2. Juni 2007

Am 2. Juni 1967 schießt nach einer Demonstra­tion der Kriminalobermeister Karl-Heinz Kurras im Hof der Krummen Str. 66/67 in Berlin den 26jährigen Studenten Benno Ohnesorg mit seiner Walther PPK, Kaliber 7,65, in den Hinterkopf. Ohnesorg stirbt wenig später an der Verletzung. Der Todesschütze, ein Beamter der Politischen Polizei in Zivil, behauptete, der Schuss habe sich versehentlich gelöst. In einem Gespräch mit dem Stern renommierte er keinen Monat später: »Wenn ich gezielt geschossen hätte, wie es meine Pflicht gewesen wäre, wären mindestens 18 Mann tot gewesen.« Obwohl seine Aussagen durch Zeugen, auch Polizeibeamte, widerlegt wurden, sprach ein West-Berliner Gericht Kurras im November 1967 frei. 1971 kehrte er in den Polizeidienst zurück und wurde 1987 pensioniert. Die Versuche der Polizeiführung, des Senats von Berlin und der Zeitungen aus dem Hause Springer, den wirklichen Tathergang zu vertuschen, und der Freispruch des Totschlägers veränderten den Protest der Studenten. Hatte sich bis dahin ihr Blick auf den US-amerikanischen Krieg in Vietnam und feudalistische Regimes wie im Iran gerichtet, so wendet sich die Kritik nun gegen den eigenen Staat. Dieser »Schuss in viele Köpfe« (Michael Sontheimer) radikalisierte die außerparlamentarische Bewegung und wirkt bis heute nach.

Uwe Soukup hat in einem lesenswerten Buch die Ereignisse des 2. Juni und deren politische Vor- und Nachgeschichte rekonstruiert: »Wie starb Benno Ohnesorg? Der 2. Juni 1967«, erschienen im Verlag 1900, Berlin 2007, 272 Seiten, 19,90 Euro.