2023 starben 40 Flüchtlinge beim Brand in einem mexikanischen Abschiebegefängnis, die Aufarbeitung verläuft schleppend

Weil es kein Wasser gab

Am 27. März 2023 erstickten 40 Geflüchtete bei einem Brand im Abschiebegefängnis der mexikanischen Grenzmetropole Ciudad Juárez. Ihre Bewacher:innen hatten sich geweigert, die Sammelzelle zu öffnen. Aktivist:innen gedenken der Opfer, doch in der Stadt hat sich die Stimmung gegen Migrant:innen gewendet und die staatlichen Ermittlungen verlaufen schleppend.
Reportage

Ciudad Juárez, Mexiko, 27. März 2023: In den Aufnahmen der Überwachungskamera des Abschiebegefängnisses sieht man Flammen aus der Zelle schlagen. »Und alles nur, weil es kein Wasser gab«, hört man die Beamtin Gloria Liliana R. sagen. Ein Kollege antwortet ihr: »Das habe ich euch schon heute morgen gesagt.« Die Beamtin redet ins Telefon: »Die brennen uns die Station ab (…) Sie haben schon eine Matratze angezündet (…) Was sollen wir tun? Es gibt keine Feuerlöscher, Mann. Der Rauch reicht bis hierher.« Ein Mann an ihrer Seite bemerkt: »Wir müssen die Tür aufmachen.« Worauf Gloria Liliana R. ihm erwidert: »Nein, wir werden sie nicht rauslassen, das habe ich diesen Typen schon gesagt.«

Zu Beginn des Jahres 2023 begann in Ciudad Juárez, gelegen im Bundesstaat Chihuahua an der Grenze zu Texas, die gesellschaftliche Stimmung umzuschlagen. Die Stadt galt in der Covid-19-Pandemie noch als beispielhaft dafür, wie die humanitären Herausforderungen der repressiven US-amerikanischen Abschottungspolitik und des Exodus aus der Karibik, Mittel- und Südamerika mit Solidarität und logistischer Bravour gemeistert wurden. Die Grenzmetropole muss täglich aus dem Süden Ankommende wie aus dem Norden Abgeschobene aufnehmen, ohne dafür ausreichende bundesstaatliche Mittel zu erhalten.

Auf der Rückseite des Abschiebegefängnisses klafft ein rußgeschwärztes Loch – dort, wo die Feuerwehrleute die Wand aufbrachen, um Leichen und Überlebende ins Freie zu tragen.

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