszenz an Leni Riefenstahl am Ende des Films aufregen? Oder ist das Spektakel nur mit allerlei Spezialeffekten aufgeblähter Superkitsch, zu dem sich gut Popcorn essen lässt? Wie auch immer man die Fragen beantwortet: Man muss dem Regisseur George Lucas zugestehen, dass er in Sachen der Vermarktung den Krieg der Sterne gewonnen hat. Immer noch wird Merchan­dise aller Art produziert. Die US-amerikanische Post will eine Briefmarkenserie herausbringen, auf der die wichtigsten Figuren des Films zu sehen sein sollen. Seit März stehen in den USA insgesamt 400 Briefkästen, die die Form des Roboters R2D2 haben. Das Magazin Empire erschien mit 30 verschiedenen Titelbildern, auf denen »Star-Wars«-Charaktere zu finden waren. Und für die Kleinen gibt es Sabberlätzchen in der Form der außeriridischen Pelzwesen vom Stamm der »Ewoks«. (mst)

Deckung, Pixelbombe!

Cyber-Terror. Ganze Landstriche zu zerstören, davon träumt so mancher Terrorist. Dank technischer Hemmnisse sind solche Szenarien bisher ausgeblieben. Im Cyberspace gestalten sich derartige Vorhaben einfacher. Hacker haben in der vergangenen Woche in der Internetwelt Second Life die Insel des US-amerikanischen Fernsehsenders ABC vollständig vernichtet. Nach Berichten der australischen Zeitung Sydney Morning Herald schmuggelten die Täter eine Bombe auf die Insel. Allerdings hält sich der Schaden dennoch in Grenzen. Linden Labs, der Betreiber von Second Life, konnte die Insel rekonstruieren. Die Verantwortlichen der ABC wollen in Zukunft bessere Sicherheitsmaßnahmen für die Niederlassung im Netz einführen. Vielleicht müssen die Besucher auf der digitalen Insel ja bald einen digitalen Finger­abdruck abgeben. (mst)

No Sympathy for the Devil

Boykottaufruf. Die Rolling Stones wollen in Tel Aviv auftreten. »Aha, na und?« werden Sie zu Recht sagen. Die Neuigkeit ist ja letztlich nur für die israelischen Anhänger der weltberühmten Rentnerband von Belang. Die Gruppierung »Palästinensische Kampagne für den akademischen und kulturellen Boykott Israels« sieht das anders. Sie hat einen offenen Brief an die Musiker verfasst. »Liebe Rolling Stones, die palästinensische Gesellschaft der Künste hat mit Unglauben Medienberichte über Ihren bevorstehenden Auftritt in Israel erhalten – in einer Zeit, in der Israel seine Kolonial- und Apartheidsentwürfe unvermindert fortsetzt, um weiter Palästinenser zu enteignen, zu unterdrücken und letztlich in einer ethnischen Säuberung von ihrem Heimatland zu vertreiben«, steht in dem Schreiben, mit dem die Band dazu aufgefordert wird, das Konzert in Israel abzusagen. Mick Jagger, Keith Richards und die anderen Mitglieder der Kapelle haben sich bisher nicht zu dem Brief geäußert. Vielleicht tun sie das einzig Vernünftige und ignorieren ihn einfach. Andererseits wäre es aber auch durchaus sinnvoll, den Auftritt in den Gaza-Streifen oder in die Westbank zu verlegen. Es wäre wirklich an der Zeit, den Zuschauern dort »Sympathy for the Devil« einzubläuen. (mst)

Er war ein Cowboy

John Wayne. Er ist nicht überall gut beleumundet. »John Wayne was a Nazi«, betitelte die Punkband MDC in den Achtzigern einen Song. Dass der Schauspieler ein Bild von Adolf Hitler in seiner Weste trug, wie der Liedtext nahe legt, kann man getrost als Lüge abtun. Als erz­konservativ kann man Wayne aber wohl doch bezeichnen. In der McCarthy-Ära spielte er bereitwillig in »Big Jim McLain« einen Kommunistenjäger. Den Vietnam-Krieg hat er nicht nur filmisch mit dem Propagandastreifen »The Green Berets« unterstützt. Glücklicherweise ist er nie Politiker geworden, obwohl es Angebote aus der Republikanischen Partei gab. Stattdessen hat er die Ikonografie des Westernfilms entscheidend geprägt. Dieser Tage wäre Wayne 100 Jahre alt geworden. Das ist vielleicht eine Gelegenheit, sich wieder einmal einige alte Filme mit ihm anzusehen. Im Gegensatz zu den bereits genannten haben etwa Howard Hawks und John Ford ja auch wirklich gute Filme mit dem Schauspieler gedreht. (mst)