Tropfende ­Nachtgewässer

Platte Buch von thomas blum

Aus Dresden kommt diese ganz famose Band. Man hält das erst gar nicht für möglich, weil man ja weiß, dass aus Dresden sonst nichts kommt. Wenigstens nichts Gutes.

»Musik wie ein Soundtrack zu Kamerafahrten über treibende, rinnende, tropfende, gelassen dahinfließende Nachtgewässer«, hieß es in der Jazzzeitung vor ein paar Jahren, als diese Musik beschrieben werden sollte. Hm. Was sind denn »tropfende Nachtgewässer«? Egal. Und weiter: »Musik zu offenbar nicht existierenden Filmen.« Auch so eine Phrase aus der Jazz­zeitung, die man nirgendwo mehr lesen mag.

Und doch handelt es sich hierbei um eine im besten Sinne nett und sehr unaufgeregt vor sich hinfließende Harmlosigkeitsmusik, die sich zwischen Pausenmusik und dynamisiertem Melancholie-Pop nicht recht entscheiden kann und die gleichermaßen an Bands wie Tortoise erinnert wie an die Weilheimer Indie­szene, ein bisschen arg mit Wehmuts- und Schwermuts­pianoklängen verzuckert, eine Art Postrock-Elektronik-Jazz-Soundscape-Downtempo-Indie-Instumentalpop-Bastard.

Haha, jetzt habe ich doch tatsächlich so­eben eine neue Musikrichtung erfunden.

Zwischen Besinnlichkeit und leiser Komik changiert das beinahe rührend hübsche Cover des Albums, das eine brennende Kerze zeigt, die aus einem Brotlaib ragt. Das ist wirklich sehr schön. Tatsächlich ganz so, als habe man ein passendes Bild zur Illustration der Musik finden wollen.

Tijuana Mon Amour Broadcasting Inc.: Cold Jubilee (Of The Snow Queen). Büro/Hausmusik